Usbekistan

In der Provinz Gansu angekommen

Heute ist ein besonderer Tag, denn ich habe gehen 14 Uhr ganz ohne Hinweisschilder die Provinz Xinjiang verlassen und bin jetzt in Gansu. Am Abend habe ich Liuyuan erreicht, ein kleines. Örtchen am Rande der Wüste. Hier gabelt sich die Seidenstraße in die Nord- und die Südroute um die Taklamakan. In Kashgar kommen die beiden Routen wieder zusammen. Außerdem bin ich genau vor vier Wochen in Leipzig aufgebrochen und am Abend in Taschkent angekommen.
Ansonsten war der Tag nicht spektakulär, immer nach Süden durch das Bai-Schan-Gebirge mit Hochebenen, einem Teil der Gobi. Das ganze Gebiet ist ein Naturschutzgebiet Wüste. Die Strasse, hier nur Autobahn, führte schnurgerade durch die Gegend. Manchmal ein paar kleine Biegungen, meist eben, häufig leicht rauf und runter mit kleineren Pässen bei 1800 und 1900 m Höhe. Am Abend war ich dann in Liuyuan, ein kleiner hässlicher Industrieort mit Bahnhof. Daher einige kleinere Hotels, gut und preiswert. Eine ungewöhnliche Kombination bisher in China.
Heute Mittag traf ich den jungen Italienischen Radfahrer wieder. Nach einem kurzen Plausch haben wir uns verloren. Vielleicht treffen wir uns in Dunhuang wieder. Er ist in Venedig gestartet, über den Balkan, Griechenland, Türkei, Iran und Usbekistan hierher gekommen. Weiter fährt er am Rand von Tibet nach Süden bis Hongkong.
Ich werde auch ein Stück Südroute fahren, um Dunhuang zu sehen. Dann werde ich ein Stück mit dem Bus in den Hexikorridor fahren.

Wohngemeinschaft mit Wurst, Bier und Wodka auf 3200m Höhe

Ein sehr erlebnisreicher Tag. Es ist viel passiert. Am Ende des Tages bin ich dann bei Nacht in Sari-Tash angekommen. Gleich gab es auch eine einfache Unterkunft mit Dinner, eine Art Lachman, aber mit Kartoffel und Kohl. Dazu Brot und Tee. Der Berg in den Bergen war mehr als anstrengend, von Gulcha auf 1500 m zum Taldik-Pass bei 3619 m Höhe. Bei 3100 wurde es langsam dunkel und noch 20 km und 500 m Höhe vor mir. Da hielt ein LKW und bot mir an, mich mitzunehmen. Da konnte ich nicht nein sagen, und so war das Fahrrad schnell auf der riesigen Ladefläche und ich in der Kabine. Ein neues Abenteuer. Erst Gang rein, dann kuppeln. Ist sehr laut und krachig. Bergan sprang der 3. Gang immer raus. Also Schaltknüppel mit dem Hosengürtel befestigt. Gürtel los, dann 2. Gang. Bei 3400 m war ein Teil der Strasse mit Geröll zu. Nur eine Spur, Durchfahrt nach Lichthupe. Es geht auch ohne Ampel. Bei 3500 m war die Kehre weggerutscht, und die Strasse mit Betonklötzen gesperrt. Ein provisorischer Weg ging einspurig mit  30 % Steigung nach oben. Vorfahrt nach Lichthupe. Mein alter chinesischer LKW hatte damit so seine Probleme. Entgegenkommende LKW hielten brav oben. Kurz vor dem Pass ein umgekippter Kleintransporter, 10 LKW zur Hilfe. Der Weg nach unten nach Sari-Tash dann ohne Probleme. Am Ortseingang warteten bestimmt 50 LKW auf den Weg zum Pass. Der Verkehr ist echt dicht mit vielleicht 10 Autos und 10 LKW pro Minute in jede Richtung, auch bei Nacht. Zum Glück IST die Strasse sehr breit mit Standstreifen. So ist es für Fahrräder ziemlich sicher. In Sari-Tash haben sie mich wieder ausgeladen und abgeladen. War alles OK und vollständig. Bergauf war der LKW auch nicht schneller als 10 km/h.
Die eigentlichen Ereignisse des Tages waren ganz anders. Es begann damit, dass ich heute morgen zwei Radfahrer mit Zelt auf dem anderen Ufer sah und wir laut kommunizierten. Es war klar, die gleiche Richtung. Nach ungefähr einer Stunde holten mich die beiden an einem Steilstück ein. Wir vereinbarten eine Rast 100 m weiter am Steilufer. Julius und Micha aus Darmstadt hatten schon mit dem Teekochen begonnen. So gab es einen netten Plausch bei Tee über unsere Routen und Ziele. Die beiden waren am 5.5. in Darmstadt gestartet und über Polen, die Ukraine und Bulgarien (Fähre Varna nach Poti) nach Georgien gekommen und dann die gleiche Strecke wie ich gefahren. Jetzt waren sie nur länger in Bishkek gewesen. Ihre Route geht dann auch über Kaschgar nach Xian und weiter nach SO-Asien bis Weihnachten. Gerade hatten wir alles abgebaut und wollten los, da kam ein Pärchen aus Frankreich mit Tandem vorbei. Also neuer Tee und Austausch. Die waren über Italien und Griechenland in die Türkei gekommen und über Iran und Turkmenistan nach Buchara und dann nach Taschkent. Fast gleichzeitig sind wir dort los. Nach der Pause sind wir getrennt los. Die beiden Jungs sind viel schneller als ich und überholten mich bald. Dann kam das Tandem mit hoher Geschwindigkeit. Echt cool. Nach einer Stunde war wieder Pausenzeit für mich. Da standen doch tatsächlich drei Räder vor dem Kafe. Dann vier. Drinnen gab es neben dem Essen kirgisische Kultur. Ein Musiker trug Lieder vor und imitierte dabei verschiedene Instrumente. Toll, klasse.
Ich fuhr zuerst los, wurde aber bald überholt. Das Kreuz mit dem Alter. Der Weg ging dann langsam, aber sicher hoch. Mal fahren, mal schieben. Als es dunkel wurde, hielt der LKW. Keinen Kilometer später kamen wir am Zeltlager der beiden Deutschen und beiden Franzosen vorbei. Ich wollte aber lieber weiter, da wir erfahren hatten, in der Kneipe, dass die Grenze ab 28.9. geschlossen ist. Somit war eine Taxifahrt am folgenden Tag von Sari-Tash zur Grenze unausweichlich. Dies kann ich mir jetzt vielleicht sparen. Manchmal kommt die Hilfe ganz anders.
Das „Hotel“ ist sehr einfach, das Essen war gut, im Laden vorne konnte ich Geld tauschen und in der Kneipe nebenan gab es Bier. Auf meinem Zimmer ist jetzt noch ein sehr netter Chinese. Es gibt Wurst, Bier und Wodka, hier mitten in Asien auf 3200 m Höhe. Interessant.
Ich bin gespannt, wann ich die anderen wiedertreffen werde, da wir alle nach Kashgar und Urumqui wollen.
So geht ein interessanter und spannender Tag zu Ende. Das Bergpanorama ist hier an der Schnittstelle von Pamir und Tienschan echt phantastisch.
Ich bin gespannt und immer wieder glücklich, aber demütig, dies alles erleben zu dürfen und zu können.

