Canada

Denali Massiv in voller Pracht

In voller Pracht, der Denali in der Abendsonne. Ein mächtiges Massiv, fast alleine in einer großen Ebene. Wie der Fuji, nur sehr, sehr viel größer, mehrere Gipfel, Schnee, Eis, Gletscher. Einfach phantastisch anzusehen.
Der Tag war ein einziger Hindernislauf mit Höhen und Tiefen, Stress und Höchstleistung, ich bin aber in Fairbanks angekommen.
Samstag Abend traf ich zwei kanadische Brüder mit Fahrrad im Mackenzies, in meinem Alter. Sie waren gerade angekommen, seit Whitehorse immer 40 km vor mir, und jetzt von Angesicht zu Angesicht. Am Morgen muss ich sie überrundet haben. Übernachtet hatten wir nur einige 100 m entfernt, ich war aber schon um 8 Uhr an der Fähre, die erst um 10 Uhr und so erfuhren sie von mir. Die letzten 30 km, es war schon fast Mittag, die Anhöhen steil und ich musste mich um eine Gelegenheit für den Rückweg kümmern, habe ich mit Fahrrad auf einem Pickup verbracht.
Mit den Brüdern habe ich lange gesprochen. Einer ist Musiklehrer und kannte natürlich Leipzig. Irgendwann erzählten sie, dass sie mit dem Flugzeug nach Whitehorse zurück fliegen, North Air, sehr billig. Gesagt, getan, Internet fürs Handy beim Café (ging noch) und schon war ich bei den Flügen und habe sofort für den nächsten Tag gebucht, nur die Fahrradmitnahme ging nicht über das Internet zu buchen. Das musste ich dann am Morgen telefonisch klären. Nach den vielen Tiefschlägen vom Vortag, weil in keinem der riesigen Wohnmobil Platz war oder kein LKW fuhr, nun die Hiobsbotschaft, das Flugzeug sei klein und ausgebucht und daher Fahrrad oder Gepäck bis 20 kg möglich, der Rest käme am nächsten Tag. Mist. Dann war auch noch die Kette noch kaputt gegangen und ich durfte eine neue aufziehen. So kam ich zwar sicher, aber später, am Flughafen an. Der erste Sprint des Tages über die 12 km zum Flughafen. Noch viel Zeit. Und dann war es auf einmal kein Problem mit Gepäck und Fahrrad nach Dawson zu fliegen, nur das Fahrrad mußte ich ordentlich verpacken, dauerte eine halbe Stunde. 60 kg Gepäck. Abzüglich Freimenge musste ich noch 44 CDN  nachzahlen, insgesamt dann ca. 150€. Und schon war ich um 13.30 Uhr in Dawson, leider 20 min zu spät. So hatte ich 45 Minuten für auspacken, zusammen bauen, aufpumpen, beladen und die fast 20 km in die Innenstadt. Mit einem Schnitt von 35 km/h war ich dennoch erst nach der Abfahrt des Kleinbusses beim Infocenter.. Buchen hatte ich vorher auch nicht können, da unklar war, was mit dem Gepäck ist, kein Telefon funktionierte etc. Doch im Infocenter haben die dann die Buszentrale in Fairbanks angerufen und die Mitarbeiter haben den Bus zurück geschickt (war noch vor der Fähre über den Yukon)! 5 Minuten später konnte ich in den Kleinbus einladen. Genervt war der Fahrer schon wegen des Fahrrades und der Menge Gepäck. Zum Fahrpreis von 285 US-Dollar KAMEN noch 50 US-Dollar fürs Rad, sofort zu bezahlen. Also Fahrrad auseinander bauen, Plane ins Auto, alles drauf. Schon ging es los. Zwischendrin sprach ich noch mit einem Radfahrer, dem ich vom Dampster berichtete. US-Dollar und CAN-Dollar reichten dann während der Fahrt gerade aus.
Die Strecke war wirklich phantastisch auf einer der schönsten Highways der Welt, top of the World. Immer oben, nie im Tal und Schotter. Auf dem Alcan ging es schneller voran, an der Alaska Range entlang. Nach Felta Junktion tauchte auf einmal der Denali in der Ferne auf. Um 23 Uhr waren wir dann in Fairbanks, direkt an einem Zeltplatz. Im Bus waren noch ein kanadisches Paar, die nur französisch sprachen, eine Australierin mit ihrer österreichischen Mutter (die sprachen nur deutsch) und eine Frau aus Alaska.
Zum Ende des Tages gab es noch Spaghetti für mich. Ein richtig erfolgreicher Tag, 600 km mit Flugzeug. 700 km mit Bus, und Anchorage in Reichweite.

