Alaska

Auf dem coastel trail zum Flughafen in Anchorage

Was für eine Reise geht jetzt zu Ende! Ich habe mehr gesehen, als ich je erwarten konnte. Ich bin weiter gekommen als zu hoffen ich wagen konnte.

Die Inside Passage mit der Fähre, den Süden Kanadas bei Vancouver, die Goldgräberorte, die Provinzen Yukon und NWT, große Teile Alaskas mit dem Denali, die großen Flüsse Frazer, Yukon, Klondike und Mackenzie, den Wandel der Landschaft von den Weingebieten im Süden Kanadas bis zu den borealen Wäldern im Norden und der Tundra nördlich des Polarkreises, die vielen Tiere Amerikas. Grizzlybären, Schwarzbären, Elche, Karibus, Dallschafe, Bergziegen. Füchse, Waschbären, Schneehasen, Murmeltiere, Eichhörnchen, Skunks, Weißkopfadler zu Tausenden, riesige Raben, sonstige Vögel „en mass“, Kolibris, so viele Kulturen und Völker, Menschen aus aller Herren Länder, kurze Gespräche am Wegesrand, lange Diskussionen über alles; eine wilde Natur, berührt und unberührt und in der Ferne die Beaufortsee (nächstes Land ist Spitzbergen), Hilfsbereitschaft.

Es waren sehr, sehr viele Eindrücke. Und ich empfinde es als Gnade, das alles erleben, sehen und mit Rad bereisen zu können. Es war eine lange Strecke, auch wenn ich einiges mit Schiff, Flugzeug, Bus oder Pickup gemacht habe. Es bleiben am Ende dann doch 3.946 km Strecke in 28 Radtagen. Und 33.000 Höhenmeter, mehr als ich auf der Seidenstraße erduldet habe.
Heute war dann noch ein netter Besuch im Museum in Anchorage, das beste Museum zu Natur und Kultur, das ich in den fast 5 Wochen gesehen habe. Die Stadt macht nicht viel her. Es ist aber die Umgebung, die Lage am Meer, die Berge und Gletscher im Hintergrund. Zum Abschluss bin ich den Coastel Trail bis zum Flughafen gefahren. Dann war Schluss. The Journey of the Bold Eagel has endet.

Einige Leute, die ich unterwegs getroffen habe, werde ich sicherlich in Leipzig begrüßen können. Die Welt ist so klein. Und so schön. Wir müssen sie erhalten.

