Länder

Anruf aus China

Es ist kaum zu glauben, vorhin kam ein Anruf von einer mir völlig unbekannten Nummer mit der angezeigten Landeszuordnung China. Als ich abnahm, war Jürgen dran. Ich habe mich richtig gefreut, na klar, nach 3 Tagen ohne Nachricht. Er stand genau auf der Markierung des Nordpolarkreises und war sehr glücklich. Heute ist Tag-/Nachtgleiche; klasse getimt! Offenbar haben die Kanadier dort ein Festnetztelefon oder so etwas ähnliches hingestellt und die Anrufe nach Europa werden eben über China abgewickelt…

2 bis 3 Tage will er noch an dieser Grenze lang fahren und dann nach einem Bus oder einem kleinen Flugzeug Ausschau halten, um zur nächst größeren Stadt zu kommen. Denn in einer Woche ist ja der Rückflug von Anchorage nach Leipzig gebucht. Ich denke, er hätte ziemliche Lust noch länger zu bleiben und weiter zu radeln. Mal sehen, wie seine Ankunft im realen Leben abläuft. Das wird sicher nicht ganz einfach für ihn nach diesen großartigen Erlebnissen.

Ich bin wieder in Deutschland und blicke auf China zurück …

Der letzte Tag. Zeit für ein kurzes Resümee. Ein riesiges Land, so groß wie Europa. Sehr vielfältig, aber monolithisch. Sehr freundliche und hilfsbereite Menschen, meistens. Sie sind dem Fremden gegenüber häufig hilflos. Viele ältere Menschen haben diese stoische Gelassenheit und Nachsicht mit diesem tiefgründigen Lächeln. Jüngere Menschen sind da viel hektischer. Die chinesische Klassiker von Konfuzius bis Laotse scheinen keine Bedeutung mehr zu haben. Wenn Du denkst, die lesen in ihrer roten Maobibel, ist es doch das rote Handy mit Klapphülle. Gut sind die vielen öffentlichen Toiletten in den Städten, höchsten 400 m bis zur nächsten. Unverschämt die Eintrittspreise für Museen, Kulturstätten etc. Zu Dunhuang hatte ich was geschrieben. Um den Fußgängertunnel nach Pudong zu nutzen, sind 120 Y zu zahlen. Sehr praktisch sind die Stöpsel im Waschbecken: funktionieren immer und können nicht geklaut werden. Die Installationen sind vorhanden aber nicht verstanden. In den Neubauten sind die Fenster aus Alu ein Katastrophe. VW hat ein Monopol auf Taxis: zu 90% VW Santana.
Polizei überall, vor allem im Westen. Ewige Kontrollen. Bahn ein Hochsicherheitsbereich. Ohne Scan kommst Du nicht in die Schalterhalle. Und dann gehts es heftig weiter. Bei Bussen ist es viel einfacher. An den Flughäfen ganz anders: keine Polizei, keine Scans, erst vor dem Boarding.
Grandiose Landschaftem, das ganze Land eine einzige Baustelle, bis auf Hochgebirge und tiefe Wüsten, keine Widerstände oder Widersprüche. Eine kontinuierliche Geschichte seit 3000 Jahren, Chin Shi Huangdi oder Mao oder Deng ist egal. Sehr fleißige Menschen, hohe Kultur, aber sehr auf sich gerichtet. Minderheiten haben Exoten-Status wie Gorillas oder Pandas. Hervorragende Strassen, aber wehe es wird gebaut. Verkehrsschilder, Wegweiser etc sind unbekannt oder tauchen auf, wenn Du davor stehst. Nur bei Autobahnen ist es ok.

So habe ich trotz viel Zeit und zwei Navigationssystemen nicht den Weg rechtzeitig zum Flughafen gefunden. 45 min vor Anflug wird alles geschlossen. Ich kam 40 min vor Abflug. Feierabend. Also ging nichts mehr. Wenn Chinesen allein verantwortlich sind, geht alles. Sobald Staat oder Partei oder Kombinat, geht nichts mehr. Daran wird die rasante Entwicklung Chinas ihr Ende finden. Schrift und Sprache sind schwierig. Ich bin allerdings in mehr als 6 Wochen gut zurecht gekommen. Eine Lösung gibt es eigentlich immer, das ist das große Plus in dem riesigen Land.

Dass Chinesen Europa überrollen könnten, ist nicht zu befürchten, da es kaum Karten gibt und niemand eine Karte lesen kann. Ich habe niemanden getroffen, der Karte lesen konnte und auf den chinesischen Karten habe die Leute ihre Strasse oder ihr Hotel nicht gefunden.
Ich habe vielleicht 100 chinesische Fernradler getroffen oder gesehen. In Deutschland triffst Du an der Elbe so viele am frühen Morgen in einer Stunde.
Es gibt viel zu sagen zur Silbenschrift, zur einheitlichen Kultur, zu den Stäbchen, den Brüchen in der Geschichte, den Diktatoren, dem klassischen Beamtentum etc. Es ist sicherlich ein spannendes Thema oder auch viele Themen. Ich habe mich wenigstens die ganze Zeit in dem Land wohl gefühlt, mit einigen Ausnahmen.
So bin ich jetzt wieder in Deutschland angekommen, mit. Bahnstreik etc. Aber auch hier gibt es für jedes Problem eine Lösung, oder mehrere. So ähnlich.

on the road to shanghai!

