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Auf dem coastel trail zum Flughafen in Anchorage

Was für eine Reise geht jetzt zu Ende! Ich habe mehr gesehen, als ich je erwarten konnte. Ich bin weiter gekommen als zu hoffen ich wagen konnte.

Die Inside Passage mit der Fähre, den Süden Kanadas bei Vancouver, die Goldgräberorte, die Provinzen Yukon und NWT, große Teile Alaskas mit dem Denali, die großen Flüsse Frazer, Yukon, Klondike und Mackenzie, den Wandel der Landschaft von den Weingebieten im Süden Kanadas bis zu den borealen Wäldern im Norden und der Tundra nördlich des Polarkreises, die vielen Tiere Amerikas. Grizzlybären, Schwarzbären, Elche, Karibus, Dallschafe, Bergziegen. Füchse, Waschbären, Schneehasen, Murmeltiere, Eichhörnchen, Skunks, Weißkopfadler zu Tausenden, riesige Raben, sonstige Vögel „en mass“, Kolibris, so viele Kulturen und Völker, Menschen aus aller Herren Länder, kurze Gespräche am Wegesrand, lange Diskussionen über alles; eine wilde Natur, berührt und unberührt und in der Ferne die Beaufortsee (nächstes Land ist Spitzbergen), Hilfsbereitschaft.

Es waren sehr, sehr viele Eindrücke. Und ich empfinde es als Gnade, das alles erleben, sehen und mit Rad bereisen zu können. Es war eine lange Strecke, auch wenn ich einiges mit Schiff, Flugzeug, Bus oder Pickup gemacht habe. Es bleiben am Ende dann doch 3.946 km Strecke in 28 Radtagen. Und 33.000 Höhenmeter, mehr als ich auf der Seidenstraße erduldet habe.
Heute war dann noch ein netter Besuch im Museum in Anchorage, das beste Museum zu Natur und Kultur, das ich in den fast 5 Wochen gesehen habe. Die Stadt macht nicht viel her. Es ist aber die Umgebung, die Lage am Meer, die Berge und Gletscher im Hintergrund. Zum Abschluss bin ich den Coastel Trail bis zum Flughafen gefahren. Dann war Schluss. The Journey of the Bold Eagel has endet.

Einige Leute, die ich unterwegs getroffen habe, werde ich sicherlich in Leipzig begrüßen können. Die Welt ist so klein. Und so schön. Wir müssen sie erhalten.

Mit dem Schiff schaukeln von Canada nach Alaska

Die „Matuska“ schaukelt mächtig über die See. Dauert wahrlich eine Weile, bis die Inside-Passage erreicht ist. Um 1.10 Uhr hat die Fähre abgelegt, Richtung Norden. Da ist der Himmel immer noch hell und wird schon wieder rot. Der Südosten von Alaska mit der Hauptstadt Juneau ist so ähnlich wie Norwegen mit den Schären und Fjorden. Da führt mich meine Reise jetzt hin. Erst einmal von Prince Rupert in Kanada nach Ketchikan in Alaska. 24 h später geht es nach Skagway.
Jetzt ist die See wieder ruhiger. Überall Leuchtfeuer und  Tonnen. Und der Himmel wird heller. Diese Wolkenformationen und das Licht kenne ich von der Ostsee im Sommer, besonders aus Heringsdorf.

Der Tag hatte ganz anders begonnen, nämlich auf dem Rad durch die Nacht. Das war auch eine besondere Erfahrung (im doppelten Sinn des Wortes). Den ganzen Tag war ich den Skeena runter gefahren.Der Tag hatte sonnig begonnen und alles wurde wieder trocken.
Muss ich doch noch eine Geschichte zu den Kolibris erzählen. Also die Frau vom Campingplatz füttert die Kleinen vier mal am Tag. Wenn sie mal spät dran ist, kommen die Kleinen vor ihr Fenster und machen ordentlich Krach. Wenn sie mit dem Auto kommt, machen alle Kolibris eine Parade. Aber das Beste an den Kolibris im Norden ist, wie sie dahin kommen. Im Frühjahr machen sich die Wildgänse, hier Canadian Geese genannt, auf den Weg nach Norden zu ihren Brutgebieten. Während sie sich sammeln, kommen die Kolibris und lassen sich auf den Gänsen nieder, wie Nils Holgerson. Und wenn die Kolibris, auf dem Rücken der Gänse, in ihren Gebieten angekommen sind, steigen sie wieder ab. Daher werden sie die Hitchhiker genannt. Im Herbst geht es dann zurück mit den Gänsen.

Die Wolken verzogen sich, sodass ich den ganzen Tag an frisch verzuckerten Bergen vorbei fuhr. Der Sonnenuntergang und der Einbruch des Abends warfen ein warmes Licht auf Schnee und Gletscher, wie Alpen beim Skilaufen (Jetzt sind die Leuchtfeuer auf beiden Seiten, also haben wir die Insight-Passage erreicht).
Der Tag gestern wurde dann unfreiwillig sehr lang, weil der einzige Zeltplatz im Mündungsbereich des Skeena total mückenverseucht war. So kam ich weit nach Mitternacht und nach 250 km endlich in Prince Rupert an.

Heute habe ich dann das Ticket erstanden. Über die Ostsee ist ein Kinderspiel. Hier wird der Krieg gegen den Terrorismus offen ausgetragen:  Keine Waffen, kein Obst, keine Gasflaschen, kein Bargeld zur Bezahlung. Kompliziertes neues Buchungssystem. Da dauert es schon mal eine Stunde, bis das Ticket da ist. Beim Einsteigen interessierte sich niemand für den Papierkram. Gut so. Sonst würden wir morgen noch im Hafen liegen. Dabei sagt man doch, dass Deutschland so bürokratisch sei. Im Ausland merkt man dann die hohe Effektivität und Effizienz deutscher Behörden.
Das Museum war dann echt phantastisch und hat mir die First Nation sehr viel näher gebracht.

Ich sitze ganz vorne im Schiff unter dem Kapitän und habe eine tolle Sicht.

Regen, Regen, Regen in Kitwanga

 

Das kann ja eine Nacht werden. Der Schlafsack total nass, die Hülle hat völlig versagt. Den ganzen Tag Regen. Nur nach dem Telefonat mit Rita war es mal trocken. Diese Gegend hier hat 4000 mm Regen im Jahr, wie die Tropen. Bei uns 500 bis 600.
Letzte Nacht war ich ein Stück mit dem Bus gefahren. Dafür war ich heute völlig kaputt. Und dann noch der Regen. Es sind noch 250 km bis Prince Rupert. Das kann ja heiter werden bei dem Regen. Motel etc gab es nicht, nur einen Zeltplatz. Auf der Veranda durfte ich mein Zelt aufschlagen und das Fahrrad parken, dann gab es noch Spaghetti. Zumindest werde ich heute Nacht nicht nass und das Zelt wird trocken.
Im Garten Dutzende Kolibris, die hier gefüttert werden. Was machen die hier im Norden bei dem Regen und der Kälte? Heute ist mir nur ein Fernradfahrer, genauso vermummt wie ich, begegnet.
Die Landschaft ist grandios, Gletscher, Schnee, Gebirge. Alles, was man braucht, gleich nebenan, zum Greifen nahe. Und der große Fluss Skeena donnert nebenan.