Denali Massiv in voller Pracht

In voller Pracht, der Denali in der Abendsonne. Ein mächtiges Massiv, fast alleine in einer großen Ebene. Wie der Fuji, nur sehr, sehr viel größer, mehrere Gipfel, Schnee, Eis, Gletscher. Einfach phantastisch anzusehen.
Der Tag war ein einziger Hindernislauf mit Höhen und Tiefen, Stress und Höchstleistung, ich bin aber in Fairbanks angekommen.
Samstag Abend traf ich zwei kanadische Brüder mit Fahrrad im Mackenzies, in meinem Alter. Sie waren gerade angekommen, seit Whitehorse immer 40 km vor mir, und jetzt von Angesicht zu Angesicht. Am Morgen muss ich sie überrundet haben. Übernachtet hatten wir nur einige 100 m entfernt, ich war aber schon um 8 Uhr an der Fähre, die erst um 10 Uhr und so erfuhren sie von mir. Die letzten 30 km, es war schon fast Mittag, die Anhöhen steil und ich musste mich um eine Gelegenheit für den Rückweg kümmern, habe ich mit Fahrrad auf einem Pickup verbracht.
Mit den Brüdern habe ich lange gesprochen. Einer ist Musiklehrer und kannte natürlich Leipzig. Irgendwann erzählten sie, dass sie mit dem Flugzeug nach Whitehorse zurück fliegen, North Air, sehr billig. Gesagt, getan, Internet fürs Handy beim Café (ging noch) und schon war ich bei den Flügen und habe sofort für den nächsten Tag gebucht, nur die Fahrradmitnahme ging nicht über das Internet zu buchen. Das musste ich dann am Morgen telefonisch klären. Nach den vielen Tiefschlägen vom Vortag, weil in keinem der riesigen Wohnmobil Platz war oder kein LKW fuhr, nun die Hiobsbotschaft, das Flugzeug sei klein und ausgebucht und daher Fahrrad oder Gepäck bis 20 kg möglich, der Rest käme am nächsten Tag. Mist. Dann war auch noch die Kette noch kaputt gegangen und ich durfte eine neue aufziehen. So kam ich zwar sicher, aber später, am Flughafen an. Der erste Sprint des Tages über die 12 km zum Flughafen. Noch viel Zeit. Und dann war es auf einmal kein Problem mit Gepäck und Fahrrad nach Dawson zu fliegen, nur das Fahrrad mußte ich ordentlich verpacken, dauerte eine halbe Stunde. 60 kg Gepäck. Abzüglich Freimenge musste ich noch 44 CDN  nachzahlen, insgesamt dann ca. 150€. Und schon war ich um 13.30 Uhr in Dawson, leider 20 min zu spät. So hatte ich 45 Minuten für auspacken, zusammen bauen, aufpumpen, beladen und die fast 20 km in die Innenstadt. Mit einem Schnitt von 35 km/h war ich dennoch erst nach der Abfahrt des Kleinbusses beim Infocenter.. Buchen hatte ich vorher auch nicht können, da unklar war, was mit dem Gepäck ist, kein Telefon funktionierte etc. Doch im Infocenter haben die dann die Buszentrale in Fairbanks angerufen und die Mitarbeiter haben den Bus zurück geschickt (war noch vor der Fähre über den Yukon)! 5 Minuten später konnte ich in den Kleinbus einladen. Genervt war der Fahrer schon wegen des Fahrrades und der Menge Gepäck. Zum Fahrpreis von 285 US-Dollar KAMEN noch 50 US-Dollar fürs Rad, sofort zu bezahlen. Also Fahrrad auseinander bauen, Plane ins Auto, alles drauf. Schon ging es los. Zwischendrin sprach ich noch mit einem Radfahrer, dem ich vom Dampster berichtete. US-Dollar und CAN-Dollar reichten dann während der Fahrt gerade aus.
Die Strecke war wirklich phantastisch auf einer der schönsten Highways der Welt, top of the World. Immer oben, nie im Tal und Schotter. Auf dem Alcan ging es schneller voran, an der Alaska Range entlang. Nach Felta Junktion tauchte auf einmal der Denali in der Ferne auf. Um 23 Uhr waren wir dann in Fairbanks, direkt an einem Zeltplatz. Im Bus waren noch ein kanadisches Paar, die nur französisch sprachen, eine Australierin mit ihrer österreichischen Mutter (die sprachen nur deutsch) und eine Frau aus Alaska.
Zum Ende des Tages gab es noch Spaghetti für mich. Ein richtig erfolgreicher Tag, 600 km mit Flugzeug. 700 km mit Bus, und Anchorage in Reichweite.