Nur zur kurzen Durchreise besucht: Kirgistan

Ein neues Land und ein Klimawechsel. Es bleibt spannend. Heute morgen Wolken über Andijan und heute abend Regen in Osh. Es geht in den Bergen auf den Winter zu und hier auf den Herbst. Ich hörte heute, dass die Nomaden ihr Vieh schon von den Hochalmen heruntergetrieben haben. Oberhalb 3000 sei es nachts schon sehr kalt. Gut, das ich meinen Schlafsack habe. Aber auch hier in Osh auf 1000 m wird es jetzt etwas kühler, es tröpfelt noch. Sturm kommt auf, und wieder Regen.
Neues Land. Russischer als alle anderen und moslemischer. Der Muezzin ruft wieder, aber Bier fast überall. Im Ferganatal war es schwierig. Mehr Frauen mit Kopftuch (wie in Namangan). Viele chinesischen Fahrzeuge (und nicht nur Marken), einfache Grenzformalitäten (ein Stempel und schon ist gut). Bei den Uzbekem dauerte die Ausreise bei wenig Betrieb und fertigen Papieren 30 Minuten, an vier Stellen wurde der Ausweis elektronisch geprüft, drei Strassenkontrollen vor der Grenze mit Ausweiskontrolle und Aufzeichnung der Daten in einem Buch.
Ich bin nur kurz in Kirgisien bis nach China. Dafür habe ich jede Menge Radtouristen getroffen. Scheint ein Nest zu sein. Jugendliche. Kamen aus dem Pamir, Tienschan, Himalaya oder wo sonst noch Berge und Natur sind. Teilweise sehr abenteuerliche Ausrüstungen. Wenig Geld, viel Abenteuer. Sind aber alle auf dem Heimweg zu den verschiedenen Flughäfen. Dadurch habe ich auch mein Quartier gefunden. Stand schon davor ohne es zu sehen (Hotel im 1. OG eines Plattenbaus „Taj Mahal“ oder „Osh Guesthaus“ 100 m dahinter, bestehend aus 2 gemieteten Zimmern einer Platte). Zwei normale Hotels waren belegt (oder wollten keine Reisenden wie mich).
Neue Währung, kirgisischer SUM, 1:60, statt bisher in UZ 1:3500. Preise umgerechnet wie in Uzbekistan.
Morgen geht es dann in die Berge. Sind aber noch viele Ortschaften an der Strasse.

Abschied von den schönen Frauen in Usbekistan

Die letzte Nacht in Uzbekistan. Morgen geht es nach Osh in Kirgistan. Da ist es klar, das Land und die Zeit im Land Revue passieren zu lassen. Am 29.5. bin ich abends in Land gekommen und fand ein Quartier hinter der Grenze, Massenunterkunft in der Wüste von Karalpakstan. Wodka cto gram für nix, Essen sehr einfach, Schlafsack auf dem Boden, wie die Heringe. Heute Nobelhotel mit Restaurant, das dann zur Disko wurde, mit Bauchtanz zu Elektopopp mit Anklängen an Kraftwerk und Underground. War wohl ein Erfolgstripp für Jungmanager. Viele Businessmen aus  China im Hotel.
In der Wüste bin ich ins Land gekommen. Heute durch Obstplantagen, Gemüseanbau, Baumwollfelder und überall Blumen an den Strassen und vor den Häusern. Die Märkte sind riesig und quellen über mit den Produkten des Landes, auch Seide, Leder etc. Nebenan die Fabrik von GM und nicht weit das Werk von MAN.
Dieses Gebiet scheint reich zu sein. Dazwischen die von Kultur überbordenden Oasen und Städte und die Prunkresidenz vom Diktator Karimow, kaputte Strassen, sehr freundliche und hilfsbereite Menschen. Ein liebenswertes Land, neugierige Menschen, Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen. Ein junges Land, erst seit 1991 existent, aber mit uralter Tradition und Hochkulturen, als Europa noch auf die Römer wartete.
Aber jetzt verlasse ich auch einen Kulturraum. Hier endete das Reich von Alexander dem Großen, von hier stammte seine Lieblingsfrau (die Frauen hier erscheinen sehr selbstbewusst, haben eine große Ausstrahlung und viele sind schön wie Nofretete). Die Perser-, Parther- und Araberreiche endeten auch hier. Danach kommt China, wohl eine ganz andere Kultur. Ich bin gespannt.
Über alle Grenzen hinweg besteht seit Jahrtausenden die Seidenstraße, der wirtschaftliche und kulturelle Austausch zwischen den Kulturen und Welten. Schon die Kelten (reimt sich) lebten nicht nur in Irland, sondern auch in der Taklamakan (irische und persische Namen sind sehr ähnlich, wie bei meinem Enkel Silas), wie neuste Funde vermuten lassen. Und die Statuen der Griechen fanden ihren Weg zu Quin Shin Huangdi, dem 1. Kaiser Chinas. In die andere Richtung kamen Seide, Papier und Buchdruck. Ich hoffe, das älteste Buch der Welt von ca. 900 sehen zu können.
So, ab morgen geht es dann über das Tiensha-Genirge in die andere Welt. Dauert aber ein paar Tage.