Und noch einmal: Anruf aus China

Heute um 3.44 Uhr hat Jürgen angerufen und mir auf Band gesprochen, nachdem ich das Telefon nicht gehört habe. Es geht ihm sehr gut – sagt er – und er ist in Macpherson (hoffentlich habe ich das richtig verstanden, es rauschte sehr stark im Hintergrund…).

Im Moment gibt es wieder kein Netz. Also kommen dann die Berichte wieder alle auf einmal. Vielleicht schon morgen, denn irgendwie muß er sich ja langsam in Richtung einer Stadt bewegen, um am Mittwoch/Donnerstag unserer Zeit den Rückflug zu erreichen. Es sei denn, die Einsamkeit läßt ihn nicht so schnell wieder los und er hat verlängert. Aber davon hat er mir bisher noch nichts gesagt.

Angekommen in Inuvik

Hier bin ich also gelandet, da wo ich seit über 20 Jahren mal hinwollte. Eigentlich mit Kajak den Mackenzie runter und mit Fahrrad zurück. Naja, so ist es auch faszinierend.
Gegen 14 Uhr radelte ich hier ein. Eine verlorene Stadt am Ende der Welt. Heute war es ziemlich warm mit 21 Grad. Bauernmarkt auf der Wiese. Nach Kaffee, Kuchen, Telefonat mit Rita zum Zeltplatz und zur Tanke, um das Fahrrad zu reinigen. Viel Dreck und Schmier. Dann Zelt aufbauen und Gespräche mit den Nachbarn. Die heiße Dusche nach drei Tagen Wildnis war ein Erlebnis. Suche nach einem Lift für Morgen, Abendessen im ersten Haus des Ortes (alles andere war schon zu). Als ich rausging dann sah ich auf einmal zwei Fahrräder wie meins. Seit Whitehorse waren sie immer 40 km vor mir. Nachher werden wir quatschen. Jetzt erst noch einen Kaffee und diese E-Mail.

Am größten Fluß Kanadas, dem Mackenzie, angekommen

Keine Angabe stimmt. Die Betriebszeiten der  Fähre über den Mackenzie werden offensichtlich von den Beschäftigten bestimmt. So war also nach 23.30 Uhr kein Betrieb mehr. Also musste ich mein Zelt aufbauen, neben einigen Wohnmobilen und bis um 8.30 warten. Einem LKW ging es nicht anders.
Mit meinem vollen Mückenequipment kann ich das Zelt überall aufbauen. Ein paar Menschen in der Nähe ist nicht schlecht.

Früh am Morgen war ich losgefahren, da der Tag lang werden würde. Zum Glück war es trocken geblieben, dadurch sind die Straßen wieder passierbar. Über den Pass in den Richardson Mountains, die Landesgrenze nach NWT sollte es gehen und weiter zum Peel und zum Mackenzie River. Die Landschaft wurde karger, der Schnee nahm zu. Wilde Schluchten tauchten auf. Der Pass war mit 984 m nicht zu hoch. Mit dem üblichen auf und ab erreichte ich bald das Ende des Gebirges und den ersten Blick auf den arktischen Norden. Es sind zwar noch 200 km bis zur Beaufort Sea, der Norden ist aber da. Endlich. „Beaufort Sea ich komme“.

Peel River. Fähre. Noch ein paar Kilometer bis Fort McPerson. Neue Zeit in NWT. Eine Stunde vor. Gerade noch rechtzeitig zum Einkauf, aber nicht mehr zum Restaurant. Um 8 werden die Bürgersteige hoch geklappt. Also Abendessen vom Einkauf auf einer Parkbank.
Das Delta ist aber keineswegs flach, Felsen, Endmoränen, bedeckt mit Sträuchern und einigen Krüppelbäumen. Weit nördlich vom Polarkreis. Prudhoe Bay und Hammerfest sind noch weiter nördlich. Im Winter wird es aber richtig kalt, wie ich heute erfuhr, auch mal -58 Grad.

Am Machenzie war dann für heute Schluss. Nur hatte ich ihn mir sehr viel größer vorgestellt als zweitgrößten Fluss von Nordamerika.

Zwangspause wegen Mistwetter

Abenteuer pur. Hätte ich aber nicht so gerne gehabt. Ab dem frühen morgen hat es aus Eimern gegossen. An Weiterfahrt nicht zu denken, die Straßen reiner Schlamm 10 cm hoch. Nur die schwersten LKW kommen da durch. Tolle Aussicht, den ganzen Tag im kleinen Zelt zu sein, schwer mit kochen wegen der Quälgeister und aufpassen wegen der Großen. Und alles klamm und kalt. Tolles Abenteuer.