Die Fahrt nach Shanghai rein war einfach grandios. Selbst nach Mitternacht waren Bund und Pudong Finance Center noch hell erleuchtet. Auf den Strassen war nicht so viel los wie in New York. Die Athmosphäre war jedoch beeindruckend. Wolkenkratzer in Serie im Bau, aber jeder anders. Gerade ist einer mit über 500 oder 600 m im Bau. Gedreht. Sieht aus, als hätte der Architekt den Entwurf zerknüllt in die Ecke geworfen. Der Oriental Pearl Tower mit 468 m wirkt dagegen klein und mickrig. Im Museum zur Stadtplanung wirkt der neue Turm noch gewaltiger. Zum Glück hatte ich per Zufall im Reiseführer eine billige Unterkunft direkt am Bund gefunden, so dass ich schnell ein Zimmer hatte: Captains Guesthouse, mit openair-Bar in der 6. Etage, Blick auf Pudong. Nur ist das Bier 10 mal so teuer wie sonst in China.
Der Weg nach Shanghai war wieder chinesisch: wegen Baustelle endet die Strasse, fertig. Umleitung? Warum? Die Taxifahrer wissen es doch. Navi nützt da wenig und Google Earth erfasst die neue Situation ungefähr zur nächsten Jahrhundertwende. Mit viel Phantasie fand ich dann zur alten Strassentrasse zurück und fuhr unter der neuen 6-spurigen Hochstraße im Bau entlang. Zusätzlich noch Rampen und Kreuzungen in drei Ebenen. Abenteuerlich. Und dann meinte der Himmel es noch gut mit mir und öffnete die Schleusen. Dunkel wird es ja eh sehr früh. Um so toller der Eindruck vom Bund.

lost heaven

Meine Schlemmerreise durch China hat seinen Höhepunkt und sein Ende gefunden. Im „Lost Heaven“ habe ich den kulinarischen Himmel gefunden. Allein deswegen hätte sich die lange Reise gelohnt. Wunderbare Mini-Frühlingsrollen mit süß-saurer Soße und danach Hähnchenbrust nach Yunnan-Art in scharfer Soyasauce. Dazu Rotwein (Malbec aus Argentinien) und Pelegrino. Einfach göttlich in sehr schönen stilvollen Räumlichkeiten, nettes Personal. Das Ganze in einem schönen grünen Gärten bei Sonne, Wärme und etwas Wind. Einfach perfekt.

wastl und die chinesischen Köche

Richtig frischen Fisch. Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Nur war der Fisch ziemlich groß und schwamm noch im Becken. Schließlich hatten wir und auf die Menge geeinigt. Zuerst kam eine Schüssel mit zwei Sorten Sud auf die Herdplatte auf dem Tisch. Der Küchenjunge kam noch mit einer Schale Chilischoten, um die Menge zu klären. Der Sud köchelte. Dann kam der halbe Fisch, und zusätzlich längs halbiert. Unter Protest stellte ich alles neben die Platte und schaltete aus. Totkochen wollte ich ihn nicht. Schließlich setzte ich mich durch. Dafür kamen dann alle Beschäftigten der Küche zusammen, um zu sehen, was ich mache. So hatte ich einen wunderbar zarten Fisch in einem göttlichen Sud. Ohne Messer und nur mit Stäbchen dauerte es eine Weile, bis ich fertig war.
Heute war das förmliche Ende der Reise. Ich hatte ja einen Brief vom OBM an seinen Kollegen im Nanjing dabei. Den habe ich heute vor dem Olympiastadion – gegenüber der Stadtverwaltung – übergeben. Immerhin war der Brief über 11.000 km in meiner Satteltasche über die Seidenstrasse geschaukelt worden. Er war noch völlig ok.
Presse war auch vor Ort und anschließend war ich vom Bereich internationale Beziehungen zum Essen eingeladen. Eine Zeitung hat dabei noch ein Interview gemacht und viele Bilder, mit und ohne Fahrrad, anschließend veröffentlicht.
Nanjing ist mit über 6 Mio eine sehr große Stadt. Schon früher, mit einer Stadtmauer von 34 km Länge. Ein paar Sachen habe ich mir am nachmittag und abend noch angesehen: Minggräber, Mausoleum von Sun-Yat-Sen und Museum, Konfuzius-Tempel mit Stadtviertel (da waren dann wieder die Dutzenden an Fremdenführern mit ihren Wimpeln und der Horde Menschen. Allein ist es da schon interessanter), Uferpromenade, Olympiastadion (die olympischen Jugendspiele waren dort gerade zu Ende gegangen).
Gestern Mittag war ich nach Wuhan gekommen. Bis der Nachtbus nach Nanjing fuhr, hatte ich noch Zeit, die Stadt anzusehen. Hauptstadt der Provinz Hubei mit über 6 Mio. Eine alte Pagode, wegen der Farbe wohl Gelber Kranich genannt, den Gedenkpark für die Opfer des Aufstandes von 1911 (der führte zum Sturz des Kaisers und zur Republik mit Sun-Yat-Sen als erstem Präsidenten und Nanjing als Hauptstadt Chinas, bis 1949), der Altstadt am Ufer des Yangtse. Dort ist Mao 1966 pressewirksam zum anderen Ufer geschwommen.
Die Fahrt mit dem Nachtbus war ganz angenehm, wie Schlafwagen in der Eisenbahn. So kam ich ausgeruht in Nanjing nach 10 Stunden Fahrt an.
Die Reise geht jetzt schnell seinem Ende entgegen. Noch bis Shanghai, dann der Flieger.