Katzenwäsche, Klo und Könige im Ferganatal

Heute Morgen stand ich auf, mitten in den Bergen. War noch nicht so weit hinter dem Pass. Nachts sieht man so wenig. Die Sonne geht hier schon um 18.00 unter. Die Nacht war sehr unruhig auf meiner Pritsche im Freien, ständig LKWs in beide Richtungen. Es war aber kuschelig warm in meinem Schlafsack, trotz der Kälte in den Bergen.
An die Toiletten kann und will ich mich nicht gewöhnen. Der Dreck und Gestank ist unerträglich, da wohl jeder neben den Schlitz im Beton-Boden trifft und wohl nie sauber gemacht wird. Aus den Damentoiletten stinkt es genauso.
Nach einer kurzen Katzenwäsche und einem einfachen Frühstück ging es dann weiter, die restlichen 40 km bergab zum Syrdaja. Teilweise war die Strasse gut. Im Regelfall war die Abfahrt aber schlimm, vor allem das erste Stück hinter dem Pass bei Nacht. Der Wirt hatte mir empfohlen, am Nordrand des Ferganatals über Chust und Namangan nach Andijan zu fahren, was ich dann auch mache. Kokant und Fergana lohnen sich nicht so sehr. So habe ich mehr Landschaft und Obst und weniger Industrie. Gut so. In Chust war wieder ein riesiger Basar, fast die gesamte Stadt. Haben die Leute sonst nichts zu tun? Was bringen denn 100 Gemüseständen mit gleichem Angebot und Preis?
Hier im Ferganatal ist es wieder sehr heiß, auch nachts. Es ist jetzt ca 22 Uhr und noch ca. 25 Grad. Gerade kam die Polizei mit Sirene vorbei, um die Kneipen und die Musik zu beenden. Dafür hört man jetzt den Autoverkehr und die Hupen (Lieblingsspielzeug) besser hören. Ein toller Erfolg von Gesetz und Polizei. Ich sitze auf dem Balkon in der lauen Nacht, sozialistischer Plattenbauten mit sozialistischem Personal. Dafür die Preise auch, entsprechend dem Standard. Zur Begrüßung fiel der Strom in der Stadt für 30 Minuten aus. Meine komplette Out-Door Ausrüstung mit Stirnlampe machte mich zum König, da ich als einziger Duschen konnte. Nebenher habe ich auch meine Wäsche gewaschen. War nach drei Tagen ohne Waschgelegenheit auch notwendig.
Auf dem Basar nebenan kann ich morgen meine Vorräte ergänzen. Tagesziel ist morgen Andijan. Dann geht es nach Osh in Kirgistan.

Ist das das Paradies?

Wie viele Berichte und Reisebericht hatte ich über dieses Tal gelesen. Seit Beginn der Aufzeichnungen ist es auch ein Synonym für Paradies. Drei Ernten im Jahr und alles Obst und Gemüse der Welt. Dazu Seide und Gewürze. Heute auch Erdöl und viel Industrie.
Von Angren ging es erst manierlich am Fluss entlang. Eine Eisenbahn wird gerade mitten in die Berge gebaut, richtig viel Aufwand. Aber wohin? Soll das die neue Seidenstraße auf Schienen werden? Dann braucht es noch viele Tunnel und Brücken bis China.
Der gestrige Tag steckte mir noch in den Knochen, so ging es nur langsam voran mit vielen Pausen. Bei 1100 m bog die Strasse vom Fluss ab und ging recht steil nach oben mit 12% Steigung im Schnitt. Nach Stunden kam ich mit viel Schieben und Pausen am Tunnel unter dem Kamchik-Pass an. Immerhin 2260 m hoch. Und der nächste Tunnel noch bei 2200 m. Hatte ich nicht mit gerechnet, da weder Karte nach Navi Infos gaben. So war es der höchste Punkt auf der gesamten bisherigen Reise.
Ins Tal ging es schnell, bei großer Kälte. Dicke Jacke, Thermohose und Skihandschuhe waren angesagt. Nach 20 km dann eine Kneipe, bei der ich auch übernachten kann. Draußen auf einem Esspodest. Der Kneiper war gleich sehr hilfsbereit. Dafür durfte er auch mal mit meinem bepackten Rad fahren. Ging ganz gut. Und die Verständigung ging auch ganz gut mit Brocken von russisch, englisch und den Händen. Zettel und Landkarte taten ein Übriges.
Morgen wird ein ruhiger Tag.

Kein Sommer mehr in Angren

Es war nicht leicht, eine Unterkunft zu finden, da es keine Hotels gibt und jeder, vom Taxifahrer bis zum Laden, Dich woanders hinschickt, bis zu 7 km in die Walachei oder die falsche Richtung. Schließlich habe ich mit viel Hilfe eine einfache Bleibe gefunden und dann noch ein Restaurant mit traditioneller Küche. Obwohl alles auf Russisch ist, habe ich Mutli (Teigtaschen) bekommen.
Für den ersten Tag schon anstrengend mit 900 Höhenmetern. Mitten in den Bergen liegt dieser Ort. Viel Bergbau und Industrie und viel Verkehr mit dem Ferganatal. Häufig Kolonnen  von LKWs mit Chemiekalien in Polizeibegleitung. Auch jetzt noch in der Nacht Fahrzeuge dicht an dicht in beide Richtungen.
Kalt ist es jetzt am Abend geworden. Die dicke Jacke ist wichtig und Handschuhe. Der Sommer ist vorbei. Tagsüber geht es noch. Diesig war es ab Mittag. So waren die Berge kaum zu sehen. Morgen geht es dann über den Pass ins Ferganatal.

Und wieder geht es in Taschkent los

Erst mitten in der Nacht habe ich ein Hotel gefunden. Aber nicht mein Wunschhotel. Mehr als 10 Leute kannten die Strasse in ihrer Nähe nicht oder hatten das noch nie gehört, zeigten in alle Richtungen, nur nicht die Richtige. Und dann kaum Straßenschilder oder Nummern. So musste ich fast wieder zum Flughafen zurück. Hotel ist gut und geht vom Preis. Das Frühstück ist sehr gut.
Die Suche nach ein großen Sportgeschäft oder Outdoorladen für eine Gasflasche war erfolglos. Dafür kenne ich jetzt Taschkent. Jeder wusste was, aber niemand wirklich. Es gibt solche Läden nicht. Der Letzte wurde vor drei Jahren abgerissen.
Es gibt ein paar nette kleine Viertel und Straßenzüge, die vom Erdbeben übrig blieben. Ansonsten ein Mix aus breiten Promenaden, Plattenbauten und hässlicher Bombastarchitekur. Ein paar restaurierte Moscheen und Medresen gibt es zu sehen, ein historisches Museum mit Verherrlichungen von Tamerlan (14. Jh.) und Karimow. Wie bei Stalin. Inzwischen zählt Tamerlan zu den Vorbildern in Usbekistan und wird entsprechend verehrt. Heute am Freitag waren viele Schulklassen im Museum, um das richtige Bewusstsein zu bekommen. Die kleinen Jungs mit Hemd und Krawatte.
Da ich kein Gas bekam, habe ich den Kocher auf Benzin umgerüstet. Das gibt es hier. Der große Basar war riesig, bestimmt 1 qkm. Auf einem Kleinen habe ich dann Proviant für die nächsten Tage besorgt. Morgen geht es dann Richtung Ferganatal durch die Berge. Übermorgen werde ich dort ankommen.
Inzwischen ist das Wetter eher herbstlich, aber trocken und fast warm. Für einen Sonnenbrand hat es noch gereicht. Tags soll es noch bis 30 Grad werden. Die Nächte können aber kühl werden. Mal sehen, wie es in den Bergen wird.