Nach ein paar Sudokus kam mir die Idee, nach dem Küchenhaus zu suchen. Und tatsächlich, es gab eins. Feine Angelegenheit, 4 x 7 m mit Dach, Eisenofen und hier mit Mosquito-Gitter. Also gleich mit allem ungezogen, dann das Zelt. Von ein paar trockenen Bäumen die Rinde ab zum Anheizen, zwei kleinere Stücke Holz und schon brannte es richtig. Ok.
Und jetzt kam das Frühstück, war auch schon 11 Uhr geworden. Den Tee noch auf meinem Kocher und ordentlich Müsli. Da schien die Welt fast in Ordnung, bis auf Straße und Regen. Der hörte dann auch bald auf, aber kein Wind und dicke Wolken. Das könnte ja was werden. Zu essen habe ich für ein paar Tage, Wasser auch, den Fluss nebenan und eine Wasseranlage mit dabei. Nur so spannend ist es hier auf dem Campingplatz im Wald auch wieder nicht. Mit Wäsche waschen, Sachen trocknen, Rad abspülen, lesen, nach Wind, Wetter und Straße schauen, verging dann der Tag. Zwischendurch Mittag, heute aus dem Leipziger Küchenschrank mitgebrachte Madraspfanne für zwei Personen. Und immer wieder Holz holen und nachschieben. Dampft und qualmt ordentlich im Wald. Ab 16 Uhr wurde es heller, Lufthauch, Sonne erkennbar. Nach 21 Uhr kaum noch Wolken und Sonne zu erahnen. Ab 19 Uhr kamen Leute auf den Campingplatz, es füllt sich. Also geht die Straße wieder. Dann kann es morgen weiter gehen. Zum Abendbrot gab es Käsenudeln.
Gerade war ein kanadisches Paar mit Kindern angekommen. Da konnten die in Ruhe in der warmen Stube ohne die lästigen Mücken Essen machen. Gequatscht haben wir auch. So schlimm wie hier war es die ganze Strecke nicht mit Regen. In Tombstone schien die Sonne und die Straßen waren gut.

Mittsommer am Polarkreis

Das GPS spielt verrückt. Zuerst änderte sich die Zeit bis zum Sonnenuntergang sehr, je weiter ich nach Norden fuhr. Schließlich war es klar: Sonnenuntergang um 1.53 Uhr. Kurz darauf, die Sonne stand noch ziemlich hoch, kam die Meldung: Sonnenaufgang in 1h 54min.
Ziemlich genau am Polarkreis liegt dies Eagle Plains, Tanke, Hotel, Zeltplatz, Werkstätten für alles, Flugplatz, Strassenmeisterei. Ziemlich frei von Mosquitos auf 700m.
Der Tag war wirklich anstrengend, da der nächste Platz 180 km weiter war und die Straßenbauer versucht haben, alle Berge an der Spitze zu treffen mit steilen Anstiegen von 8 bis 10%. Die Schotterstraße nach Inuvik an der Mündung des Mackensie (Dempster Highway) ist grossenteils erstaunlich gut. Bei Regen schlammig, häufig Schlaglöcher. Meine vordere Satteltasche hab ich bei voller Fahrt verloren. Die Dose Bier hat es zerrissen. Schade. Und die Tasche voll Bier. So haben die Ersatzteile mal was gutes bekommen. Mitten bei der Trockenaktion kam der Regen. Wann sonst?
Die Ursache war dann schwieriger zu finden. Dann die Überraschung: Die guten teuren Ortliebtaschen sind nicht für tauge Straßen geeignet. Der Verschluss war völlig abgeschliffen, so dass die Klauen nicht greifen. Mit einer starken Leine ist die Tasche fest, aber dauerhaft. Kurz darauf ging die Kette ab. Bei dem Schlamm, Staub und Wasser auch kein Wunder. Also reinigen und etwas Kettenöl.
Die Landschaft ist meistens überwältigend. Seit den Tombstone Mountains habe ich das Gefühl durch Werkstatt und Labor der Erschaffung der Erde zu fahren. Überall Mineralien, verschiedenste Gesteine, schwarze, rote, gelbe Flüsse. Manchmal der Geruch von Schwefel, dicke Kohleschichten, Schotter zu riesigen Berge aufgetürmt, riesige Kalkwände, Unmengen an Bäumen in den Flüssen und an den Hängen.
Hätte ich nicht gedacht, dass der Norden hier so gebirgig ist. Sah auf Karte und Atlas eher flach aus. Vielleicht komme ich ja da noch hin. Heute über den Polarkreis und die Grenze nach NWT. Morgen dann Fort Macpherson am Peel und Mackensie, beide mit Fähre. Sind erst seit drei Wochen offen, wegen Eisaufbruch und Schollen. Seit Tagen bin ich im Bereich von Permafrost, eigentlich seit Dawson.