Wastl und die chinesischen Stäbchen

Gerade habe ich Fisch in einer begnadeten Soja-Ingwer-Soße mit viel Zwiebeln und Knofi gegessen. Einfach köstlich. Hätte mich reinlegen können. Nur mit dem Fisch kriegen die Chinesen es einfach nicht hin:
1. zu lange gekocht und dann noch am Tisch auf hoher Flamme
2. mit Stäbchen kann man keinen Fisch tranchieren. 20 Bedienstete, die zusahen, mir mit Löffel und Gabel helfen wollten. Da wurde ich sehr unwirsch und laut. Verarschen kann ich mich alleine. Dann kam ein Mädel, das drei englische Worte konnte. Nur mit Messer beim Thema Fisch konnte sie auch nichts anfangen. In der Küche habe ich mir dann ein Schlachtermesser geholt. Besser als Stäbchen. Schließlich brachten sie mir ein normales Fleischmesser. Damit und mit den Stäbchen konnte ich den Fisch dann filettieren und die Gräten entfernen. Mindestens 20 Leute Personal sahen mir zu. Erst gackern wie üblich, dann mit offenen Mündern und leise. War auch schon Feierabend.
Ein paar kulturelle Entwicklungen sind an China vorbeigegangen:
1. der Gebrauch von Messer und Gabel, z.B. bei Fisch und Fleisch unerlässlich, es sei denn, man bevorzugt das Steak als Gyros original oder süß-sauer.
2. Gabel oder Gabel/ Löffel für Nudeln. Natürlich kann man die Nudeln von 2m Länge in den  Mund ziehen, oder mehrere Nudeln in den Mund ziehen und abbeißen, den Rest in den Teller fallen lassend, begleitet von heftigem Schlürfen und Schmatzen etc. War das nicht damals sogar Luther, der das alles propagiert hatte?
Stäbchen ist ja ganz nett, aber viele Dinge gehen nicht ohne unsere Essinstrumente. Oder es muss alles in der Küche stäbchengerecht zubereitet werden. Dann fehlt halt mancher Genuss, wie Fisch.
Ansonsten war heute ein entspannter Fahrradtag am Yangtse, zuerst noch mit Berg- und Hügelland, dann ziemlich flach: die große chinesische Tiefebene. Die Landschaft ist jetzt nicht mehr so spannend, und alles ist dicht bebaut. Da kann ich gut ein Stück mit dem Bus fahren, denn morgen Abend will ich in Nanjing sein, um den Brief des OBM übergeben zu können.

… Abfahrtsignal ertönt …

Vor ein paar Stunden habe ich mir das nicht einmal vorstellen können. Aber jetzt bin ich auf einem chinesischen Kreuzfahrtschiff auf dem Yangtse. Gerade kommt das Abfahrtsignal. Ich bin gespannt. Vorhin war ich noch in einer Vorstadtkneipe (350 Stufen hoch hier im Tal) und habe mich vollgefressen, sogar mit Stäbchen. Ölige Erdnüsse sind etwas schwieriger. War aber lecker.

… und nun gehe ich auf Kreuzfahrt

Irgendwie wirkt die Szenerie etwas surreal. Ich sitze am Yangtse und schaue über Fluss und See. Jede Menge Frachtschiffe auf dem Wasser und hinter mir brandet der Straßenverkehr. Vor mir liegt das Kreuzfahrtschiff, das die nächsten zwei Tage mein Zuhause ist. Hätte ich auch nicht gedacht, auf dem Drei-Schluchten-See eine Kreuzfahrt zu machen, durch die Schluchten bis zum Damm. Das kann ja was werden. Wanzhou zählt schon zum subtropischen Teil von China. Kurze Hose ist angenehm. Einen Teil des Weges hatte ich wieder mit Bus gemacht. Es blieben aber noch genug Steigungen übrig. So habe ich wenigstens das Abendschiff erreicht. Der Stress mit den Baustellen gestern hat ganz schön Kraft und Nerven gekostet. Mal sehen, wohin mich das Schiff heute noch trägt. Die Informationen sind immer mit einem gewissen Grad an Unsicherheit behaftet, da die Kommunikation nicht ganz einfach ist und gelegentlich zu Missverständnissen führt. Insgesamt ist es aber nicht so schwierig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die meisten Verkehrsschilder haben die Pinyin-Umschrift, so auch die Straßenschilder, wenn es denn welche gibt. Hinter mir ist übrigens eine Filiale von H&M. Fast alle chinesischen Klamotten haben englische Aufschriften und Label. Muss wie Hyroglyphen wirken, scheint aber für den Verkauf notwendig zu sein. Selbst die chinesischen Baufahrzeuge haben englische Namen und Aufschriften.

Der schlimmste Tourentag war heute!

Heute war der schlimmste Fahrrad-Tag der Tour. Gleich hinter Daxian, nach Navi und als Pfadfinder, gab es eine neue Autobahn, aber nicht für Fahrräder, und eine 30 km lange Baustelle auf der 210 mit 5 cm Schlamm überall, grobem und feinem Schotter, steilen Wegen hoch und runter, Feldbrocken und Schlaglöchern. Bei einem machte der Vorderreifen nicht mehr mit. Also Rad flicken in der schlammigen .Steinwüste. Es gibt hierfür angenehmere Orte. Aber dort passiert ja nix. Mit fachkundiger Unterstützung von 40 Bauarbeitern ging dann alles ziemlich schnell.
Nur die Stein- und Schlammwüste war zum Verzweifeln: schieben, langsam, Fußgängertempo. In der nächsten Stadt war Schluss: Dazhu.
Heute wieder alles gewaschen. War aber nicht ganz so schwarz wie in Xian. Hier ist fast eine subtropische Umgebung, alles grün. Die Wüsten bis Lanshou sind schon fast vergessen. Eine ausufernde Stadt ohne Kern und Gesicht. Morgen geht es dann zum Yangtse.