Abreise aus Taschkent: Die Tour ist vorbei!

Außer ein paar Einfallstraßen habe ich nichts von Taschkent gesehen. Dafür hat die Zeit dann nicht mehr gereicht. 
Heute früh war bei mir wieder alles ok und das Frühstück hervorragend.
Typisch für diese Länder war dann wieder die Touristinfo. Außer Kitsch verkaufen können sie wirklich nichts. Wo der Busbahnhof ungefähr sein musste, wusste ich aus dem Reiseführer, in der Touriinfo war er aber in einer großen Karte der Stadt in einer ganz anderen Ausfallstraße. Natürlich war er nicht dort. Als gelernter Pfadfinder wusste ich jedoch, wo ich hinfahren musste. Genau dahin, wo er nach Reiseführer sein musste. Schnell war das Fahrrad verstaut, nur der Preis war noch unklar, also Verhandlungssache. Die Einheimischen mussten 20.000 bis Taschkent bezahlen, also musste es bei mir mehr sein plus Fahrrad. Die erste Ansage war dann auch 40.000, als ob es Pflicht sei, die Ausländer zu betuppen. Nach Diskussion, auch mit dem Busfahrer, waren es dann 25.000, wie auf dem Basar, obwohl ÖPNV. 
Also die Strecke von gestern, die ich im Bett verbracht hatte, habe ich dann mit dem Bus abgekürzt. Den Rest wollte ich dann noch genießen, das Gefühl von Freiheit und Abenteuer tief einatmen (ohne Marlborough). Es ist immer dieses Gefühl, das mich antreibt, neue Länder zu erkunden, neue Erfahrungen zu suchen, neue Erkenntnisse zu finden. Und das frei ohne Begrenzungen, außer deinen eigenen und denen der Natur, sich treiben lassen, zum Horizont fahren, ohne dass dich jemand daran hindert.
Also dieses Gefühl habe ich heute noch mal voll ausgekostet.
Schön warm war es auch (um 18 Uhr sah ich eine Anzeige mit 37 Grad), nochmal Manti essen, erzählen wo ich herkomme und wo ich hin will, die Strasse spüren, nach Taschkent kommen. Es war herrlich. Trotz intensiver Suche fand ich weder ein Möbelhaus noch einen Fahrradladen, der Pappe hatte, um das Fahrrad zu verpacken. Dann habe ich gut gegessen und das Fahrrad etwas kompakter gemacht.
Der Flieger geht gleich. Ende der Reise. 

Der große Bogenschlag

Nichts passiert heute. Nur im Bett gelegen, gedöst und geschlafen. Ich bin völlig kaputt von der Nacht auf der Toilette. Gegen Abend ging es dann besser und ich konnte eine Nudelsuppe  (Lachman) einfangen. Auch ein Glas Rotwein ging wieder. Dann kann ich ja morgen nach Taschkent fahren. Vorhin traf ich einen jungen Franzosen auf Fahrrad, der über Termiz und den Pamirhighway nach China will. Gestern beim Frühstück saß ich mit zwei älteren Herren aus Japan am Tisch (68 und 72 Jahre), die mit Rucksack von Istanbul nach Japan auf der Seidenstrasse unterwegs sind, Eisenbahn und Bus. Auch eine Variante.
Also morgen mein letzter Tag in Usbekistan. Ja, ich bin traurig, das Land und seine Menschen und seine Bauwerke zu verlassen. Ein faszinierendes Land zwischen Wüste und Oase, Mittelalter und Sozialismus und Moderne; Abendland und Morgenland, Geschichte und Gegenwart. Es ist vielfältig und spannend. Die Menschen strahlen eine innere Ruhe und Gelassenheit aus, Frauen scheinen gleichberechtigt, treten aber immer selbständig auf, anders als in allen anderen Ländern, durch die ich gekommen bin (ist natürlich subjektiv, da ich jeweils nicht so viel gesehen und erlebt habe). Diese Region an der Schnittstelle zwischen Ost und West, Arabern und Russen, Mongolen und Persern war schon immer ein Hort des Wissens und der Wissenschaft gewesen, solange der Austausch funktionierte. Ibn Said (Avicenna) und Ulug’Beg legen davon Zeugnis ab. Sobald dieser Austausch unterbunden war (Dingis Chan, Chanate, SU), ging es abwärts. Aktuell heißt es, Samarkand sei 2900 Jahre alt. Solange schon fand der Austausch mindestens statt. Ich aber sage, solange Menschen existierten, fand dieser Austausch statt. Das Museum in Baku werde ich nochmals besichtigen müssen, weil es so vielfältige und tiefschürfende Antworten und Erkenntnisse zur Geschichte der Menschheit, insbesondere im südlichen Kaukasus, welche Region als der Beginn der Städte und Staaten verstanden wird, vermittelte. Die Mumien in der Taklamakan, die erst kürzlich ausführlich untersucht wurden und ca. 5.000 Jahre alt sind, wirken eher wie Kelten als Chinesen (was die Genuntersuchung auch bestätigte). Ur-Kelten in der Taklamakan? Da wird noch einiges spannendes kommen.

Montezumas Rache

Ja, Samarkand ist schon was Besonderes und zieht Jeden und Jede in ihren Bann. Der Registan mit den drei Medresen ist einfach überwältigend. Diese gewaltige Architektur, die vielen Ornamente, die glasierten Steine in vielen Tönen. Der Mund bleibt offen. Auch die Innenhöfe sind unheimlich bunt. Gewaltig. Dann die vielen Mausoleen von Timur bis Bibi Xanom, die Moscheen, Museum und Sternwarte von Ulg’Beg, die Mausoleenstrasse und, und. und…

Neben der Pracht sind die Bedingungen nicht zu vergessen. Tamerlan und seine Nachfolger waren äußerst grausame Herrscher. So manches Bauwerk entstand aus dem Erlös erbeuteter Bürger oder durch die Arbeit zehntausender erbeuteter Handwerker und Baumeister. Mancher grausame Kriegszug erfolgte nur zur Beschaffung von Gold, Geld und Sklaven.

Vieles von dem, was man heute sieht, in allen drei Oasen der Seidenstraße ist erst in den letzten 50 Jahren aus Ruinen rekonstruiert worden und ist nicht das Original. Auf vielen Bildern ist der Zustand um 1900 zu erkennen.