 

Rock River am Polarkreis

Soeben habe ich den Polarkreis überschritten. Die Sonne scheint ohne Unterlass, wenn denn keine Wolken da sind. Auch das GPS-Navi hat begriffen, wo wir sind, zeigt jetzt weder Sonnenaufgang noch Sonnenuntergang an.
Heute Morgen regnete es leicht und schwere Regenwolken lagen tief über den Hügeln und Bergen. Die Nachbarn, ein paar kanadische Biker mit Begleitfahrzeug, räumten früh umher. So verbrachte ich die nächste Zeit unter der Dusche. Ein tolles Gefühl, das warme Wasser und ein warmer Raum. Dabei lernte ich einige Wohnwagen-Camper und deren Probleme kennen.
Schnell änderte ich meine Planungen und brach das Zelt in den trockenen 10 Minuten ab. Tatsächlich dauert es mehr als eine halbe Stunde, samt Nebenarbeiten, bis alles verstaut ist. Danach hatte ich viel Zeit für ein riesiges Frühstück, da es sowieso regnete und ich am Vortag genug gemacht hatte.
Zufällig fragte ich nach WLAN. Es gab tatsächlich mehrere, die jedoch wegen schlechten Wetters ausgefallen waren und repariert wurden. Nach Eingabe vom PW (gegen 5 CDN), funktionierte es schon. Nach drei Tagen endlich wieder Internet, mails etc. . Wahrscheinlich gibt es hier ein Netz wegen des Landeplatzes mit Hubschrauber und Notrettung. Rita hatte ich schon in der Nacht (für mich) angerufen, vom Münztelefon mit Kreditkarte. Nach drei Tagen ein Lebenszeichen und Ritas Stimme!
Draußen regnete es in kräftigen Schauern. So konnte ich alles in Ruhe machen. Bestimmt 6 Becher Kaffee und 3 Glas Wasser habe ich dabei geleert. Und Wetterberichte studiert. So wurde es langsam 13 Uhr. Wenn das alles so stimmte, müsste es bald trocken sein und die Sonne scheinen. Während ich mich draußen langsam fertig machte, kam ein Biker an und stieg ab: „I had thought to be tough, but than I saw you“ (Ich hatte gedacht, stark zu sein, dann sah ich dich. R.S.) und verschwand im Restaurant.

Dass so wenig Regen den Straßen so zusetzen kann, hatte ich nicht gedacht. Die Straße war offen, mit ein paar Hinweisen. Erst ging es 400m zum Fluss runter und dann 400m hoch. Und unten war Schlamm. So ging es nur langsam voran, ich hatte ja auch nur 78km vor den Pedalen. Und es klarte tatsächlich auf, die Sonne kam. Mein Fahrrad sah inzwischen gewürzt aus. Die Autos aber auch. Dann kam der Polarkreis. Ein paar Hinweistafeln, gestützt wegen des Wetters. Das war alles. Gleichzeitig kamen drei Wohnmobile, Leute aus Dietz, die mich für verrückt hielten, mit dem Fahrrad dahin zu fahren, wo sie mit ihren dicken Autos Probleme hatten. Nur mit Mühe waren sie einige Berge hoch gekommen, vor 10 km und vor 40 km. Das konnte ja was werden. Doch durch den Wind und die Sonne wurde alles schnell besser und wieder befahrbar. Nur mein Fahrrad muss ich morgen bei der nächsten Tanke ordentlich abstrahlen. Dass Kette und Gangschaltung das alles so mitmachen, ist schon erstaunlich.
Neben meinem Schlafsack hab ich jetzt immer zwei Sprays, eins gegen die kleiner Quälgeister, seit drei Tagen im Einsatz, sehr wirksam. Das andere gegen Bären. Die sind immer so schnell weg durch Klingel und Glocke. Kann aber wichtig werden, zumindest schlafe ich ruhiger.

Anruf aus China

Es ist kaum zu glauben, vorhin kam ein Anruf von einer mir völlig unbekannten Nummer mit der angezeigten Landeszuordnung China. Als ich abnahm, war Jürgen dran. Ich habe mich richtig gefreut, na klar, nach 3 Tagen ohne Nachricht. Er stand genau auf der Markierung des Nordpolarkreises und war sehr glücklich. Heute ist Tag-/Nachtgleiche; klasse getimt! Offenbar haben die Kanadier dort ein Festnetztelefon oder so etwas ähnliches hingestellt und die Anrufe nach Europa werden eben über China abgewickelt…

2 bis 3 Tage will er noch an dieser Grenze lang fahren und dann nach einem Bus oder einem kleinen Flugzeug Ausschau halten, um zur nächst größeren Stadt zu kommen. Denn in einer Woche ist ja der Rückflug von Anchorage nach Leipzig gebucht. Ich denke, er hätte ziemliche Lust noch länger zu bleiben und weiter zu radeln. Mal sehen, wie seine Ankunft im realen Leben abläuft. Das wird sicher nicht ganz einfach für ihn nach diesen großartigen Erlebnissen.

