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Zwangspause wegen Mistwetter

Abenteuer pur. Hätte ich aber nicht so gerne gehabt. Ab dem frühen morgen hat es aus Eimern gegossen. An Weiterfahrt nicht zu denken, die Straßen reiner Schlamm 10 cm hoch. Nur die schwersten LKW kommen da durch. Tolle Aussicht, den ganzen Tag im kleinen Zelt zu sein, schwer mit kochen wegen der Quälgeister und aufpassen wegen der Großen. Und alles klamm und kalt. Tolles Abenteuer.

Nach ein paar Sudokus kam mir die Idee, nach dem Küchenhaus zu suchen. Und tatsächlich, es gab eins. Feine Angelegenheit, 4 x 7 m mit Dach, Eisenofen und hier mit Mosquito-Gitter. Also gleich mit allem ungezogen, dann das Zelt. Von ein paar trockenen Bäumen die Rinde ab zum Anheizen, zwei kleinere Stücke Holz und schon brannte es richtig. Ok.
Und jetzt kam das Frühstück, war auch schon 11 Uhr geworden. Den Tee noch auf meinem Kocher und ordentlich Müsli. Da schien die Welt fast in Ordnung, bis auf Straße und Regen. Der hörte dann auch bald auf, aber kein Wind und dicke Wolken. Das könnte ja was werden. Zu essen habe ich für ein paar Tage, Wasser auch, den Fluss nebenan und eine Wasseranlage mit dabei. Nur so spannend ist es hier auf dem Campingplatz im Wald auch wieder nicht. Mit Wäsche waschen, Sachen trocknen, Rad abspülen, lesen, nach Wind, Wetter und Straße schauen, verging dann der Tag. Zwischendurch Mittag, heute aus dem Leipziger Küchenschrank mitgebrachte Madraspfanne für zwei Personen. Und immer wieder Holz holen und nachschieben. Dampft und qualmt ordentlich im Wald. Ab 16 Uhr wurde es heller, Lufthauch, Sonne erkennbar. Nach 21 Uhr kaum noch Wolken und Sonne zu erahnen. Ab 19 Uhr kamen Leute auf den Campingplatz, es füllt sich. Also geht die Straße wieder. Dann kann es morgen weiter gehen. Zum Abendbrot gab es Käsenudeln.
Gerade war ein kanadisches Paar mit Kindern angekommen. Da konnten die in Ruhe in der warmen Stube ohne die lästigen Mücken Essen machen. Gequatscht haben wir auch. So schlimm wie hier war es die ganze Strecke nicht mit Regen. In Tombstone schien die Sonne und die Straßen waren gut.

Engineer Creek

Als führe ich in der Werkstatt oder dem Labor des Erbauers der Erde entlang. Unfertige Hügel und Berge zu Hauf. Gelbe Flüsse mit den Rohstoffen. Grabenverwerfungen. Kontinentenkollisionen. Hier ist was los. Und der kleine Wastl mittendrin. So hatte ich mir den Norden Kanadas nicht vorgestellt. Eher flach und Tundra. Aber die Bäche (Creeks) und Flüsse (River) sind entweder schwarz, rot oder gelb. Je nach dem, was im Oberlauf so liegt: Kohle, Eisen, Schwefel. Mein alter Freund Thomas, der Geologe, hätte seine Freude daran, zumal er seine letzten Jahre für eine kanadische Firma gearbeitet hatte…
Ansonsten habe ich heute alle Freuden des Radelns erlebt: Regen, Gegenwind, Berge. Häufig in voller Kombination. Dazu kommen seit heute Mosquitos in Schwärmen. Für alles gibt es eine Lösung: Lange Hose, langes Hemd, Bienenschleier. Und natürlich Spray. Da fallen die vom Himmel, bevor sie ahnen, das es sowas gibt. Mit der richtigen Ausrüstung alles kein Problem. Für die Berge ein paar mehr Muskeln und Übung, gegen den Regen den Poncho. Nur mit dem Wind. Beim Segeln immer hart dran. Doch ist die Strasse nicht breit genug, häufig steil. Trotzdem bin ich vorangekommen. Auch ohne Asphalt, oder gerade deswegen, ist die Straße hervorragend, so wie ich sie vor 46 Jahren in Nordskandinavien erlebt habe.
Anstrengend und faszinierend. Einfach genial.

Vorher habe ich zwei Kanadier getroffen, die ersten, sonst nur Europäer. Seit Inuvik unterwegs. Die Strasse ist übrigens wirklich sehr gut.
Mein Zeltplatz hat richtig viele Mücken. Mit Hut und Schleier geht es ganz gut. Der Topf mit Spaghetti war sehr voll, und dann noch ordentlich Käse. Hungern muss ich nicht.
Beafort See und Mackenzie sind jetzt die nächsten  Ziele.