Dann sind die Gebäude immer sehr ähnlich in ihrem Aufbau und der Struktur. So ist es halt möglich, vieles an einem Tag zu sehen. Im Museum für Astronomie geht viel Platz für den Präsidenten Karimow und seine Sprüche und Taten drauf, für die Seidenstraße etc. Wie die Leute damals jedoch mit einer erstaunlichen Genauigkeit haben messen können wird gar nicht dargestellt. Das Interessanteste war da noch, das der polnische Astronom Jan Heveliusz die Schriften von Ulug’Beg wiederentdeckt und in Danzig hat drucken lassen. Erst später sind sie in Greenwich herausgegeben worden. So bin ich hält schnell wieder draußen. Die in den Boden eingelassene 40 m lange Ellipse aus Stein zur täglichen Messung der Mittagslinie kann man nur aus großer Entfernung sehen. Schade, da hätte man mehr machen können. Im historischen Museum dagegen waren viele interessante Dinge von der Bronzezeit bis heute ausgestellt. Am Besten fand ich den Bereich Keramik seit 800, weil dort dargestellt wurde, wie die glasierten Steine und Ornamente entstanden sind.

So war es ein sehr spannender Tag mit unendlich vielen Eindrücken, der nur ein wenig durch Magenprobleme und der Nacht auf der Toilette getrübt wurde. Trotz 2-monatiger Immunisierung und Imodium lag ich dann halt flach. Gehört auch zu Mittelasien. Dadurch wird es nur eng, um nach Taschkent zu kommen, da mein Flieger am Donnerstag um 3.00 dort losfliegt.

umwerfendes Samarkand

Eine laue Sommernacht hat sich über die Stadt gelegt. In der Ferne ist noch die Musik vom Registan zu hören, die Türme und Portale heben sich vom Nachthimmel ab, der Halbmond steht hoch am Himmel. Das Ensemble kann ich von der Logia vor meinem Zimmer genießen mit ein paar Nüssen und einer Flasche Rotwein. 
Morgen darf ich mir dann diese Stadt mit all seinen wundervollen Bauwerken ansehen. Mein Eindruck von heute Abend bei der Durchfahrt war einfach umwerfend: das große Ensemble am Registan mit Konzert und Lichtshow war einfach umwerfend. Zum ersten Mal fand ich die Videotaste sinnvoll und hab das Spiel von Licht und Farbe aufgezeichnet. Wie es scheint, gibt es eine Steigerung von Chiwa über Buchara nach Samarkand. Ich lass mich überraschen.
Der Tag heute war lang von Navoiy um 8 Uhr, ohne Frühstück, bis hier ins Hostel mit 177 km und fast 300 m Steigung bei 40 Grad +. Da waren viele Pausen notwendig und mehr als 8 l Flüssigkeit (Grüner Tee, Kefirsuppe, Wasser, Bier, Cola). Aber die Eindrücke entschädigen alle Anstrengungen: Leute an der Strasse (offen, aufgeschlossen, neugierig, stoisch gelassen) und im Kafe, das viele Grün, die Berge ringsum unterschiedlich von der Sonne beleuchtet, die Bauwerke, die Vielfalt an Flora und Fauna.
Und die Perspektive hat sich geändert. Jeder will natürlich wissen, wo ich hinfahre. In der Türkei hörte der normale Horizont in Baku auf. Jetzt ist es selbstverständlich, nach China zu fahren. Achso, über Kirgisistan, und wohin in China? Ist aber eigentlich auch klar: bis China sind es vielleicht 1.000 km, bis Istanbul 5.000 km.
Ich bin neugierig, was mich denn morgen so alles erwartet. Vor genau 2 Wochen bin ich in Kasachstan (Aktau) an Land gegangen und vor einer Woche bin ich nach Chiwa reingerauscht. Es war schon sehr viel, was ich in dieser kurzen Zeit sehen und erleben durfte.

sinnliche Betäubung im Paradies auf Erden: Buchara

Die Nacht senkt sich langsam über die Stadt. Die Springbrunnen am Labi Hauz verbreiten eine angenehme Atmosphäre und auf der Bühne nebenan wechseln sich Folkloregruppen und Einzelmusiker ab. Da schmeckt der Plov noch mal so gut.
Es ist einfach unglaublich, wie viele historische Gebäude und Anlagen diese Stadt hat. Aber auch wie viele große und kleine Hotels hier herumstehen und wie viele Touristen, die meisten jedoch hier aus der Region, die Stadt und ihr Stadtfest bevölkern.
Das eine oder andere Dutzend Mausoleen, Medressen, Museen, Festungen, Moscheen, Passagen, Minarette, Karawansereien und mehr aus über 1000 Jahren habe ich heute gesehen. Vieles ist natürlich ähnlich, so fallen dann die besonderen Ornamente und Stile eher auf. Minarett und Mosche Kolon gegenüber Miri-Arab Medressen sind nicht nur auf den Prospekten von Buchara und Usbekistan nett anzusehen. 
Das Ganze ist gerade eingerahmt vom Volksfest „Silk & Spice“. Überall Bühnen aufgebaut mit Tanz & Musikgruppen. Aber auch sonst, in Höfen, Passagen und Strassen spielen, singen, musizieren und tanzen Gruppen, einfach so. Vom Eingang der Moschee Kolon habe ich dem Regisseur lange zugeschaut, wie er Hunderte an Tänzerinnen und Tänzern dirigierte, einzelne Abläufe mehrfach wiederholte, bis er einverstanden war. Es war offensichtlich Probe für den Abend. Kurz vor Sonnenuntergang war ich wegen des Lichtes nochmals dort. Da war der Platz von Polizei gesperrt und riesige Musikanlagen aufgebaut. Gerade bringt der Kellner einen sehr leckeren Zitronentee.
Und dann bin ich noch durch die riesigen Markthallen geschlendert. Wie das Paradies auf Erden: Obst, Gemüse, Kuchen bis zum Horizont. In anderen Hallen Nüsse und Gewürze, die Gerüche des Orients bis zur sinnlichen Betäubung. Um die Wasseranlage Labi Hauz sind Hunderte an Ständen mit lokalen Produkten von Keramik über Messer, Kannen bis zu Seide und Gewürzen. Vieles sieht so gleich aus, das es aus der Fabrik kommen muss (China ist nicht weit).
Es ist trotzdem eine Freude, dort herumzulaufen und sich treiben zu lassen.