Blackout und völlige Dunkelheit in den Bergen vor Daxian

Mitten in den Bergen. Chinesische Kleinstadt mit 200.000 Einwohnern, höchstens 200 Häuser größer 40 Stockwerke, aber Ausschilderung nach Dashuan, zwar völlig falsch, aber immerhin.
Es regnete nicht und es ging sogar abwärts durch ein phantastisches Tal mit Wolken auf den Bergspitzen und einem rauschenden Fluss. Überall Feldbrocken auf der Strasse. Für 18 Uhr war meine Ankunft in Daxian berechnet. Pusstekuchen. Dann verließen Strasse und Eisenbahntrasse das Tal und es war wieder Gebirge. So wurde es dann 22 Uhr. Die letzten 3 Stunden in völliger Dunkelheit. Wahrscheinlich Blackout. In Daxian war dann schnell ein Hotel gefunden: 138 RMB scheint der Standardpreis zu sein, aber gut. Noch ein langer Weg zum Yangtse, aber China ist ja bekanntlich groß.

Ein Gedicht von einem Poncho: er regnet und regnet und regnet …

So hatte ich es mir nicht vorgestellt, und der Wetterbericht auch nicht. Als mich der Bus an der Autobahn bei Wenyuan auskippte, hatte der Himmel gerade seine Schleusen geöffnet, ganz weit. In wenigen Sekunden war alles klatschnass. So schnell konnte ich die Planen und den Poncho gar nicht rausholen. Dann ging es noch 30 Minuten durch Nacht, Regen und Kälte auf einer Baustrasse in den Ort. Der Poncho ist ein Gedicht und die beste Investition der Reise. Im nächstbesten Hotel waren die Leute sehr freundlich und haben mir sehr geholfen. Eine heiße Dusche war dann echt klasse, ebenso ein heißer Tee. So endete der Tag kurz vor Mitternacht in Frieden.
Der Tag hatte in Xian nett angefangen mit Frühstück an der Strasse und einer Fahrt mit Leihrad auf der Stadtmauer um die Stadt herum. Beim Stelenmuseum gibt es ein großes Künsterviertel. Die große Wildgans-Pagode war mir dann doch zu teuer für nichts, die kleine ebenso und das Provinzmuseum von Sanxi ist montags geschlossen. Wie seinerzeit das Museum in Tiflis.
Wie alle Touristinformationen auf dieser Reise, hatte auch diese keine Ahnung, trotz hektischer Telefonate. „Es gibt keinen Bus nach Wanyuan“. Am Busbahnhof war dann alles schnell erledigt, heute oder morgen, der nächste Bus um 17.00 ! So hatte ich noch Zeit fürs Essen und Einkäufe. Dann war ich wieder in den Bergen.

Wohlbehalten am Ende der Seidenstraße angekommen … und nun auf nach Süden

Heute ist es bei mir angekommen. Beim zweiten Gang durch die riesige Halle der Terracotta-Armee musste ich plötzlich weinen, vor Freude, dass ich am Ende der Seidenstrasse wohlbehalten angekommen bin.
Viel hatte ich schon über die Terracotta-Armee gesehen und gelesen. Jetzt stand ich tatsächlich hier, Auge in Auge mit den Kriegern, so richtig real. Ein tolles Gefühl, hier zu stehen, hier zu sein, und das mit viel eigener Kraft.
Mehr als 6000 Krieger, überlebensgroß, plus sonstiges was eine Armee so braucht, in Schlachtformation, voll bewaffnet, farbig, jedes Gesicht anders. Der erste Kaiser Quin Shi Huangdi muss mehr als psychopathisch gewesen sein. Eine gesamte Armee unterirdisch aufzustellen, um den Kaiser in der Unterwelt und auf dem Weg dahin zu beschützen.
Am Abend habe ich dann gut gegessen (Kanton-Restaurant), einen ordentlichen  Kaffee getrunken (Starbucks) und bin über den Nacht-Markt geschlendert, mit probieren.
Morgen steht noch die Stadtmauer und ein paar andere Dinge auf dem Program, wenn ich denn alles finde.
Und am Nachmittag geht es dann nach Süden.
Hier ist der Sommer wieder eingetroffen. Angenehm warm. Auch abends ohne Jacke.

Am Ende der Seidenstraße in XIAN angekommen!

