So verarscht worden bin ich lange nicht mehr. Alles was der Staat anpackt, kann nur schief gehen. In China ist der Staat eine Krake, ein aggressives Krebsgeschwür. Ich wollte also zu den Magaohöhlen. Gesagt, getan. Nach 12 km biegt die Zugangsstrasse ab und gleich springen 3 Polizisten auf mich zu und wollen irgendwas. Ein paar umherstehende Obsthändler haben ein Smartphone und können damit übersetzen, dass ich ein Ticket brauche. Ein paar Kilometer zurück ist eine Mautstation. Also hin, Verkehr komplett blockiert, weil ich das Ticket wollte. Irgendwann kam der Chef und erklärte, dass ich zum neuen Zugangsgebäude müsse. Sah von weitem wie Flughafen aus. Der konnte man mir nur ein Ticket mit Busfahrt zu den Höhlen verkaufen. Nach Beratung aller dort anwesenden 10 Personen war klar, dass ich im Ticketbüro kein Ticket kaufen kann. Dies ginge nur in der Stadt. Hier gibt es nur Busfahrt mit Ticket. Nach langem Palaver haben sie mir dann aufgeschrieben , wo ich denn hin muss, freundlicherweise in chinesischen Hyroglyphen. Also in die Stadt zurück. Dort, wo ich das Ticketoffice vermutete bin ich erstmal in ein 5-Sterne-Hotel, um nach dem Büro zu fragen. Tatsächlich konnte eine der vier Damen an der Rezeption drei Worte englisch. Mit meinem Zettel und Palaver zeigte sie mir ein Hotelbüro am Eingang. Freundlicherweise kam sie mit. Dort wurde sie abgekanzelt, bekam aber den Hinweis, dass auf der anderen Seite der Kreuzung irgendwas sei. Die kam auch hier mit. Tatsächlich, es stand Ticketoffice dran. Dort wurde sie wieder abgekanzelt und auf die andere Straßenseite verwiesen. Dort erklärte man ihr, dass es hier nur Kombitickets gäbe, und sie wieder zurück müsse. Nach massivem Protest ihrerseits bekamen wir einen Schalter zugewiesen. Nach 10 Minuten hatte ich dann das Ticket für stolze 160 Y, was einer Übernachtung in einem guten Hotel entspricht oder dem Wochenlohn eines einfachen Arbeiters. Die 60 Y für den Bus hatte ich gespart und obendrein einen umfassenden Einblick in die chinesische Bürokratie bekommen. Die Mitarbeiterinnen im Hotel waren mindestens genauso genervt wie ich, haben mir aber wunderbar geholfen. Wenn aus China mal was werden soll, dann nur durch Abschaffung der Bürokratie und Entlassung aller dort Beschäftigten sowie Übertragung aller Tätigkeiten auf Menschen aus der Wirtschaft.
Armes Land mit großartiger Geschichte. Die durfte ich dann tatsächlich noch ansehen mit meinem teuren Ticket. Auch die Chinesen zahlen den gleichen Preis. Es sind wirklich tolle Kunstschätze, die dort zu sehen sind. Nur mit Führung, ist aber o.k.. War sogar in englisch, mit einer Gruppe Skandinavier war ich unterwegs. Wunderbare Malereien und Skulpturen von 400 bis 1200, die nur deswegen erhalten sind, weil die Höhlen 600 Jahre unter einer Düne vergraben waren. Von den ca. 50.000 Manuskripten sind die meisten vor 100 Jahren verkauft worden, u.a. das älteste Druckwerk/Buch der Erde. Schade, muss ich also nach London fahren. Die meisten Farben haben auch heute noch eine unheimliche Ausstrahlung. Nur die Farben auf Bleibasis sind oxidiert und schwarz. Diesmal waren es nicht die Deutschen, die geklaut hatten. Die Dokumente können heute in London, Paris, Tokyo und Delhi bewundern werden.
Nach der Besichtigung kam ich noch kurz mit den anderen ins Gespräch. Heute haben wir uns dann noch zweimal zufällig getroffen, bei den Dünen am Mondsichelsee und auf dem Nachtmarkt von Dunhuang. Eine Gruppe von Architekten aus Südschweden und ein paar Andere. Auf dem Nachtmarkt haben wir uns dann noch länger unterhalten. Die fahren nach Lanshou zurück und dann mit der Eisenbahn nach Lhasa/Tibet.
Ja, die Dünen des singenden Sandes mit dem Mondsichelsee bei Sonnenuntergang war schon ein Erlebnis. Nur die anderen Tausenden an Touristen und der wieder sehr hohe Eintritt von 120 Y waren sehr störend. Die Dünen sind wirklich sehr hoch, vielleicht 200 m. Und jeder darf überall herumlaufen, zu Fuss oder auf dem Kamel.
Morden geht es dann weiter, erst einmal mit dem Bus in den Hexikorridor.
Oh, ich bin SAUER !!!!!!
18. Oktober 2014China, Dunhuang, Hexikorridor