Mittsommer am Polarkreis

Das GPS spielt verrückt. Zuerst änderte sich die Zeit bis zum Sonnenuntergang sehr, je weiter ich nach Norden fuhr. Schließlich war es klar: Sonnenuntergang um 1.53 Uhr. Kurz darauf, die Sonne stand noch ziemlich hoch, kam die Meldung: Sonnenaufgang in 1h 54min.
Ziemlich genau am Polarkreis liegt dies Eagle Plains, Tanke, Hotel, Zeltplatz, Werkstätten für alles, Flugplatz, Strassenmeisterei. Ziemlich frei von Mosquitos auf 700m.
Der Tag war wirklich anstrengend, da der nächste Platz 180 km weiter war und die Straßenbauer versucht haben, alle Berge an der Spitze zu treffen mit steilen Anstiegen von 8 bis 10%. Die Schotterstraße nach Inuvik an der Mündung des Mackensie (Dempster Highway) ist grossenteils erstaunlich gut. Bei Regen schlammig, häufig Schlaglöcher. Meine vordere Satteltasche hab ich bei voller Fahrt verloren. Die Dose Bier hat es zerrissen. Schade. Und die Tasche voll Bier. So haben die Ersatzteile mal was gutes bekommen. Mitten bei der Trockenaktion kam der Regen. Wann sonst?
Die Ursache war dann schwieriger zu finden. Dann die Überraschung: Die guten teuren Ortliebtaschen sind nicht für tauge Straßen geeignet. Der Verschluss war völlig abgeschliffen, so dass die Klauen nicht greifen. Mit einer starken Leine ist die Tasche fest, aber dauerhaft. Kurz darauf ging die Kette ab. Bei dem Schlamm, Staub und Wasser auch kein Wunder. Also reinigen und etwas Kettenöl.
Die Landschaft ist meistens überwältigend. Seit den Tombstone Mountains habe ich das Gefühl durch Werkstatt und Labor der Erschaffung der Erde zu fahren. Überall Mineralien, verschiedenste Gesteine, schwarze, rote, gelbe Flüsse. Manchmal der Geruch von Schwefel, dicke Kohleschichten, Schotter zu riesigen Berge aufgetürmt, riesige Kalkwände, Unmengen an Bäumen in den Flüssen und an den Hängen.
Hätte ich nicht gedacht, dass der Norden hier so gebirgig ist. Sah auf Karte und Atlas eher flach aus. Vielleicht komme ich ja da noch hin. Heute über den Polarkreis und die Grenze nach NWT. Morgen dann Fort Macpherson am Peel und Mackensie, beide mit Fähre. Sind erst seit drei Wochen offen, wegen Eisaufbruch und Schollen. Seit Tagen bin ich im Bereich von Permafrost, eigentlich seit Dawson.

 

Engineer Creek

Als führe ich in der Werkstatt oder dem Labor des Erbauers der Erde entlang. Unfertige Hügel und Berge zu Hauf. Gelbe Flüsse mit den Rohstoffen. Grabenverwerfungen. Kontinentenkollisionen. Hier ist was los. Und der kleine Wastl mittendrin. So hatte ich mir den Norden Kanadas nicht vorgestellt. Eher flach und Tundra. Aber die Bäche (Creeks) und Flüsse (River) sind entweder schwarz, rot oder gelb. Je nach dem, was im Oberlauf so liegt: Kohle, Eisen, Schwefel. Mein alter Freund Thomas, der Geologe, hätte seine Freude daran, zumal er seine letzten Jahre für eine kanadische Firma gearbeitet hatte…
Ansonsten habe ich heute alle Freuden des Radelns erlebt: Regen, Gegenwind, Berge. Häufig in voller Kombination. Dazu kommen seit heute Mosquitos in Schwärmen. Für alles gibt es eine Lösung: Lange Hose, langes Hemd, Bienenschleier. Und natürlich Spray. Da fallen die vom Himmel, bevor sie ahnen, das es sowas gibt. Mit der richtigen Ausrüstung alles kein Problem. Für die Berge ein paar mehr Muskeln und Übung, gegen den Regen den Poncho. Nur mit dem Wind. Beim Segeln immer hart dran. Doch ist die Strasse nicht breit genug, häufig steil. Trotzdem bin ich vorangekommen. Auch ohne Asphalt, oder gerade deswegen, ist die Straße hervorragend, so wie ich sie vor 46 Jahren in Nordskandinavien erlebt habe.
Anstrengend und faszinierend. Einfach genial.

Vorher habe ich zwei Kanadier getroffen, die ersten, sonst nur Europäer. Seit Inuvik unterwegs. Die Strasse ist übrigens wirklich sehr gut.
Mein Zeltplatz hat richtig viele Mücken. Mit Hut und Schleier geht es ganz gut. Der Topf mit Spaghetti war sehr voll, und dann noch ordentlich Käse. Hungern muss ich nicht.
Beafort See und Mackenzie sind jetzt die nächsten  Ziele.