Das Ende der Seidenstraße ist erreicht: Xian mit seiner Stadtmauer und der großen Geschichte. Und meiner eigenen persönlichen. Ich kann es irgendwie noch nicht richtig fassen, dass ich hier jetzt angekommen bin. Es wird sicherlich noch einen Tag dauern, bis es so richtig angekommen ist. Freude, Erleichterung, Stolz. Im Ziel ist man dann häufig erst einmal leer.
Die beiden letzten Tage zusammen waren auch ein Teufelsritt mit fast 400 km, zuerst noch viel Gebirge hinter Tianshui, dann gemächlicher den Wei Fluss runter. Das weite Wei-Tal vor der Mündung und Huang He (Gelber Fluss) wird als die Wiege der chinesischen Kultur angesehen, wie Nil, Euphrat & Tigris, Indus.
Also hinter Tianshui war die Landschaft noch wild, die Flüsse schnitten tief durch den Löss. Der Lössgürtel ist vielleicht 500 km breit und gibt dem Huang He seinen Namen. Es sind immerhin 10 Mrd Tonnen Sedimente im Jahr.
180 km ohne Stadt und Unterkunft. Durch diese grandiose Landschaft also im Sauseschritt. Außerdem waren noch zwei Gleistrassen und eine Autobahn im manchmal sehr engen Tal: Also Brücke – Tunnel – Brücke, manchmal in drei Ebenen übereinander. Und immer wieder die mächtigen Lössschichten. Als Kind und Jugendlicher war ich viel im Kaiserstuhl. Ich war beeindruckt vom Löss, den Höhlen darin und der Größe: vielleicht 20×20 km. Und das jetzt hier? Grandios.
Erst spät am Abend kam in in Baoji an, einer modernen Millionenstadt ohne etwas.
Früh ging es dann weiter nach Xian, rund 200 km. Das Tal wurde weiter und dicht besiedelt. Eine Vielzahl an Dörfern, Städten jeder Größe. Überall Ernte: Äpfel, Kiwis, Birnen, Granatapfel. Jeweils riesige Flächen und Mengen. Kulturlandschaft den ganzen Tag. Die Zeit der Wüsten und Steppen ist vorbei. Eigentlich schon seit Lanshou.
Die letzten 60 km war es dunkel, aber ich wollte nach Xian. Und dann war da noch 40 km Strassenbaustelle. So viel Dreck und Staub gibt es sonst nur in der Kohle. So sah ich dann auch aus. Dass ich damit ein Zimmer bekommen habe, war fast ein Wunder. Um 21.30 hatte ich dann die Stadtmauer erreicht. Xian. Endlich. Nach 85 Tagen auf der Seidenstrasse und mehr als 9000 km im Sattel.
Die Stadt ist riesig mit über 4 Mio Einwohnern und mit Umland 8 Mio.
Die Stadtmauer ist komplett erhalten mit 14 km Länge, Toren, 12 m hoch und 18 – 12 m breit. Xian war die erste Hauptstadt Chinas und hatte um 800 herum 2 Mio Einwohner. Damals die bei Weitem größte Stadt der Welt.
Nach einem Bummel (geduscht) und dem Besuch verschiedener Strassenküchen nach Mitternacht wurde es dann sehr spät. Aber ich hatte es geschafft.

In der dreckigsten Großstadt der Welt: Lanshou

Heute war ruhiger als sonst. Nach 10 Uhr bin ich erst losgekommen. Das Frühstück war in der Kneipe, aber sehr gut. Lanshou stand heute auf dem Plan: Wasserräder, Deutsche Eisenbrücke (ein Geschenk des Kaisers), Weiße Pagode mit Park. Alles. Engagierte Pflege der Grünanlagen am Ufer des Flusses Huang He. Bei uns besser bekannt als Gelber  Fluss. Die Strassen werden ständig feucht gehalten, ohne diese jedoch zu reinigen. So ist der Dreck nicht Weg, aber zu Matsch geworden. Einige Hundert Wasserwagen sind ständig unterwegs. Lanshou trägt seit Jahren den Titel der dreckigsten Großstadt der Welt. Es ist auf jeden Fall viel Staub und Dreck in der Luft. Und dann die Tallage. Da wird wohl mehr getan werden müssen, als etwas Wasser auf die Strassen.
Noch ein Päuschen am Ufer, dann auf die Suche nach dem Busbahnhof. Grobe Richtung hatte ich mir erklären lassen. Die Feinheit erkennt man dann am Taubenschlag der Busse: rein/raus. Nach Tienschui, stellte sich dann heraus, fährt er alle 20 Minuten. Wie in Leipzig, nur ist die Entfernung 250 km. Die großartige Lößlandschaft am Abend und bei untergehenden Sonne ist phantastisch.
Im Lanshou sind so viele Hochhäuser im Bau, wie New York insgesamt hat. Ich weiß nicht, wer dort eigentlich wohnen soll, und wer das bezahlen soll. Genauso mit den Strassen und Eisenbahnen. Das wer ich noch mal genauer ansehen müssen. Kaum auf der Autobahn, erscheint eine riesige Wand von vielleicht 200 x 2000 m mit Kränen im der Ferne. Näher dran sind es Hochhäuser. Grob geschätzt 150 mit 30 – 40 Stockwerken, alle in Bau. Vom Umfang wie Grünau, aber Errichtung auf einen Schlag.
Im der Stadt ein neuer Eisenbahntunnel unter der Hauptstraße, vielleicht 30 km Länge. Alle arbeiten Tag und Nacht. Ein Stück Strasse von vielleicht 2 km Länge an etwa 10 Stellen mit Gießmaschinen in Bau und vielleicht 50 Beton-LKW vor Ort und in Arbeit. Sieht nach Fertigstellung innerhalb 24 h aus. Insgesamt 60 km Baustelle von einem Ende bis zum anderen: neue Autobahn, neue Gleise, neue ICE-Trasse, überall riesige Kreuzungen auf 4 Ebenen in Bau. Und dann noch hunderte an Hochhäusern größer 40 Stockwerke. Alles gleichzeitig. Oh Mann.
Am Abend dann in Tianshui. Mittlere Stadt mit ebenfalls riesigen Baustellen. Aber viele Hotels. Morgen geht es zu den vielleicht bedeutendsten Buddha-Höhlen in China: Maiji Shan.