Bierpreise wie in Schweden

Die Spargelcremesuppe dampft vor mir im Topf. Zu heiß. So kann ich die Landschaft genießen, die Berge sind über 2500 m und haben noch viel Schnee, trotz der fast 30 Grad Hitze. Auf 1000 m ist noch eine üppige Vegetation. Darüber eher spärlich. Die Ogilvie Mountains, zu denen auch die Tombstone gehören, bilden die Grenze zum Norden. Langsam fängt dann das Tundra-Gebiet an. Bis zum Mackenzie sind es noch 500 km. Die Landschaft ist großartig, wie Gebirge in Nordschweden (z.B. Kongensvai oder Kiruna).
Heute war es sehr heiß um 28 Grad und sonnig. Sonnig heißt 21 h am Tag. Mücken gibt es inzwischen, aber gemäßigt. Mein Zelt steht frei, da kommen sie selten. Gegen die Bären gibt es hier überall Stahlcontainer. Die Wohnmobile, sehr viele, brauchen die nicht.
Heute Morgen habe ich dann meine Einkäufe in Dawson getätigt. Die Stadt (eher Dorf) ist erhalten wie vor hundert Jahren. Kein Bordell, keine Spielhölle, wenig Alkohol, nur biedere Hotels für wenige, aber biedere, Gäste. Der General Store war sehr gut sortiert und sogar am Sonntag offen. Der Liquerstore hat nur von Dienstag bis Samstag von 12 bis 19 geöffnet. Geheimtipp, aber nicht weitersagen, im Hotel Eldorado gegenüber wird in der Lounge ab 11 Uhr eine geringe Auswahl angeboten. Waren es die russischen Missionare oder war es die Prohibition? Gestern hatte ich sehr gut und üppig im Restaurant Jack London gespeist. Bierpreise wie in Schweden. Für die Portion Schweinebraten mussten wohl zwei Tiere dran glauben.
Gut versorgt mit Brot, Wurst, Obst, Keksen ging es dann 120 km in die Berge nördlich von Dawson auf dem Dampster Highway, immer nach Norden und dann gerade aus (so war doch früher die Werbung für Bommerlunder?).

 

Wassernot

Dass die Versorgungslage so schlecht sein könnte, hat mich überrascht. 500 km zwischen Liquorstores und Bargeld, 300 km zum Brot, 200 km zum Mineralwasser. Und das noch in bewohnten Gegenden. Telefonieren über Festnetz, sofern vorhanden, CB-Funk ist modern. WIFI manchmal, aber nur in Städten.
Unterwegs heute sprach ich mit einem kanadischen Biker aus dem Süden. Nicht 19. sondern 18. Jahrhundert sei hier aktuell. Da gehörte der Norden noch zu Russland. Also sind die Russen Schuld am Rückstand.
Dann traf ich noch Uli aus Deutschland, der im äußersten Norden angefangen hat, als noch Eis auf den Flüssen war und die Fähren nicht fuhren. Damit hätte er natürlich das große Los gezogen, mit verschneiten Straßen und Jahreszeitwechsel auf Permafrostboden. Manchmal nur 35 km am Tag im Schlamm. 18 Monate will er durch Amerika radeln mit Ziel Ushaia.
Richtig heiß war es heute mit 28 Grad und warmem Wind gegenan. Da war mir glatt das Wasser ausgegangen. Den beiden Tankstellen zwischendurch gab es nur Benzin mit Kreditkarte. Das Wasser auf dem Zeltplatz musste abgekocht werden. Für 3 Becher Tee reichte es. Darauf war ich nicht vorbereitet.

 