 

Bierpreise wie in Schweden

Die Spargelcremesuppe dampft vor mir im Topf. Zu heiß. So kann ich die Landschaft genießen, die Berge sind über 2500 m und haben noch viel Schnee, trotz der fast 30 Grad Hitze. Auf 1000 m ist noch eine üppige Vegetation. Darüber eher spärlich. Die Ogilvie Mountains, zu denen auch die Tombstone gehören, bilden die Grenze zum Norden. Langsam fängt dann das Tundra-Gebiet an. Bis zum Mackenzie sind es noch 500 km. Die Landschaft ist großartig, wie Gebirge in Nordschweden (z.B. Kongensvai oder Kiruna).
Heute war es sehr heiß um 28 Grad und sonnig. Sonnig heißt 21 h am Tag. Mücken gibt es inzwischen, aber gemäßigt. Mein Zelt steht frei, da kommen sie selten. Gegen die Bären gibt es hier überall Stahlcontainer. Die Wohnmobile, sehr viele, brauchen die nicht.
Heute Morgen habe ich dann meine Einkäufe in Dawson getätigt. Die Stadt (eher Dorf) ist erhalten wie vor hundert Jahren. Kein Bordell, keine Spielhölle, wenig Alkohol, nur biedere Hotels für wenige, aber biedere, Gäste. Der General Store war sehr gut sortiert und sogar am Sonntag offen. Der Liquerstore hat nur von Dienstag bis Samstag von 12 bis 19 geöffnet. Geheimtipp, aber nicht weitersagen, im Hotel Eldorado gegenüber wird in der Lounge ab 11 Uhr eine geringe Auswahl angeboten. Waren es die russischen Missionare oder war es die Prohibition? Gestern hatte ich sehr gut und üppig im Restaurant Jack London gespeist. Bierpreise wie in Schweden. Für die Portion Schweinebraten mussten wohl zwei Tiere dran glauben.
Gut versorgt mit Brot, Wurst, Obst, Keksen ging es dann 120 km in die Berge nördlich von Dawson auf dem Dampster Highway, immer nach Norden und dann gerade aus (so war doch früher die Werbung für Bommerlunder?).

 

Jürgen in der Wildnis

Seit 3 Tagen hatte ich nur kurze sms erhalten; es gibt kein Netz in der kanadischen Weite. Das nächste Ziel ist Dawson City, danach soll es über die Grenze nach Fairbanks in die USA gehen. Ich hoffe heute mal wieder Bilder zu sehen und vor allem zu hören, daß es ihm gut geht. Manchmal hadere ich schon mit den Radabenteuern. Aber er paßt wohl gut auf sich auf.

Nun kam alles auf einmal, viele Bilder und etwas Text. Ich habe es den jeweiligen Reisetagen versucht zuzuordnen. Deshalb müßt ihr nun rückwärts gucken. Viel Spaß dabei.

 

Nicht mal eine Trommel kann ich hier kaufen

Dass ich in einem solch rückständigen Land bin, hätte ich nicht gedacht. Überall in Zentralasien und auch den abgelegenen Regionen Chinas hatte ich immer ein Mobilnetz. Ab Skagway in Alaska gab es kein mobiles Netz mehr. Noch nicht einmal in der Hauptstadt vom Yukon. In Carmacks gab es das letze WLAN. Jetzt gibt es gar nichts mehr. Wahrscheinlich muss ich mir eine Trommel kaufen. Aber auch das gibt es nicht. In der letzten Tanke in Steward Crossing gab es Kaffee und Chips, keine Teebeutel und kein Brot. Bier sowieso nicht. Zwischen Whitehorse und Dawson kein Liquerstore, fast 500 km.
Nur mit der Kommunikation habe ich ein Problem, da Rita grosse Angst hat, mir sei was passiert. Werde morgen wohl mal trampen müssen, um ein WLAN zu erreichen. Ansonsten habe ich hier keine Probleme, weder mit dem Körper noch mit dem Rad. Alles bestens.
Heute war ein ziemlich heißer Tag mit 21 h Sonne. Viel Creme auf die Nase. Den Yukon habe ich heute nicht gesehen, aber die großen Nebenflüsse Pelly und Steward. Es ist immer lästig, zum Fluss runter und dann steil wieder hoch. Da merkt man die 40 kg Gepäck sehr deutlich. Im Gebirge zum Pass hoch sind die Steigungen meist angenehmer. Jetzt am Abend kommen das erste Mal Mücken. Nicht mehr als bei uns.
Ich bin gespannt, wo ich morgen Abend landen werde.