Der kleine wastl auf seinem Rad … ein Tag zum Weglassen …

Der Tag war eher nicht so gut. Über das letzte Schreiben vom Gericht war ich nicht so glücklich. Dann wollte mich die Rezeption um meine Kaution betuppen.
Der Weg geht bergab, so dass ich schon vor 14 am Huang He war. Dann spielte wieder alles verrückt: Karte sagte das Eine, das Navi was ganz anderes und die Passanten noch was anderes. Bei einem Laden ließ ich dann das Rad stehen, um mit dem Bus nach Bingling zu fahren. Es war aber spät geworden und kein Boot fuhr mehr. Also Taxi für den Rückweg. Und schon war die Katastrophe perfekt. Die Frau konnte weder Englisch, noch richtig hören, und vor allem nicht Karte lesen. Es gab auch keine Karten. Statt einer Stunde Fahrt wurden es vier mit Nervenkrieg, Sackgassen, 20 befragten Leuten, einschließlich Strassenpolizei. Aber irgendwann gegen 21 Uhr war ich wieder beim Laden und dem Fahrrad. Dann waren es allerdings noch 40 km nach Lanshou. Davon 30 km Baustellen: neue Landtrasse, neue Autobahn, neue Gleistrassen, jede Menge Brücken, Autobahnkreuze auf vier Ebenen, Eisenbahntunnel unter der gesamten Stadt hindurch (vielleicht 30 km). Und dazwischen der kleine Wastl auf seinem Rad. Na ja, um Mitternacht hatte ich dann ein Hotel. Scheiß Tag, aber weit gekommen. Lanshou. Früher mit dem Finger auf der Landkarte. Die große Handelsstadt an der Seidenstraße.

Wäsche waschen ist angesagt

Ein kleiner chinesischer Ort mitten im den Bergen (4500m). Auch hier Bautätigkeit ohne Ende. Und ein sehr elegantes Hotel mit Suite, Neubau, es funktioniert alles, ist angenehm warm und die Dusche auch. Hatte ich lange nicht mehr gehabt.
Heute morgen war es eher kühl gewesen, auch im Hotel. Im Supermarkt dann Einkäufe (mit ständiger Begleitung). Und schon ging’s los. Der Weg war easy und auf einem Teilstück hatte ich Begleitung von einem chinesischen Radfahrer mit lauter Musik von Enja. In Zhangye gab es nur den 1000 Jahre alten schlafenden Buddha zu sehen. Einer der größten in China überhaupt mit 34 m Länge und 7 m Höhe.
Das nächste Stück Weg über den Pass wollte ich mit Bus fahren. Klappte auch alles hervorragend. Es war man nur gut mit dem Bus, denn auf dem Weg waren 4 neue Tunnel mit über 20 km Länge, die nur zwei enge Spuren und keinen Randstreifen hatten, da wäre ich wahrscheinlich gar nicht mit Rad reingekommen, oder hätte ständig Todesängste ausstehen müssen. So im Bus war es schon dramatisch genug. Bei Tianzhu kippte mich der Busfahrer auf dem Parkplatz aus. Von der Autobahn runter und in den Ort musste ich selber bewältigen, war aber easy. Viel Wäsche wär heute wieder dran.
Morgen geht es zu den Bingling-Grotten am Gelben Fluss.

Schwierige Essenskultur für Ausländer

Heute war ein angenehmer Fahrradtag: keine großen Steigungen, tolles Panorama und angenehme Temperaturen. Morgens wird es jetzt deutlich eher hell, da ich näher nach Peking komme. Kühl ist es aber trotzdem. Im Laufe des Vormittags wurde es dann angenehm warm, kurze Hose und Hemd. Das Panorama war beeindruckend, das Gebirge Qilian Shan mit den Gipfel in Schnee bei 5000 bis 5500 den ganzen Tag im Süden. Wie der Pamir bei Saritash. Alles in voller Sonne. Die Bäume herbstlich gefärbt, die Bauern überall bei der Ernte, hier Mais und Zwiebeln. Drei chinesische Radfahrer habe ich getroffen. Die so klein eingezeichnete Stadt Linze vor Zhangye ist dann plötzlich 100.000 oder größer. Nur werden hier die Bürgersteige schon um 9 Uhr hochgeklappt. So war ich froh, noch ein Restaurant gefunden zu haben. Es stellte sich als schwierig heraus, da es ein besonderes war, die Leute nur chinesisch konnten (ich nicht) und die Speisen nicht fertig waren. Natürlich war ich der Mittelpunkt, weil alles gackerte und guckte und der Chef versuchte, mir mit chinesischen Hyroglyphen alles zu erklären, was aber wenig brachte, trotz steigender Lautstärke. Eine. Speisekarte gab es auch nicht, alle Leute aßen aber mit Vergnügen. Schließlich nahm mich ein Gast an die Hand mit Teller und Zange und zeigte mir, dass man vom Buffet sich rohe Sachen nimmt, die dann in einen Topf mit Sud kommen und individuell gegart werden. Jeder bekommt einen Topf an seinen Platz mit Herdplatte. Und schon ging’s los. Reis gab es leider keinen und Tee auch nicht. Statt dessen gab es heißes Wasser oder Bier. Irgendwann kam eine Kellnerin, die einzige, die nicht gackerte, und half mir ein wenig mit einer Suppenkelle und der Handhabung von Topf und Herdplatte. Dann hatte ich es auch begriffen. Das war aber eine typische Situation. Die Leute sind völlig hilflos mit ungewohnten Situationen, sprachungebildet (nur Chinesisch), kennen nur Chinesen und empfinden alles andere als Clownerei und Belustigung. Ich hatte wenigstens ein tolles Essen und ein neues Erlebnis. Ich möchte manchmal sehen, wie diese Leute, die sich totlachen, ein ordentliches großes Steak essen wollen, ohne Stäbchen, dafür mit Messer und Gabel, ohne schlürfen, grunzen und schmatzen, und ohne den ganzen Tisch und Fußboden zu bekleckern und zu vermüllen. So unterschiedlich sind eben die Welten.
Da war der Vorabend doch angenehmer gewesen, als ich zu einer Tischgesellschaft gebeten wurde, alles geteilt wurde und jede Menge da war. So viel hatte ich die letzten Monate nicht mehr gegessen. Ich hab aber nicht alles geschafft. Die Verständigung klappte auch so.