ziemlich steil geht es immer wieder hoch und runter

ziemlich steil geht es immer wieder hoch und runter

Nicht mal eine Trommel kann ich hier kaufen

Dass ich in einem solch rückständigen Land bin, hätte ich nicht gedacht. Überall in Zentralasien und auch den abgelegenen Regionen Chinas hatte ich immer ein Mobilnetz. Ab Skagway in Alaska gab es kein mobiles Netz mehr. Noch nicht einmal in der Hauptstadt vom Yukon. In Carmacks gab es das letze WLAN. Jetzt gibt es gar nichts mehr. Wahrscheinlich muss ich mir eine Trommel kaufen. Aber auch das gibt es nicht. In der letzten Tanke in Steward Crossing gab es Kaffee und Chips, keine Teebeutel und kein Brot. Bier sowieso nicht. Zwischen Whitehorse und Dawson kein Liquerstore, fast 500 km.
Nur mit der Kommunikation habe ich ein Problem, da Rita grosse Angst hat, mir sei was passiert. Werde morgen wohl mal trampen müssen, um ein WLAN zu erreichen. Ansonsten habe ich hier keine Probleme, weder mit dem Körper noch mit dem Rad. Alles bestens.
Heute war ein ziemlich heißer Tag mit 21 h Sonne. Viel Creme auf die Nase. Den Yukon habe ich heute nicht gesehen, aber die großen Nebenflüsse Pelly und Steward. Es ist immer lästig, zum Fluss runter und dann steil wieder hoch. Da merkt man die 40 kg Gepäck sehr deutlich. Im Gebirge zum Pass hoch sind die Steigungen meist angenehmer. Jetzt am Abend kommen das erste Mal Mücken. Nicht mehr als bei uns.
Ich bin gespannt, wo ich morgen Abend landen werde.

eine hinreißende Landschaft wie in Sibirien

Tiefer Frieden liegt über der Landschaft am Pelly River, der gemächlich zum Yukon fließt. Kein Lufthauch, keine Mücken. Die Sonne versucht unterzugehen, es dauert noch lange und vier Stunden später ist sie schon wieder oben. Die Nächte werden schnell kürzer, je weiter ich in den Norden komme. Spät bin ich erst losgekommen, da mir der Tag gestern noch in den Knochen war.
Lange ging es Am Yukon lang mit ein paar Stromschnellen, an denen mancher Goldsucher gescheitert ist. Überall sind hier im Yukongebiet die Überreste vom Goldrausch zu finden. Ein kurzes Stück durch die Berge und jetzt bin ich am Pelly River. Orte gibt es hier vielleicht alle 100 km. Auch Tankstellen. Ein paar Häuser, fertig ist der Ort. Aber eine hinreißende Landschaft. Häufig hohe Berge in der Ferne, Hügel, alles bewaldet, soweit das Auge reicht, Bäche, Seen. Der Yukon und die Nebenflüsse tief eingeschnittenen. Mit Fahrrad blöde, weil nach tief runter immer steil hoch kommt. Die Flusslandschaften erinnern mich an Bilder aus Sibirien, Lena, Ob, Jenessei.

 

die grösste Zimtschnecke der Welt

Ein Tag mit Höhen und Tiefen, nicht nur auf der Landstraße. Viele Höhenmeter. Erst Regen, dann Wind, dann Wind und Regen, manchmal Sonne mit Wind, aber immer gegenan. So zog sich der Weg bis zum Zwischenhalt in Braeburn. Und noch meine Jacke verloren. 20 km zurück, aber vergebens. Vielleicht gibt es jetzt einen neuen Nutzer. Geht aber auch ohne. Die Ursache des Verlustes war wohl eine fehlende Schraube an der Satteltasche, so dass keine Spannung da war. Inzwischen ist die Schraube ersetzt aus meinem Lager.
Das Highlight war dann in Braeburn der Kuchen, das größte Zimtküchelchen (Cinnamon Bun) der Welt. Beeindruckend. 30 cm Durchmesser, 12 cm hoch, mehr als ein Pfund. 10 CDN, könnte ich nicht nein sagen. 1/3 habe ich geschafft, den Rest für die nächsten Tage. Kaffee einmal zahlen, mehrmals nachgießen.
Die restlichen 80 km zum Quartier gingen ganz gut, weil meistens eben und ohne Wind (schläft ja manchmal abends ein). Die Sonne war noch am Himmel. Erst kurz vor Carmacks am Yukon war sie weg. Zwischendurch hatte ich noch zwei Mädels mit ihrem defekten Auto geholfen. Der Auspuff war gebrochen, daher der Lärm.
Der Zeltplatz, eigentlich nur für RVs, war hinter dem Hotel. Gegen Entgelt über Internet hatte ich dann endlich mal wieder WLAN. Seit Whitehorse nichts mehr. Auch nicht in Braeburn. Da ist nur Zwischenstation beim Yukon-Quest, 1000 Meilen mit Hundeschlitten von Whitehorse nach Fairbanks. Am 16.2.2016 waren die Teilnehmer und Hunde dort über Nacht. Die Einlauf- und  Auslauflisten hingen immer noch aus.
Das WLAN vom Hotel habe ich dann gut genutzt und auch noch mit Rita am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Hotel „gefacetimet“ (skypen nach apple-Art). Kalle war auch zufällig kurz dabei.

