Kucha

Schroffe Felsen, Canyons, Felswände in Höhlen

Heute war reich an Spannung und Abenteuer. Sogar die Angestellte am Schalter musste laut lachen. Es fing gleich mit dem Frühstück an. Die chinesische Küche rauf und runter, warm und kalt mit uigurischen Ergänzungen. Ach ja, in einer Ecke gab es Toastbrot, Butter u.ä. Da hatte es sich gelohnt, rechtzeitig aufzustehen. Konnte eh vor Spannung nicht lange schlafen. An der Rezeption kannte niemand die historischen Highlights der Stadt und. Umgebung. Musste ich erst ein bisschen erklären. Na ja eine Taxinummer haben die mir gegeben. Nach dem Packen und Auschecken bat ich um Vermittlung und Preisermittlung. Das funktionierte. Für meine Vorhaben also ein Taxi für den Tag, immerhin 50 €. Mit Übernachtung mehr als seit der Einreise nach China. Aber alles mit Rad durch die Berge? Nein Danke.
Also mit dem Taxi gefühlt kreuz und quer durch die Stadt bis ein Weg unter Autobahn und Eisenbahn in eine wilde Landschaft führte. Dann ein Tor. 40 Y Eintritt für ein paar Ziegel? Schließlich kam ich mit 10 durch. Von den vielen Signaltürmen an Chinas älter Westgrenze vor 1500 bis 1000 Jahren ein gut erhaltener. Weiter im Osten waren dann die Mauern. Die Lage war günstig vor den Bergen mit weiter Sicht über Vorland und Wüste. Dahinter einige buddhistische Höhlen ohne was drin. Musste nicht sein. Dann zu den Klöstern und Höhlen von Kizil. Wilde Landschaften, schroffe Felsen, Canyons, viele Farben. Grandios. Dann wieder Hochebene, Polizeikontrollen, Bäume als Saumbewuchs in der Ferne. Abzweig, dann steil in ein Tal, Grün, Wasser, Bäume. Wie eine Oase in der Wüste. An den Felswänden dann die Höhlen. Viele sind von Le Coq, Stein, Grünwedel geplündert und in Berlin ausgestellt. Aber mit Bombenschäden. Andere waren von Moslems oder Roten Garden zerstört. Was ist besser? Elgin Marbles in London, Nofretete in Berlin!? Oder Granatfeuer auf Budda-Bilder in Afghanistan. Was ist richtig, was ist gut. Auf jeden Fall sind viele Höhlen erhalten oder Teile davon. Es ist schon beeindruckend, was zwischen 300 und 600 an Kunstwerken entstanden ist. Fromme buddhistische Mönche lebten dort und schufen immer neue Gebets- und Gedenkhöhlen, meistens für reiche Sponsoren. Kucha war frühen ein buddhistisches Reich und beherbergte damals Kumarajiva, den Übersetzer der buddhistischen Literatur vom Sanskrit ins Chinesische. Mit den Höhlen wird heute sorgfältig umgegangen. Kleine Gruppen, nur weniges zugänglich, keine Fotos.
Auf dem Rückweg wieder viele Kontrollen mit Scannen der Ausweise etc. Es ist wirklich überall schwer bewaffnete Polizei. Jede Kreuzung, ständig Patrouillen, vor jedem Markt. Der Bahnhof ist eine Festung. Wie im Bürgerkrieg. Und das wegen der wenigen aktiven Uiguren?
Die Proteste sind verständlich, fehlt doch viel Autonomie. Die Häuser der Uiguren werden platt gemacht und ersetzt durch hunderte Hochhäuser allein in dieser kleinen Stadt. In Kashgar hat die UNESCO ihre Hand darüber. Aber hier und sonst in Sinkiang?
Nach der Rückkehr dann sofort zum Bahnhof, Ticket besorgen. Finde mal den Bahnhof ohne Schilder in einer etwas anderen Sprache und Schrift? Dann Polizeikontrollen nur, im zum Schalter zu kommen. Durch die modernen Anzeigen wusste ich, dass morgen zwei Züge nach Urumchi fahren und noch Plätze frei sind. Also malte ich auf, was ich wollte: mit dem Zug nach Urumqui, aber mit Fahrrad. Dann musste die Dame laut lachen. Wenigstens hatte die es verstanden. Mit den Übersetzungen im Reiseführer klappte es dann ganz gut. 10 Minuten später war ich stolzer Besitzet einer Fahrkarte für immerhin 56 Y, oder 7 €. Die Strecke geht immerhin durchs Gebirge und ist vielleicht 700 km lang. Ich bin gespannt, das Abenteuer geht weiter. Ein neues Hotel, Geldautomat, Essen fassen in Chinesisch sind da schon normale Angelegenheiten. Ein bisschen Sprache und Schrift geht schon.
Nur muss ich morgen im 5.30 aufstehen, denn der Zug fährt um 7.14 ab. Bei den vielen Kontrollen halt etwas eher. Mal sehen, wo ich morgen Abend bin.
Ach so, noch ein Nachtrag. Im Bus gestern lief die ganze Zeit der Fernseher. Kein chinesisches Programm, sondern türkisches und kasachisches: Theater, Kabarett, Kultur. Schon überraschend. Und viele im Bus lachten und klatschten. Die Lieder etc kannten sie offensichtlich.