Große Vorhaben erfordern zeitiges Aufstehen…

Der Wecker bimmelte um 5.50 Uhr, denn ich hatte heute Großes vor! Den großen Sprung nach vorn (Mao 1960). Der Bus nach Jiayuguan sollte am Sonntag schon um 8 Uhr fahren. Polizeikontrolle und Gepäckscan brauchen ihre Zeit. Also lieber eher da sein. Ich kam um 6.45 mit dem Personal und konnte mein Fahrrad mit Messer und Gasflasche direkt auf den Busplatz schieben. Gelöst. Gegenüber war eine Kneipe mit Frühstück für die frühen Gäste. So kam ich zu 5 großen gefüllten Teigtaschen und einer Suppe für 1,50€. Dann war aber die Kontrolle immer noch nicht besetzt. Nach einer Weile kamen die Busfahrer, und ich konnte das Fahrrad als Ganzes reinschieben, nicht ohne dem Fahrer noch 20 Y gegeben zu haben, wegen der Menge an Gepäck. Bei der Abfahrt pünktlich um 8.00 Uhr ging die Sonne auf. So ein paar Kilometer im Bus durch Wüste und Steppe waren auch mal ganz nett. Bis Jiayuguan gab es eh nichts zu besichtigen. Pünktlich im 12.30 lud mich der Bus am Ortseingang raus. Die Suche nach der alten Festung und dem klassischen Ende der Großen Mauer war wegen fehlender Hinweisschilder etwas schwierig und langwierig. Warum begreifen die Verantwortlichen in Zentralasien nicht, das nicht die Bewohner, sondern die Anderen die Schilder brauchen. Gleiches Spiel in der nächsten Stadt, wo die Hinweisschilder nur zur Autobahn führten, die Strasse dann aber plötzlich im Bauhof endete mit einem Bretterzaun. Solche Schilder brauch ich nicht. Das müssen sie noch alle lernen, von Aserbaidschan bis China. Es ist aber auch ein Kreuz mit den Diktaturen.
Irgendwann war ich in der Festung von 1100, die das westliche Ende der Großen Mauer darstellt. Weitere Mauerreste weiter westlich hatte ich schon besichtigt. Hier war eigentlich das Westende zur Sicherung des Hexikorridors. Inzwischen sind die Festung und die innere Stadt neu errichtet, ein Bauboom wie seinerzeit beim Kaiser. Es gibt auf jeden Fall einen tollen Eindruck von den 25.000 km Mauer. Mit neuen Eindrücken ging die Pfadfinder-Fahrt dann weiter nach Osten. Mal sehen, wo ich morgen lande. Auf 40 km keine Kneipe, kein Restaurant, kein Laden, nur Strassendörfer und Bauernhöfe. Weil es schon lange dunkel war, hoffte ich auf den nächsten Ort. Nach einer kurzen Essens- und Orientierungspause kam ich plötzlich in eine Ansammlung von Kneipen und Hotels. So ganz plötzlich aus dem Nichts. Ein versöhnliches Ende eines langen Tages.

Oh, ich bin SAUER !!!!!!