ständige Polizeikontrollen in der Wüste bis Buchara

Nach einem ziemlichem Gewaltritt bin ich in Buchara angekommen. Ich hatte die Wüste nach drei Tagen ohne Wasser (außer Wasser in Flaschen) satt. Wind und Strasse waren nicht ganz auf meiner Seite, so dass ich für die knapp 220 km von 7.30 bis 21.30 Uhr gebraucht habe. Genau 6 Wochen seit der Landung in Istanbul und 4.240 km und eine Woche seit der Einreise nach Usbekistan und 790 km war ich also hier. 
In Buchara tobt derzeit der Bär, weil hier ein Volksfest unter dem Namen „Silk&Spice“ läuft. Dazu aber mehr heute Abend. Mitten durch das Volksfest in der gesamten Altstadt bin ich mit meinem Fahrrad auf der Suche nach einer preiswerten Unterkunft. Vor dem Duschen erst was Essen, aus bitterer Erfahrung aus Nukus. Noch einen Schlaftrunk gekauft und dann unter die Dusche. Nach drei Tagen Wüste mit Sturm, Staub, Dreck, viel Schweiß (6-8l  Wasser, Cola, Bier) ein echter Traum. Muss ich noch ergänzen: jeden Abend vor der Dusche ist die Wäsche dran. Was da immer für Dreck und Salz raus kommt. Jetzt sind die Sachen meistens am nächsten Morgen trocken. In den ersten drei Wochen dauerte es bis zu drei Tage bei Regen und Kälte. So ist einiges vom Gepäckträger verloren gegangen.
Die Mahlzeiten kaufe ich im der Regel. Kein Stress mit Einkauf und Kochen. Meine Suppen, Grieß, Haferflocken, Tee, Zucker, Milchpulver habe ich kaum angerührt, außer auf dem Campingplatz. Für Zwischenmahlzeiten oder fehlende Kafes habe ich immer Brot, Schafskäse, Oliven und Kekse dabei. Seit Kasachstan geht es zu Trockenobst und Nüssen über, Oliven sind hier unbekannt. An Wein und Schluck habe ich auch einen kleinen Vorrat dabei, in der Türkei Raki, in Georgien Cognac, seit Aktau Wodka.
Ansonsten gibt es nichts zu berichten, die Strasse war fast den ganzen Tag gerade aus und kaputt, ständig Polizeikontrollen, Frühstück um 8 an der Landstraße (Brot, Aprikosen, Nüsse, Käse). Mittag in einem kleinen Kafe (Blätterteigtaschen mit Hammel), Zwischenmahlzeit an der Strasse.
40 km vor Buchara wurde es grün wegen des Zafron, der hier endet (versickert). Daher war Buchara immer schon Oase gewesen.

Wüste bei Oizit‘ Rava

Ja, Herr Ober, so geht es.
Kleines Kafe am Straßenrand (Kafe ist wie Kafenion in Griechenland, Kneipe und Restaurant, Treffpunkt, Guesthouse). Strohdach, Bäume, warmer Wind. Sonnenuntergang, nette Menschen, aber nicht aufdringlich, leckerer Salat aus reifen Tomaten, Tee und Wodka. So geht es.
Das Mittagessen war ein Traum: Frischer Fisch aus dem Amudarja, der auf der Zunge zerging, bis zum Abwinken, Grüner Tee, Apfelsaft, köstliche Soße. Nur die Zubereitung war nicht der Hit (Hammel am Spieß aus der Steppe). Da habe ich gerne für eine Stunde pausiert und 21.500 SUM bezahlt (6 €).
Heute morgen habe ich ja glatt verschlafen. Den Sonnenaufgang um 6 Uhr hab ich noch erlebt. Umgedreht im warmen Schlafsack, Ohren zu wegen LKWs, um 8.30 aufgewacht. Ein kleines Frühstück und um 9.30 auf dem Sattel. Noch 30 km Gegenwind bis zur Straßenbiegung (8 – 10 km/h), dann halben Wind (nicht immer hielt sich der Wind an den Wetterbericht, aber immerhin). Insgesamt heute 120 km durch die Wüste, aber immer in der Nähe vom Amudarja (ist ja wie der Nil in Ägypten). 
Wenn ich jetzt müde bin, brauche ich nur meinen Schlafsack auf meinem Sitztisch ausrollen und mich hinlegen. So einfach ist das hier in der Wüste. Wer da sein Zelt hinter einem Hügel aufbauen will, hat weder die Natur verstanden noch die Menschen. Und bekommt dann zur Strafe weder köstlichen Salat noch Suppe.
Nachtrag zu LKWs: In der Türkei kam jeder 2. LKW aus Deutschland, erkennbar an der Aufschrift. Die anderen waren neu und meistens auch aus Deutschland. In Georgien ähnlich, nur war das Baujahr älter (erst Griechenland, dann Georgien), einige schrottreife Kamaz, moderne türkische LKWs (Made in Germany o.ä.). In Azerbaidschan wurde der Anteil an Kamaz, auch neue, größer. In Kasachstan war der Anteil deutscher LKWs deutlich niedriger, eigentlich nur noch für Langstrecke. Dafür tauchen ganz andere Fahrzeuge auf: Shakman, Stella andere. Nagelneue Schwerlast-LKWs der Baustellen, manchmal in riesigen Kolonnen. Von den Schriftzeichen abgesehen, sehen diese LKWs aus, als hätte jemand einen Mercedes, MAN, Renault oder Volvo in den Kopierer gelegt. Zumindest im Design hätten die Chinesen ja etwas Phantasie an den Tag legen können. 
Auf dem Weg zur usbekischen Grenze dann Kolonnen an LKWs, beladen mit Pkws, platzsparend, auch ineinander gestapelt, verstaut, jeder LKW einen anderen schleppend. Eine traurige Kolonne an Fahrzeugen, die in den 80ern ihre TÜV-Zulassung verloren hatten (die Firmenwerbung war natürlich noch überall drauf). Auch hier jede Menge Shakman, aber jedes Alter und jede Baureihe SU. Nur auf der Langstrecke MAN und Mercedes.

Wüste bei Oal‘ Alaw: Wir wollen alles, mindestens, aber sofort!

Die Kizilkumwüste hat mich wieder. Nach Buchara noch 340 km. Von Chiwa ging es entlang der Fluss- und Kanallandschaft nach Ost. Überall Felder, Bäume. Alles ist grün, dicht bewohnt. Den Sieg des Sozialismus in der Landwirtschaft kann man allenthalben an den Dreiradtraktoren bewundern (einen Reifen gespart). Beachtlich, dass die noch heute fahren, macht jedoch deutlich, wie rückständig dies Land und seine Wirtschaft ist. Auf den kleineren Strassen ist mir heute verwundert aufgefallen, das nicht Wasser, wie auf dem Tourirouten, sondern Benzin in Flaschen zu 1,5 oder 5 l verkauft wird (steht überall vor den Häusern). Die meisten Autos fahren mit Gas, auch viele LKWs und Transporter, erkennbar an den riesigen Flaschen auf dem Dach oder der Ladefläche. Aber auch bei Gas scheint es Engpässe zu geben, da an den geöffneten Tankstellen häufig lange Schlangen stehen (Methan, Propan, Butan: natürlich in Kyrillisch).