die grösste Zimtschnecke der Welt

Ein Tag mit Höhen und Tiefen, nicht nur auf der Landstraße. Viele Höhenmeter. Erst Regen, dann Wind, dann Wind und Regen, manchmal Sonne mit Wind, aber immer gegenan. So zog sich der Weg bis zum Zwischenhalt in Braeburn. Und noch meine Jacke verloren. 20 km zurück, aber vergebens. Vielleicht gibt es jetzt einen neuen Nutzer. Geht aber auch ohne. Die Ursache des Verlustes war wohl eine fehlende Schraube an der Satteltasche, so dass keine Spannung da war. Inzwischen ist die Schraube ersetzt aus meinem Lager.
Das Highlight war dann in Braeburn der Kuchen, das größte Zimtküchelchen (Cinnamon Bun) der Welt. Beeindruckend. 30 cm Durchmesser, 12 cm hoch, mehr als ein Pfund. 10 CDN, könnte ich nicht nein sagen. 1/3 habe ich geschafft, den Rest für die nächsten Tage. Kaffee einmal zahlen, mehrmals nachgießen.
Die restlichen 80 km zum Quartier gingen ganz gut, weil meistens eben und ohne Wind (schläft ja manchmal abends ein). Die Sonne war noch am Himmel. Erst kurz vor Carmacks am Yukon war sie weg. Zwischendurch hatte ich noch zwei Mädels mit ihrem defekten Auto geholfen. Der Auspuff war gebrochen, daher der Lärm.
Der Zeltplatz, eigentlich nur für RVs, war hinter dem Hotel. Gegen Entgelt über Internet hatte ich dann endlich mal wieder WLAN. Seit Whitehorse nichts mehr. Auch nicht in Braeburn. Da ist nur Zwischenstation beim Yukon-Quest, 1000 Meilen mit Hundeschlitten von Whitehorse nach Fairbanks. Am 16.2.2016 waren die Teilnehmer und Hunde dort über Nacht. Die Einlauf- und  Auslauflisten hingen immer noch aus.
Das WLAN vom Hotel habe ich dann gut genutzt und auch noch mit Rita am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Hotel „gefacetimet“ (skypen nach apple-Art). Kalle war auch zufällig kurz dabei.

 

Goldrausch und Erzabbau

Es gießt aus Eimern.  Zum Glück hat der Campingplatz einen riesigen überdachten Grillplatz, auf dem ich mich häuslich niederlasse. Toller Blick über den See, kaum Mücken. Nach einem langen Tag noch ein Süppchen, dann ist finito.
In der Nacht hatte der Regen begonnen, zum Frühstück und Abbau unterbrochen. Im Laufe des Tages wurde es besser. Zwei Radler aus Frankreich kamen mir entgegen, auf dem Weg von Fairbanks nach Südamerika für ein Jahr. Nicht schlecht. Kurz vor Whitehorse, der Hauptstadt des  Yukon-Territory, kam „mein“ Klondike Highway auf den Alaska Highway, für 30 km.
Hauptstadt ja, aber sehr klein und am Ende der Welt. Funktelefon kennt man noch nicht, WLAN gelegentlich schon. Bei Starbucks hatte ich dann Kaffee und Internet, für kurze Zeit. Whitehorse liegt am Yukon und zeigt ein altes Schaufelradschiff. Die sind doch früher, bis 1955, mit solchen Schiffen von Fairbanks bis Whitehorse gefahren. Früher ein Zentrum beim Goldrausch und Erzabbau.

