Soeben habe ich den Polarkreis überschritten. Die Sonne scheint ohne Unterlass, wenn denn keine Wolken da sind. Auch das GPS-Navi hat begriffen, wo wir sind, zeigt jetzt weder Sonnenaufgang noch Sonnenuntergang an.
Heute Morgen regnete es leicht und schwere Regenwolken lagen tief über den Hügeln und Bergen. Die Nachbarn, ein paar kanadische Biker mit Begleitfahrzeug, räumten früh umher. So verbrachte ich die nächste Zeit unter der Dusche. Ein tolles Gefühl, das warme Wasser und ein warmer Raum. Dabei lernte ich einige Wohnwagen-Camper und deren Probleme kennen.
Schnell änderte ich meine Planungen und brach das Zelt in den trockenen 10 Minuten ab. Tatsächlich dauert es mehr als eine halbe Stunde, samt Nebenarbeiten, bis alles verstaut ist. Danach hatte ich viel Zeit für ein riesiges Frühstück, da es sowieso regnete und ich am Vortag genug gemacht hatte.
Zufällig fragte ich nach WLAN. Es gab tatsächlich mehrere, die jedoch wegen schlechten Wetters ausgefallen waren und repariert wurden. Nach Eingabe vom PW (gegen 5 CDN), funktionierte es schon. Nach drei Tagen endlich wieder Internet, mails etc. . Wahrscheinlich gibt es hier ein Netz wegen des Landeplatzes mit Hubschrauber und Notrettung. Rita hatte ich schon in der Nacht (für mich) angerufen, vom Münztelefon mit Kreditkarte. Nach drei Tagen ein Lebenszeichen und Ritas Stimme!
Draußen regnete es in kräftigen Schauern. So konnte ich alles in Ruhe machen. Bestimmt 6 Becher Kaffee und 3 Glas Wasser habe ich dabei geleert. Und Wetterberichte studiert. So wurde es langsam 13 Uhr. Wenn das alles so stimmte, müsste es bald trocken sein und die Sonne scheinen. Während ich mich draußen langsam fertig machte, kam ein Biker an und stieg ab: „I had thought to be tough, but than I saw you“ (Ich hatte gedacht, stark zu sein, dann sah ich dich. R.S.) und verschwand im Restaurant.

Dass so wenig Regen den Straßen so zusetzen kann, hatte ich nicht gedacht. Die Straße war offen, mit ein paar Hinweisen. Erst ging es 400m zum Fluss runter und dann 400m hoch. Und unten war Schlamm. So ging es nur langsam voran, ich hatte ja auch nur 78km vor den Pedalen. Und es klarte tatsächlich auf, die Sonne kam. Mein Fahrrad sah inzwischen gewürzt aus. Die Autos aber auch. Dann kam der Polarkreis. Ein paar Hinweistafeln, gestützt wegen des Wetters. Das war alles. Gleichzeitig kamen drei Wohnmobile, Leute aus Dietz, die mich für verrückt hielten, mit dem Fahrrad dahin zu fahren, wo sie mit ihren dicken Autos Probleme hatten. Nur mit Mühe waren sie einige Berge hoch gekommen, vor 10 km und vor 40 km. Das konnte ja was werden. Doch durch den Wind und die Sonne wurde alles schnell besser und wieder befahrbar. Nur mein Fahrrad muss ich morgen bei der nächsten Tanke ordentlich abstrahlen. Dass Kette und Gangschaltung das alles so mitmachen, ist schon erstaunlich.
Neben meinem Schlafsack hab ich jetzt immer zwei Sprays, eins gegen die kleiner Quälgeister, seit drei Tagen im Einsatz, sehr wirksam. Das andere gegen Bären. Die sind immer so schnell weg durch Klingel und Glocke. Kann aber wichtig werden, zumindest schlafe ich ruhiger.