 

Mit dem Schiff schaukeln von Canada nach Alaska

Die „Matuska“ schaukelt mächtig über die See. Dauert wahrlich eine Weile, bis die Inside-Passage erreicht ist. Um 1.10 Uhr hat die Fähre abgelegt, Richtung Norden. Da ist der Himmel immer noch hell und wird schon wieder rot. Der Südosten von Alaska mit der Hauptstadt Juneau ist so ähnlich wie Norwegen mit den Schären und Fjorden. Da führt mich meine Reise jetzt hin. Erst einmal von Prince Rupert in Kanada nach Ketchikan in Alaska. 24 h später geht es nach Skagway.
Jetzt ist die See wieder ruhiger. Überall Leuchtfeuer und  Tonnen. Und der Himmel wird heller. Diese Wolkenformationen und das Licht kenne ich von der Ostsee im Sommer, besonders aus Heringsdorf.

Der Tag hatte ganz anders begonnen, nämlich auf dem Rad durch die Nacht. Das war auch eine besondere Erfahrung (im doppelten Sinn des Wortes). Den ganzen Tag war ich den Skeena runter gefahren.Der Tag hatte sonnig begonnen und alles wurde wieder trocken.
Muss ich doch noch eine Geschichte zu den Kolibris erzählen. Also die Frau vom Campingplatz füttert die Kleinen vier mal am Tag. Wenn sie mal spät dran ist, kommen die Kleinen vor ihr Fenster und machen ordentlich Krach. Wenn sie mit dem Auto kommt, machen alle Kolibris eine Parade. Aber das Beste an den Kolibris im Norden ist, wie sie dahin kommen. Im Frühjahr machen sich die Wildgänse, hier Canadian Geese genannt, auf den Weg nach Norden zu ihren Brutgebieten. Während sie sich sammeln, kommen die Kolibris und lassen sich auf den Gänsen nieder, wie Nils Holgerson. Und wenn die Kolibris, auf dem Rücken der Gänse, in ihren Gebieten angekommen sind, steigen sie wieder ab. Daher werden sie die Hitchhiker genannt. Im Herbst geht es dann zurück mit den Gänsen.

Die Wolken verzogen sich, sodass ich den ganzen Tag an frisch verzuckerten Bergen vorbei fuhr. Der Sonnenuntergang und der Einbruch des Abends warfen ein warmes Licht auf Schnee und Gletscher, wie Alpen beim Skilaufen (Jetzt sind die Leuchtfeuer auf beiden Seiten, also haben wir die Insight-Passage erreicht).
Der Tag gestern wurde dann unfreiwillig sehr lang, weil der einzige Zeltplatz im Mündungsbereich des Skeena total mückenverseucht war. So kam ich weit nach Mitternacht und nach 250 km endlich in Prince Rupert an.

Heute habe ich dann das Ticket erstanden. Über die Ostsee ist ein Kinderspiel. Hier wird der Krieg gegen den Terrorismus offen ausgetragen:  Keine Waffen, kein Obst, keine Gasflaschen, kein Bargeld zur Bezahlung. Kompliziertes neues Buchungssystem. Da dauert es schon mal eine Stunde, bis das Ticket da ist. Beim Einsteigen interessierte sich niemand für den Papierkram. Gut so. Sonst würden wir morgen noch im Hafen liegen. Dabei sagt man doch, dass Deutschland so bürokratisch sei. Im Ausland merkt man dann die hohe Effektivität und Effizienz deutscher Behörden.
Das Museum war dann echt phantastisch und hat mir die First Nation sehr viel näher gebracht.

Ich sitze ganz vorne im Schiff unter dem Kapitän und habe eine tolle Sicht.

Regen, Regen, Regen in Kitwanga

 

Das kann ja eine Nacht werden. Der Schlafsack total nass, die Hülle hat völlig versagt. Den ganzen Tag Regen. Nur nach dem Telefonat mit Rita war es mal trocken. Diese Gegend hier hat 4000 mm Regen im Jahr, wie die Tropen. Bei uns 500 bis 600.
Letzte Nacht war ich ein Stück mit dem Bus gefahren. Dafür war ich heute völlig kaputt. Und dann noch der Regen. Es sind noch 250 km bis Prince Rupert. Das kann ja heiter werden bei dem Regen. Motel etc gab es nicht, nur einen Zeltplatz. Auf der Veranda durfte ich mein Zelt aufschlagen und das Fahrrad parken, dann gab es noch Spaghetti. Zumindest werde ich heute Nacht nicht nass und das Zelt wird trocken.
Im Garten Dutzende Kolibris, die hier gefüttert werden. Was machen die hier im Norden bei dem Regen und der Kälte? Heute ist mir nur ein Fernradfahrer, genauso vermummt wie ich, begegnet.
Die Landschaft ist grandios, Gletscher, Schnee, Gebirge. Alles, was man braucht, gleich nebenan, zum Greifen nahe. Und der große Fluss Skeena donnert nebenan.