Drei drollige Bären und ihr Chef

Was für ein Kontrast. Heute morgen üppiges Frühstück an Bord, bequeme Stühle, Ober mit Kaffeekanne. Jetzt eisiger Wind auf 1000 m, unbequeme Steine zum Sitzen, Wurst Käse Brot aus der Satteltasche. Aber ein Panorama ohne gleichen; Sonne auf dem Pelz, selber erarbeitet in 3 Stunden. Die Grenzer waren sehr unfreundlich, obwohl sie sicherlich den schönsten Ort der Welt als Arbeitsplatz haben.
Das Schiff war verspätet eingelaufen und die historische Bahn wollte mich als Radreisenden mit Rad nicht mitnehmen. Der Zug sei immer ausgebucht. Kein Wunder, liegen doch immer drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen.
So bin ich halt die 1000 m zum Pass geradelt. Geht doch! Entgegen kamen mir jede Menge johlender Radfahrer. Mit Bus und Anhänger werden die Touris und die Räder zum Pass gekarrt, damit sie ins Tal rollen können. Mein Tag endete dann ziemlich spät im Weltstädtchen Carcross. Den ganzen Tag hatte ich beste Sicht. „Machen Sie schnell Fotos, denn die Berge sind selten zu sehen.“
An Bord hatte ich mich von den zwei deutschen Paaren aus der Heide verabschiedet. Auch Abenteurer, aber etwas ruhiger und älter: Schiff bis Skagway, Bahn bis Whitehorse und dann mit RV weiter. Auch toll.
Am Pass und danach habe ich viele Tiere gesehen. Die großen Steinböcke waren schnell und liefen vor mir in Panik davon, auch die Bären sind erschrocken, wenn der Chef kommt und bimmelt. Kurz gucken, dann aber weg. Drollig. Wirken sehr possierlich. Drei Bären waren es.

hochgeklappte Bürgersteige in Ketchikan

Es ist Ruhe eingekehrt. Die letzten beiden Kreuzfahrtschiffe mit jeweils 2.500 Passagieren haben die Landungsbrücken gerade verlassen. Alle 500 Schmuck-, Juwelier- und Andenkenläden haben geschlossen. Die letzten Restaurants machen zu. Für einen schnellen Fisch reicht es noch. Dann gehen auch die Bürgersteige hoch. Es ist Feierabend in Ketchikan. Das letzte Angelboot hat ausgeladen. Nur noch eine Kneipe hat auf. Da ist noch high life und Konfetti!
Der ganze Ort lebt von den Kreuzfahrtschiffen. Mit dem Lachsfang ist nicht mehr viel los. Gerade mal 5% von früher. Holz gibt es auch kaum noch.
Dafür besinnt man sich mehr auf die Wurzeln, von vor 5000 Jahren bis vor 100 Jahren. Überall sind Museen und versuchen das Leben der First Nation darzustellen und näher zu bringen. Die riesigen Häuser und die Totempfähle sind schon beeindruckend. Aber die Philosophie und Religion habe ich noch nicht erfahren. Inzwischen sind alle Christen. Die russischen Missionare im Gefolge von Bering waren sehr erfolgreich. Und seit 1867 auch die amerikanischen Klerikalen. Eine ungewöhnliche Dichte an Kirchen und ähnlichem ist schon verblüffend. Mein Hostel wird von den Methodisten betrieben.
Morgen sehr früh geht meine Anschlussfähre nach Skagway. Da war das Hostel praktisch.
Nach der kurzen Nacht an Bord (Amis können am frühen Morgen ganz schön laut sein und nerven), habe ich erst ein paar Kaffees bei Starbucks am Hafen getrunken und dann die Museen besucht. Morgen bin ich wieder an Bord nach Skagway und dann auf nach Norden, ins Land der Goldsucher am Klondike (Jack London lässt grüßen, vielleicht werde ich ja reich) und der Mitternachtssonne. Erst einmal bin ich arm geworden bei den Preisen hier, glatt 50% mehr als in Kanada.