Irgendwann ging es dann über den Amudarja, besser das fast leere Flussbett, auf einer historischen Brücke für Zug und Autos, gut bewacht, weil strategisch wichtig: Aufnahme der Personalien, vor allem von terrorverdächtigen Ausländern mit Fahrrad; völlig falsche Darstellung der Brücke in der Karte; kaputte Strassen auf beiden Seiten, damit keiner schneller als 5 km/h fährt; riesige Umwege wegen neuer Kanäle, hierfür fehlen noch die Brücken.

Die Abkürzung über eine Baustelle war deutlich kürzer, aber nicht einfacher. Sie führte aber zu vielen Kontakten mit den Bauarbeitern. Kurz vor Sonnenuntergang war ich dann endlich auf der Schnellstraße nach Buchara. Damit ging dann der Tag gegen den Wind (4-5 Bft) zu Ende, und ich kam mit halbem Wind auf der nagelneuen Betonpiste eine Stunde voran. Dann kam eine Raststätte und nichts ging mehr. Suppe, Brot, ein Bier: und schon schlief ich unter der Veranda ein. Licht und LKWs störten nicht. Ist halt Wüste ohne Wasser. Plumpsklo, Strasse, sonst nichts, auch kein Telefon und Internet. So bin ich nicht allein, dafür aber sicher. Alles geht eben nicht. Fiel mir doch neulich unser alter Spontispruch ein: Wir wollen alles, mindestens, aber sofort.

… und abends ein faszinierendes Spiel von Licht und Farbe

Die Hitze des Tages ist gewichen. Rote Zirren ziehen eilig über den Himmel. Die Medressen zeichnen dunkel gegen den Himmel, hier und dort geht ein Licht an, ein angenehmes Lüftchen kommt vorbei, die Schwalben schießen halbhoch vorbei, es wird leer, die Touristen fahren nach Hause. Es ist ein angenehmer Abend im Frühsommer in Chiwa. Ich sitze fast alleine im Restaurant und genieße das Essen und den Abend. Die Sichel des Mondes steht über einer der vielen Medressen. Es wird ruhig in der Stadt.
UNESCO-Kulturerbe, bewohntes Freilichtmuseum, Märchen aus 1001 Nacht. So präsentiert sich die Altstadt. Paläste, Medressen (Schule, Koranschule), ehemalige Moscheen, Wohnhäuser aus Lehmziegeln, Hotels in klassischem Stiel. Die vielen Souvenierläden nerven, gehören aber dazu. Das Spiel von Licht und Farben fasziniert, vor allem gegen Abend. Es sind die Erdtöne, die dominieren, aber die vielen farbigen Kacheln stechen hervor, stehen im Kontrast, sind Kontrapunkt, letztlich jedoch auch Einheit.
In den Gebäuden ist nicht viel zu sehen und es ist bald monoton. Es ist aber dieses Ensemble, das den Reiz ausmacht. Was müssen die Karawanen in alten Zeiten gefühlt haben, wenn sie aus der Wüste in diese Oase kamen? Etwas nachvollziehen kann ich es nach einer Woche von Aktau bis hierher.
Ich bin nun gespannt auf Buchara, Avicena, Ibn Saud, Ulugbek. Morgen geht es weiter.

Chiwa: ein bewohntes Freilichtmuseum wie ein Märchen aus 1001 Nacht …

Tatsächlich, ich bin in Chiwa gegen 18 Uhr angekommen, genau eine Woche nach der Ankunft in Aktau. Heute aber kein Besichtigungsprogramm mehr, sondern nur ein Bummel und dann ein Café mit richtigem Kaffee, dazu 1,5 l Cola (war am Nachmittag richtig heiß gewesen, da geht dann schon mal was rein, können auch 8 l Wasser etc am Tag sein). Die Stadt war voll (Sonntag und Tag des Kindes) mit Souvenirläden von Anfang bis Ende. Nach dem Kaffee konnte ich meine restlichen Tenge (25.000) gegen SUM (300.000) umtauschen (etwa 100 €). Für 45.000 SUM fand ich ein kleines Hotel, einfach, aber mit Dusche. Da merkte ich erst meinen Sonnenbrand. Seit einer Woche brauche ich eigentlich keine Sonnencreme mehr. Für ein gutes Essen musste ich mich dann aber beeilen, wegen Erfahrung. Nach oben offenes Obergeschoss, letzter und dann einziger Gast. Aber alles wie aus dem Märchen von 1001 Nacht (oder war es doch Ali Baba?). Der Plow schmeckte sehr gut (wie Gulasch mit Reis). Die Stadt ist ein bewohntes Freilichtmuseum. Als einziger Gast dann mit der Kulisse und zwei Kellnern nur für dich ist es wie im Märchen. Nur die Sterne waren blass.
Das war in der Wüste natürlich ganz anders gewesen. Die Milchstraße erdrückt dich fast und die Schlange zwischen den Wagen ist deutlich zu sehen, natürlich auch Kassiopeia, der Schütze und Bootes. War schön heute Nacht um drei auf der Liege (2,5 x 3,0 m) und meinen beiden Wachhunden. Die Nähe von Menschen ist in der Wüste oder Steppe wichtig. Gastfreundschaft ist einer der Pfeiler dieser Gesellschaften und Kulturen und schützt gegen wilde Tiere und Überfall von Menschen. So war das Familienbett vor der Kneipe genau richtig: Nähe und Schutz, Abstand und Freiraum. Auf Schlangen und Wölfe kann ich gut verzichten, weil ich kein Trapper bin. 
Der Sturm nahm in der Nacht noch zu, so 7 – 8 Bft. Da war ich in meinem warmen Schlafsack gut aufgehoben, zumal die Temperaturen nachts deutlich zurück gehen. Selbst hier in der Stadt habe ich vorhin gefroren. 
Die Sonne stand schon hoch, als ich gegen 7 wach wurde. Vor 8 war ich schon wieder auf der Strasse. Gegensturm bis zum nächsten Stassenknick in 500 m. Dann ein Kafe mit Spiegelei zum Frühstück. Es ist immer noch bitterkalt um 11 Uhr, so dass ich ein Unterhemd brauche, auch wegen Nierchen und Verspannungen im Rücken. Auf Hals, Nacken und Hintern muss ich sowieso auf dem Rad immer achten.
In Urgansch die nächste Mahlzeit und dann die Suche zur Strasse nach CHIWA. Warum können die Usbeken keine Schilder aufstellen und Straßennamen anbringen? Ein Feind, der dieses Land erobern will, hat es nicht leicht, weil die Mongolen  seinerzeit wahrscheinlich alle Schilder haben mitgehen lassen und die Zeit bisher nicht gereicht hat (oder war es Alexander der Große? War ja bis ins Ferganatal, aber nicht mehr über den Pass bis Kashgar genommen. Kann ich mir gut vorstellen, wie er da unten vor Wut geschrien und mit den Füßen getrampelt hat).
Schließlich hab ich den Weg dann doch gefunden (zur Belohnung steht am Ortsausgang dann ein Schild mit der Entfernung und Strassenführung bis Chiwa oder anderswo). Von Urgansch bis Chiwa verläuft eine vierspurige Schnellstraße immer gerade aus mit einem Belag aus der Zeit von Timur Lenk oder Tamerlan. Alexander hatte ja schon die Schilder mitgehen lassen.
Nur die ersten 4 Stunden waren nervig, dann ging es. 