Tankstellen in Kanada

Die Gedanken und der Gegenwind haben das Radel schwer gemacht. Wie es Rita wohl gehen mag? Telefonieren und FaceTime sind dank Flatrate kein Problem. Es ging aber nicht voran. Spät sowieso los. Fort Fraser, Fraser Lake. Bus muss ran, sonst geht gar nichts. Nur hielt der Bus nicht mehr in Fraser Lake, also zurück und in Fort Fraser an der Tanke ein Ticket erstanden. Die Tanke ist in den kleinen Orten weit draußen alles zusammen, Laden, Café, Restaurant, Busstation, Kommunikation (habe dort mit vielen Leuten gesprochen), tanken. Alle Leute sind wirklich nett. Ein Busticket zu kaufen war dann etwas langwierig. Für die paar Kilometer ein Aufwand und das um Mitternacht. Bald war ich dann auch in Smithers, wo die Landschaft wieder interessanter sein sollte, wie man mir sagte.
Heute hatte ich Tim getroffen, einen Engländer, der seit drei Jahren unterwegs ist, von England übers Nordkap nach Kapstadt; Argentinien, durch ganz Amerika bis Vanderhoof. Das Pushbike-Girl hatte ich zwischen Prince Georg und Vanderhoof verpasst. Passiert halt.

eine sanfte Landschaft wie in Skandinavien

Eine Landschaft wie Skandinavien, auch der Himmel so hoch. Es war ein sehr warmer Tag heute, um 19 Uhr zeigte das Thermometer am Zeltplatz noch 23 Grad. Viele Seen, Lac la Hache, Lake William. Und wenig Mücken, also kein Sumpf. Weidewirtschaft. Sanfte Hügel. Wald, aber etwas dünner schon. Kleine Orte (Tankstelle und co) und größere. Nach Williams Lake ging es steil runter, liegt im weiten Tal des Frazer, und wieder 300 m hoch.
Auf dem Zeltplatz ein Radfahrer aus Japan, kam von Anchorage und will nach Südamerika und dann Afrika und Europa. Und zwei total nette Biker aus Deutschland, seit April von LA aus unterwegs auf dem Weg in den Norden mit viel Zeit (die Kinder sind jetzt groß).
Von der First Nation hatte ich noch wenig berichtet. Außerhalb der Städte haben sie die Mehrheit. Europäer sind eher selten. Deren Siedlungen sind häufig mit Wohnwagen ergänzt. Meistens auf Anhöhen, wohl wegen der Mosquitos. Die Männer tragen fast immer lange Haare. Ansonsten sind sie in allen Jobs. Mit deren alter Kultur muss ich mich noch mehr beschäftigen. Technisch Steinzeit, aber geistig und emotional sehr, sehr vielfältig.

Am Thompson River entlang immer nach oben

Heute gibt es zuerst die Bilder. Vielleicht kommt auch noch der Text?

Jetzt ist er auch schon da:

Es war etwas heftiger als sonst. Erst vom Thompsen River nach oben. Bis zu 10% Steigung. Schließlich war ich beim Pass bei 1232 Metern, aber insgesamt waren es 2100 Höhenmeter, auf und ab. Und dann ist da etwas typisch Kanadisches: aus Karte und Navi ist nicht erkennbar, welche Größe der Ort hat. Cache Creek war nur ein Punkt im Navi, hatte aber jede Menge Läden, Hotels und sogar ein Funknetz. Ein groß angekündigter Zeltplatz war dann 12 km abseits im Busch. So durfte ich noch 40 km weiter fahren bis 100-Miles. Sah auch nur klein aus, ist aber recht groß, sogar ein Zeltplatz, der nirgends verzeichnet war. Auch gut. Neben den Steigungen nervte gestern die Sonne mit Temperaturen. Da gab es halt Sonnenbrand. Und 6 Liter Wasser, Cola, Bier und Tee hab ich verbraucht.
Vom Thompson ging es auf ein Hochplateau. Vorbei mit den wilden Schluchten. Auf und ab jedoch bei 1150 bis 1250. in der Ferne sind schneebedeckte Berge, die Rockies. Komme ich aber nicht hin, zumindest nicht in der nächsten Zeit. Nächstes größeres Ziel ist Prince George, dann Prince Rupert.
Noch sitze ich in einem Restaurant bei Kaffee und Kuchen. Kaffee wird übrigens immer nachgeschenkt, gehört zum Service. Mit meinem Flanellhemd gegen die Sonne sehe ich fast aus wie die Leute hier. Nur der Hut fehlt.