So verarscht worden bin ich lange nicht mehr. Alles was der Staat anpackt, kann nur schief gehen. In China ist der Staat eine Krake, ein aggressives Krebsgeschwür. Ich wollte also zu den Magaohöhlen. Gesagt, getan. Nach 12 km biegt die Zugangsstrasse ab und gleich springen 3 Polizisten auf mich zu und wollen irgendwas. Ein paar umherstehende Obsthändler haben ein Smartphone und können damit übersetzen, dass ich ein Ticket brauche. Ein paar Kilometer zurück ist eine Mautstation. Also hin, Verkehr komplett blockiert, weil ich das Ticket wollte. Irgendwann kam der Chef und erklärte, dass ich zum neuen Zugangsgebäude müsse. Sah von weitem wie Flughafen aus. Der konnte man mir nur ein Ticket mit Busfahrt zu den Höhlen verkaufen. Nach Beratung aller dort anwesenden 10 Personen war klar, dass ich im Ticketbüro kein Ticket kaufen kann. Dies ginge nur in der Stadt. Hier gibt es nur Busfahrt mit Ticket. Nach langem Palaver haben sie mir dann aufgeschrieben , wo ich denn hin muss, freundlicherweise in chinesischen Hyroglyphen. Also in die Stadt zurück. Dort, wo ich das Ticketoffice vermutete bin ich erstmal in ein 5-Sterne-Hotel, um nach dem Büro zu fragen. Tatsächlich konnte eine der vier Damen an der Rezeption drei Worte englisch. Mit meinem Zettel und Palaver zeigte sie mir ein Hotelbüro am Eingang. Freundlicherweise kam sie mit. Dort wurde sie abgekanzelt, bekam aber den Hinweis, dass auf der anderen Seite der Kreuzung irgendwas sei. Die kam auch hier mit. Tatsächlich, es stand Ticketoffice dran. Dort wurde sie wieder abgekanzelt und auf die andere Straßenseite verwiesen. Dort erklärte man ihr, dass es hier nur Kombitickets gäbe, und sie wieder zurück müsse. Nach massivem Protest ihrerseits bekamen wir einen Schalter zugewiesen. Nach 10 Minuten hatte ich dann das Ticket für stolze 160 Y, was einer Übernachtung in einem guten  Hotel entspricht oder dem Wochenlohn eines einfachen Arbeiters. Die 60 Y für den Bus hatte ich gespart und obendrein einen umfassenden Einblick in die chinesische Bürokratie bekommen. Die Mitarbeiterinnen im Hotel waren mindestens genauso genervt wie ich, haben mir aber wunderbar geholfen. Wenn aus China mal was werden soll, dann nur durch Abschaffung der Bürokratie und Entlassung aller dort Beschäftigten sowie Übertragung aller Tätigkeiten auf Menschen aus der Wirtschaft.
Armes Land mit großartiger Geschichte. Die durfte ich dann tatsächlich noch ansehen mit meinem teuren Ticket. Auch die Chinesen zahlen den gleichen Preis. Es sind wirklich tolle Kunstschätze, die dort zu sehen sind. Nur mit Führung, ist aber o.k.. War sogar in englisch, mit einer Gruppe Skandinavier war ich unterwegs. Wunderbare Malereien und Skulpturen von 400 bis 1200, die nur deswegen erhalten sind, weil die Höhlen 600 Jahre unter einer Düne vergraben waren. Von den ca. 50.000 Manuskripten sind die meisten vor 100 Jahren verkauft worden, u.a. das älteste Druckwerk/Buch der Erde. Schade, muss ich also nach London fahren. Die meisten Farben haben auch heute noch eine unheimliche Ausstrahlung. Nur die Farben auf Bleibasis sind oxidiert und schwarz. Diesmal waren es nicht die Deutschen, die geklaut hatten. Die Dokumente können heute in London, Paris, Tokyo und Delhi bewundern werden.
Nach der Besichtigung kam ich noch kurz mit den anderen ins Gespräch. Heute haben wir uns dann noch zweimal zufällig getroffen, bei den Dünen am Mondsichelsee und auf dem Nachtmarkt von Dunhuang. Eine Gruppe von Architekten aus Südschweden und ein paar Andere. Auf dem Nachtmarkt haben wir uns dann noch länger unterhalten. Die fahren nach Lanshou zurück und dann mit der Eisenbahn nach Lhasa/Tibet.
Ja, die Dünen des singenden Sandes mit dem Mondsichelsee bei Sonnenuntergang war schon ein  Erlebnis. Nur die anderen Tausenden an Touristen und der wieder sehr hohe Eintritt von 120 Y waren sehr störend. Die Dünen sind wirklich sehr hoch, vielleicht 200 m. Und jeder darf überall herumlaufen, zu Fuss oder auf dem Kamel.
Morden geht es dann weiter, erst einmal mit dem Bus in den Hexikorridor.

Am Ende der (Karten-) Welt Ausbilder werden?

Hier endet die Karte von Chinas Westen. Im Umkreis geht es noch. Morgen werde ich die wohl berühmtesten und am besten erhaltenen Buddha-Höhlen Chinas besuchen. Da muss es wohl ziemlich voll sein. In dieser chinesischen Kleinstadt von 300.000 Einwohnern ist die gesamte Strasse in die Wüste mit Hotels voll. Mehr als in Urumchi.
Ansonsten ist es eine grüne Stadt mitten in der Wüste und zwischen den Gebirgen.
Heute morgen war der Hinterreifen platt. Einige Drahtstücke von den vielen kaputten Reifen auf den Strassen hatten sich in den Mantel gebohrt. Also Mantel runter und Schlauch flicken. Danach hatte ich mir die Frühstückssuppe auch redlich verdient.
Der Weg nach Dunhuang verlief recht eben durch die Wüste nach ersten Hügeln am Ortsrand. Nach 60 km gab es eine riesige Fatamorgana, als würde die Strasse an der Meeresküste entlangführen. Nach weiteren 10 km kamen plötzlich Baumwollfelder und Gemüse. Dann ein kleiner Ort und 20 hoch mit Baumwolle beladene Trecker auf der Strasse vor der Genossenschaft. Weitere Trecker folgten und Stände mit Melonen. Mit allem hatte ich gerechnet, aber damit nicht. Schon erstand ich zwei reife Netzmelonen zum Preis von 1,25€. In der nachfolgenden Mittagspause war dann eine Melone weg. Sehr lecker.
Nach weiteren 30 km tauchten Lehmtürme auf: die Reste der westlichsten Grenzbefestigung Chinas. Jedoch gab es weder Hinweisschilder noch Kassenhäuschen. So konnte ich ungestört auf die Mauern steigen und die Geschichte Revue passieren lassen. Sonst war auch niemand da. Bis zur Oase Dunhuang war es dann nicht mehr weit. Von der Größe des Ortes und der Vielzahl an Hotels war ich glatt erschlagen. So fand ich dann schnell ein gutes und preiswertes Hotel (20,-€). Heute war es wärmer als in den letzten Tagen. Es ging mit kurzer Hose und ohne Jacke bis hin zum Schwitzen in der Sonne. Da kam die Dusche wirklich recht und alles in sehr gutem Zustand. Was hier niemand hinkriegt, ist der Wasserablauf im Bad. Die moderne Haustechnik ist noch nicht angekommen: Loch im Boden und Flexschlauch vom Waschtisch einfach reingesteckt. Ohne Geruchsverschluss, dafür mit Silikon, das dann überall verteilt wird, aber nicht dort wo es hin soll. Die Fachleute üben noch. Vielleicht sollte ich hier Ausbilder werden!.
Morgen darf ich mir die Magao-Grotten ansehen, und den Mondsichelsee in der Wüste. Es wird interessant.