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Sydney

Austern und Lachs, mariniert in Kokosmilch, vor der Harbourbridge bei Sonnenuntergang war der passende Abschluss der Reise nach Neuseeland und Australien.

Gestern war noch ein langer Ritt von Melbourne nach Sydney, fast 1.000 km. Zwar Autobahn aber 110 Höchstgeschwindigkeit und häufig kaum bewohnte Landschaften, an den australischen Alpen und der Hauptstadt Canberra vorbei. Es war schon dunkel, als ich nach Sydney reinfuhr, fünfspurig, aber ohne Tankstelle. So musste ich erst in die Stadt zum Tanken und dann zum Flughafen zur Rückgabe vom Auto. Durch den halben Flughafen durfte ich laufen, um den Schlüssel abzugeben. Dann war ich wieder mit mir und dem Rad allein. Wir fanden aber den Weg ganz gut in die Innenstadt. Nach fast vier Wochen schienen die Steigungen kein Problem mehr zu sein …
Schwierig war nur die Suche nach einem Bett. Alles schien ausgebucht zu sein. Nach zwei Stunden fand ich dann doch noch ein Plätzchen in der Central YHA, eine Jugendherberge, direkt am Bahnhof. Überall waren Straßen gesperrt, weil Oberleitungen erneuert oder sonstiges gemacht wurde, auch mitten in der Nacht. Und im Umfeld waren jede Menge Massagestudios und Hotels für kurze Zeit. Und mitten drin die riesige Central YHA.


Zum Frühstück konnte ich die Küche nutzen, die eine ganze Etage einnahm. Mein Müsli war zu Ende und auch sonst war nicht mehr viel da.
Die Stadtrundfahrt mit Fahrrad war ein Erlebnis, weil ich an viele Stellen kam, die mit Bus nicht erreichbar und zu Fuß sehr weit. Die Oper natürlich, die Harbourbridge, Parks, Banken- und Geschäftsviertel, die großen Museen. Sehr eindrucksvoll das Kunstmuseum mit einer großen Abteilung Kunst der Aborigines. Sehr gut gemacht auch das Science Museum mit einer großen Abteilung zur Geschichte und Kultur der Aborigines und zur Entwicklung Australiens in den letzten 500 Mio. Jahren. Eine Hafenrundfahrt mit dem Kombimotiv Oper und Brücke schloss die Abenteuertour dann ab.


Der Rest der Reise zum Flughafen und die Verpackung von Rad und Radtaschen war da schon Routine. Lästig war nur die lange Wartezeit bis 3 Uhr zum Einchecken. Mit der vielen Übung schlief ich ganz gut auf dem Boden vom Flughafen, unterstützt von einem restlichen Schluck Wein.
Über den Wolken kann ich mal die Reise vorbei ziehen lassen. Es waren so viele Highlights, dass ich wohl gar nicht alle behalten kann: Auckland mit Hafen und Museum, Rotorua mit Quellen, Marlborough Sounds, Westcoast, Eisenbahnen durch die Berge, Rail Trail nach Cromwell, Queenstown, Milford Sound, Aoraki (Mount Cook), Barossa Valley, Great Ocean Drive, Melbourne mit Museen, Sydney mit Oper, Hafen und Museen. Ich habe mal wieder viel gelernt und gesehen.


Mit dem Rad bin ich knapp 2.500 km gefahren, das Meiste davon in Neuseeland. In Australien war ich wegen der fehlenden Zeit und der großen Entfernungen mehr mit dem Auto unterwegs und habe nicht so viel vom Land kennen gelernt. Die beiden Zugstrecken in Neuseeland kann ich jedem und jeder wärmstens empfehlen. Die empfohlene Strecke einer Rundfahrt über die Nordinsel und die Südinsel mit Auto und Flugzeug in 22 Tagen bin ich mit einer Abkürzung im Norden von Auckland, dafür aber mit den Zugreisen, in 17 Tagen mit Rad gefahren. Radfahren in Neuseeland ist nicht immer der Hit, da viele Straßen sehr steil sind oder viele steile Stellen haben (häufig 20%, länger auch 12 bis 15%), häufig schmal ohne Randstreifen sind und man häufig aus den Autos heraus angepöbelt wird. In Coromandel ist mir das mehrmals am Tag passiert, ich habe auch mit anderen gesprochen, denen das ebenfalls passiert ist und die über einen entsprechen Bericht in der Presse sprachen. Die Natur ist jedoch umwerfend, vielseitig, abwechslungsreich und wild. Mit Wohnmobil sicher ein tolles Land. Es war sehr interessant. Auf Wiedersehen Neuseeland, haere ra Aotearoa!

Auf dem coastel trail zum Flughafen in Anchorage

Was für eine Reise geht jetzt zu Ende! Ich habe mehr gesehen, als ich je erwarten konnte. Ich bin weiter gekommen als zu hoffen ich wagen konnte.

Die Inside Passage mit der Fähre, den Süden Kanadas bei Vancouver, die Goldgräberorte, die Provinzen Yukon und NWT, große Teile Alaskas mit dem Denali, die großen Flüsse Frazer, Yukon, Klondike und Mackenzie, den Wandel der Landschaft von den Weingebieten im Süden Kanadas bis zu den borealen Wäldern im Norden und der Tundra nördlich des Polarkreises, die vielen Tiere Amerikas. Grizzlybären, Schwarzbären, Elche, Karibus, Dallschafe, Bergziegen. Füchse, Waschbären, Schneehasen, Murmeltiere, Eichhörnchen, Skunks, Weißkopfadler zu Tausenden, riesige Raben, sonstige Vögel „en mass“, Kolibris, so viele Kulturen und Völker, Menschen aus aller Herren Länder, kurze Gespräche am Wegesrand, lange Diskussionen über alles; eine wilde Natur, berührt und unberührt und in der Ferne die Beaufortsee (nächstes Land ist Spitzbergen), Hilfsbereitschaft.

Es waren sehr, sehr viele Eindrücke. Und ich empfinde es als Gnade, das alles erleben, sehen und mit Rad bereisen zu können. Es war eine lange Strecke, auch wenn ich einiges mit Schiff, Flugzeug, Bus oder Pickup gemacht habe. Es bleiben am Ende dann doch 3.946 km Strecke in 28 Radtagen. Und 33.000 Höhenmeter, mehr als ich auf der Seidenstraße erduldet habe.
Heute war dann noch ein netter Besuch im Museum in Anchorage, das beste Museum zu Natur und Kultur, das ich in den fast 5 Wochen gesehen habe. Die Stadt macht nicht viel her. Es ist aber die Umgebung, die Lage am Meer, die Berge und Gletscher im Hintergrund. Zum Abschluss bin ich den Coastel Trail bis zum Flughafen gefahren. Dann war Schluss. The Journey of the Bold Eagel has endet.

Einige Leute, die ich unterwegs getroffen habe, werde ich sicherlich in Leipzig begrüßen können. Die Welt ist so klein. Und so schön. Wir müssen sie erhalten.