Mit dem Schiff schaukeln von Canada nach Alaska

Die „Matuska“ schaukelt mächtig über die See. Dauert wahrlich eine Weile, bis die Inside-Passage erreicht ist. Um 1.10 Uhr hat die Fähre abgelegt, Richtung Norden. Da ist der Himmel immer noch hell und wird schon wieder rot. Der Südosten von Alaska mit der Hauptstadt Juneau ist so ähnlich wie Norwegen mit den Schären und Fjorden. Da führt mich meine Reise jetzt hin. Erst einmal von Prince Rupert in Kanada nach Ketchikan in Alaska. 24 h später geht es nach Skagway.
Jetzt ist die See wieder ruhiger. Überall Leuchtfeuer und  Tonnen. Und der Himmel wird heller. Diese Wolkenformationen und das Licht kenne ich von der Ostsee im Sommer, besonders aus Heringsdorf.

Der Tag hatte ganz anders begonnen, nämlich auf dem Rad durch die Nacht. Das war auch eine besondere Erfahrung (im doppelten Sinn des Wortes). Den ganzen Tag war ich den Skeena runter gefahren.Der Tag hatte sonnig begonnen und alles wurde wieder trocken.
Muss ich doch noch eine Geschichte zu den Kolibris erzählen. Also die Frau vom Campingplatz füttert die Kleinen vier mal am Tag. Wenn sie mal spät dran ist, kommen die Kleinen vor ihr Fenster und machen ordentlich Krach. Wenn sie mit dem Auto kommt, machen alle Kolibris eine Parade. Aber das Beste an den Kolibris im Norden ist, wie sie dahin kommen. Im Frühjahr machen sich die Wildgänse, hier Canadian Geese genannt, auf den Weg nach Norden zu ihren Brutgebieten. Während sie sich sammeln, kommen die Kolibris und lassen sich auf den Gänsen nieder, wie Nils Holgerson. Und wenn die Kolibris, auf dem Rücken der Gänse, in ihren Gebieten angekommen sind, steigen sie wieder ab. Daher werden sie die Hitchhiker genannt. Im Herbst geht es dann zurück mit den Gänsen.

Die Wolken verzogen sich, sodass ich den ganzen Tag an frisch verzuckerten Bergen vorbei fuhr. Der Sonnenuntergang und der Einbruch des Abends warfen ein warmes Licht auf Schnee und Gletscher, wie Alpen beim Skilaufen (Jetzt sind die Leuchtfeuer auf beiden Seiten, also haben wir die Insight-Passage erreicht).
Der Tag gestern wurde dann unfreiwillig sehr lang, weil der einzige Zeltplatz im Mündungsbereich des Skeena total mückenverseucht war. So kam ich weit nach Mitternacht und nach 250 km endlich in Prince Rupert an.

Heute habe ich dann das Ticket erstanden. Über die Ostsee ist ein Kinderspiel. Hier wird der Krieg gegen den Terrorismus offen ausgetragen:  Keine Waffen, kein Obst, keine Gasflaschen, kein Bargeld zur Bezahlung. Kompliziertes neues Buchungssystem. Da dauert es schon mal eine Stunde, bis das Ticket da ist. Beim Einsteigen interessierte sich niemand für den Papierkram. Gut so. Sonst würden wir morgen noch im Hafen liegen. Dabei sagt man doch, dass Deutschland so bürokratisch sei. Im Ausland merkt man dann die hohe Effektivität und Effizienz deutscher Behörden.
Das Museum war dann echt phantastisch und hat mir die First Nation sehr viel näher gebracht.

Ich sitze ganz vorne im Schiff unter dem Kapitän und habe eine tolle Sicht.