Viel zu schade, um im Hotel in Kucha zu schlafen

Ein ruhiger Tag war geplant. Manchmal ist es eben anders. Nach dem Auschecken gab es in der nahen Passage ein nettes Frühstück mit 2 Teigtaschen, ein Teller Suppe und grünen Tee. Aus Aksu heraus ging es leicht bergan, es wurde jedoch immer grüner. Auf den nächsten 70 km Felder, Wiesen, Wälder. Das hatte ich lange nicht gesehen. Grasende Kühe. Da hab ich natürlich gleich Obst und eine Honigmelone gekauft. Das zweite. Frühstück wär dann eine halbe Melone. Schon überraschend am Rand der Taklamakan. Der Ort Aksu ist türkisch und heißt „Weißwasser“. Liegt wohl an den Flüssen aus dem Tienschan, bevor sie in der Wüste versickern. Überall Dörfer, Bauern und Märkte. Viele traditionelle Dörfer werden abgerissen und durch Strassenstädte ersetzt. Dahinter vielleicht eine Fabrik. Dann plötzlich ein Berg am Horizont und schon geht es einen Pass hoch und dahinter wieder Wüste. Und dann haben sie auch noch die Landstraße weggenommen für die Autobahn. War natürlich nirgends verzeichnet. Und nun sollte ich durchs Gebirge? Also Autobahnauffahrt, Beschwerde beim Gebührenhäuschen (ja Maut gibt es auch hier) eingelegt und dann an auf die Autobahn. Verbotsschild für Räder ignoriert. Tut die Polizei auch. Nur was machen auf der Autobahn bei Einbruch der Nacht oder Hunger?
Dafür ist es wie bei Kraftwerk in den 70ern. Es rollt phantastisch. Nach fast 70 km, es wurde gerade dunkel, da tauchte ein Rastplatz auf. Umleitung Autobahn über Parkplatz wegen Kontrolle. Aber nicht viel los. Kneipe hatte gerade geschlossen. Trotzdem lud mich die Polizei auf einen Tee ein, auch weil die neugierig waren. Auf der anderen Seite wohl Hotel. Ich wollte lieber in die Stadt Kucha. So entstand der Plan, die Polizei fragt alle Busse, die ja wegen Kontrolle anhalten müssen, ob die mich bis Kucha mitnehmen. Der 10. Versuch klappte, der Bus hatte Platz und fuhr nach Kucha. Das Rad musste ich ein wenig zerlegen, dann ging’s. So war ich um 23.30 in Kucha. Wird allerdings wie Ku’tschia ausgesprochen. Die Polen kämen mit den Lauten gut zurecht.
Nach dem Ausladen der vielen Teile vom Rad und den vielen Taschen ein heftiges Palaver und Verhandlung über den Preis vor großem Publikum. War trotzdem zu teuer, es war aber schon spät und ich wollte ins Bett. Das Fahrrad war eh noch zusammenzubauen. Dafür stand sehr viel fachkundiges Publikum zur Seite. Wo aber schlafen? Kleine Stadt laut Führer. Hotel soll es geben. Na ja, die Richtung stimmte bei allen überein. So fuhr ich los, Licht ging. Und nach drei Kilometern das Hotel. War nur das Grand Hotel. Aber Bergsteiger liefen herum. Weiter wollte ich auch nicht mehr. Dann ein Zimmer für 50 €. Aber was für ein Zimmer! Riesenbad, drei Räume, Sofas, Computer etc. Eigentlich zu schade zum Schlafen. Erstmal Bad in der Wanne, Getränke daneben. So gehts, Herr Doktor. Erst spät bin ich eingeschlafen. Einmalrasierer gabs auch. So seh ich wieder ordentlicher aus.

Mondlandschaften

Über den heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Auf der Landstraße immer weiter nach Osten. Noch 160 km bis Aksu, 400 km bis Kucha. Rechts die Eisenbahn, links die fast fertige Autobahn. Relativ eben, kaum Steigungen, Rückenwind. Links die Ausläufer des Tienshan mit 2500m, rechts die Taklamakan. Mondlandschaften auf beiden Seiten. Wenig Grün. Alle 50 bis 100 km eine kleine Ortschaft. Die Strasse ist gut, hat zwei Spuren und Randstreifen. Gut für mich. Es liegen nur überall kaputte Reifen herum. Gegen Mittag hatte ich mir ein paar Drahtstücke in den Hinterreifen gezogen. Reifen platt. War aber nur ein kleines Loch. Trotzdem lästig, da alles Gepäck runter musste und der Hinterreifen ausgebaut. So ist das halt.
Manchmal ist der Verkehr sehr dicht, manchmal kein LKW weit und breit.
Morgen geht es Richtung Aksu immer weiter nach Osten.