Museum Sawatzki

Wenn man davor steht, ist es nicht mehr weit. Da es hier keine Verkehrsschilder, Straßennamen oder Hinweisschilder gibt, ist die Suche manchmal beschwerlich, vor allem, wenn fast niemand das Museum Sawitzki kennt oder weiß, wo es liegt. Als ich schließlich vor einer Baustelle mit selbigem Namen stehe, erklären mir die Bauarbeiter, dass ich um die Ecke gehen müsse, um zum Museum zu kommen. Dann war es auch nicht mehr schwer zu finden, zumal viele Schulklassen sich zum Besuch aufstellten. Denn neben den klassischen Stücken jedes Heimatmuseums, hier der autonomen Republik Karalpackstan, beherbergt dieses Museum die bedeutendste Sammlung an Werken der russischen Avantgarde der 20er und 30er Jahre und die weltweit 2.-größte (nach St. Petersburg). Darunter über 1.000 Werke von Rudko, Popova, Mukhina und über 100 anderen. Für einen Tag einfach zu viel. Wer rechnet schon mit einem solchen Museum am Ende der Welt in der Region Aralsee, oder Karalpackstan. Diese Region mit der Oasenstadt Chiwa war schon immer eigenständig, obwohl nahe an Buchara und Samarkand. Der Gründer des Museums, Igor Sawitzki aus Kiew, wohnte hier und zog viele Avantgarde-Künstler hierher und vor allem nach Chiwa. So habe ich einem ersten Eindruck von der Stadt bekommen. Ich bin gespannt.
Daher bin ich erst gegen 13 Uhr losgekommen. Im Museumscafe hatte ich noch zwei ältere Damen aus Köln getroffen, die sich eine Reise durch Usbekistan haben zusammen stellen lassen, einschließlich Fahrer und Auto. So geht es auch, aber man erfährt und sieht nicht so viel.
Bei meistens schlechten Strassen und viel Gegenwind ging es nicht so recht voran. Es gibt nur weniges, dass mich so nervt wie Gegenwind. Meistens dann auch als Sturm, weil es sonst nicht so auffällt. So bin ich nicht weit gekommen und schlafe neben einem Kafe im Freien. So ist das halt in der Wüste, wenn keine Orte da sind. Morgen will ich versuchen, nach Chiwa zu kommen.

mit dem Taxi nach Koundra … und dann die Welt umarmt

Am Ende ein schöner Tag, mit vielen Höhen und Tiefen. Trotz der Massenunterkunft (wie die Heringe) hatte ich gut geschlafen und war schon um 7.10 auf dem Rad (morgens gibt es dort nichts), die LKWs machten sich auf den Weg und viele Leute warteten auf Fahrgelegenheiten. Ich hatte den Gegensturm zum Freund (aber nicht zu meiner Freude) und kam kaum voran bei einer einsamen Wüste von 300 km, mit wilden Tieren und wohl nur einer Raststelle in der Mitte, vor mir. Der einzige Ort nach der Grenze, Karakapakia, nach Karte wahrscheinlich mit Bahnhof, sollte nach 2 Stunden Kampf gegen den Wind (immerhin 18 km) meine Erlösung werden. Nach viel Kauderwelsch war klar, es gibt heute oder morgen Züge am Bahnhof. Der halbe Ort war mit beschäftigt. In der Halle hing sogar ein Fahrplan: mein Zug nach Koundra fährt morgen früh um 5.45, wenn es denn ein Ticket gibt, was hier nicht so üblich ist, wie ich später erfuhr.
Da taucht ein Taxifahrer auf, der bereit ist, mich sofort nach Koundra hinter der Wüste zu bringen. Auf 100$ haben wir uns schnell geeinigt. Für ihn sehr viel, für mich überschaubar und ohne den Kampf gegen die Wüste, den Wind und die Strasse. Nach gut drei Stunden Fahrt und einer halben Stunde beladen des Kleinwagens mit meinem Fahrrad samt 5 Taschen und 3 Campingteilen bin ich um 13 Uhr in Koundra und kann endlich mal was essen. Schon sehen die Mäglichkeiten und Perspektiven ganz anders aus: der Wind hat nachgelassen und etwas gedreht, die Strassen sind besser, überall Grün und Bäume und nur noch 100 km bis Nukus, wo immer das liegt (ist aber die Hauptstadt von Karalpackstan). Wegen Fehlern auf der Landkarte werden es dann doch 120 km. Keine Wüste mehr, es geht voran: sofort wird meine Laune besser und ich könnte die Welt umarmen. Endlich dann gegen 21 Ihr auch ein Hotel gefunden (war mit 40 € deutlich teurer als das Massenquartier, aber viel Komfort und vor allem eine Dusche: In der Wüste gibt es höchstens einen tröpfelnden Wasserhahn (besser als nichts, vor allem vor dem Essen). So war alles gut und in bester Ordnung, bis ich herausfand, dass alles um 22 Uhr schließt. Bisher völlig undenkbar,eigentlich alles bis mindesten 24 Uhr offen. So durfte ich mir ein Süppchen kochen und Oliven, Brot und Schafskäse dazu essen. Neulich im Supermarkt habe ich mich schon besorgt gefragt, warum ich eigentlich Suppen mitgenommen habe, wo ich Maggisuppen  doch in jedem Supermarkt bekomme. Neulich hatte ich Kekse aus Deutschland und Bananen aus Equador gibt es überall, wobei hier 4 Bananen teurer sind als eine Flasche guten Wodka (Taschkent Vino, kein Witz, steht drauf). Dann war ich doch genervt (sehr, da hungrig), so dass der Bericht ausfallen musste.