Erzurum

Romantik in Batumi

Echt romantisch, der Vollmond über Batumi. Und der erste Sonnenuntergang auf dieser Tour kurz vor Batumi. Irgend was besonderes scheint der Ort zu haben.
Zentrum und alter Hafen sind kaum zu finden, da alle Hotelkonzerne sich in der Architektur zu überbieten versuchen. Gewaltige und phantastische Bauten, interessant beleuchtet. Die Palmen an den Strassen bunt beleuchtet, Casinos allenthalben. 
Den Zeltplatz habe ich irgendwie zwischen den Hotelpalästen verpasst, die Entfernungsangabe der Damen von der Touristinfo stimmte auch nicht ganz, und irgendwann habe ich gefragt. Bei der Polizei, war gerade am Weg. Zeltplatz? Wissen wir nicht. Schlagen Sie besser Ihr Zelt in unserem Vorgarten auf. Die Toilette der  Station darf ich auch benutzen, und mein Zelt steht unter besonderem Schutz. Um zur Kneipe zu gehen, ein leichtes Nicken zur Station, bei der Rückkehr freundlich die Hand heben. Kneipen überall, Supermärkte noch offen. Grosses Bier in der Kneipe für 0,8 €, gute Flasche Wein im Laden 4 €. Kann man direkt Alkoholiker werden.
In den letzten türkischen Orten hatte übrigens fast jede Bude Bier. In Erzurum brauchte man noch ein Näschen.
Der Tag hatte neblig und regnerisch in Artvin begonnen. Der Fluss Coruh, der mit der Staumauer, hatte weitere Staustufen mit Stromerzeugung. Jeweils unterhalb wenig Wasser. Die Strasse am Fluss ging leider nicht nach Georgien, so dass ich noch 700 m über den nächsten Pass zur Küste musste. Es wurde schwül-warm. Die Berge waren jetzt mit Teeplantagen überzogen und die Ernte ging voran. Der nationale Bedarf wird hier gedeckt. Die Hafenstadt Hopa war eher hässlich. Nach 20 km und weiteren 12 Tunneln der Grenzübergang. Die letzte Pide und dann nach genau 20 Tagen, auf die Minute genau, aus der Türkei raus. Neue Abenteuer kommen bestimmt.

20 hilfsbereite Menschen mit 50 englischen Vokabeln

Ungewöhnlich ist meine Unterkunft, wie auch die Vorgeschichte. Auf dem Weg durch das schroffe Pontische Gebirge bog ich am frühen Abend von der Hauptstraße ab, um die Klosterruine Ösk Vang zu besuchen. Nach drei Kilometern wurde es schnell dunkel und es donnerte plötzlich. Noch drei Kilometer, Regen und Blitze. Wie aus dem Nichts taucht ein Dorfladen mit Teestube auf. Gerade schaffe ich es unter die überdachte Terrasse, da bricht es auch schon los. Viele Leute sind da und ein, zwei Tee kommen auch. Die Kommunikation ist zwar schwierig, klappt aber, da die anwesenden 20 Personen bestimmt 50 englische Wörter beherrschen. Nach einer Stunde ist das Gewitter durch, für Weiterfahrt aber zu spät und nass. Meine Frage zum Zeltaufbau war nicht verständlich, so dass der Ladenbesitzer  und Kunden zum Telefon griffen und Leute ans Telefon riefen, die deutsch sprechen konnten. Nach diversen Gesprächen und SMS durfte ich die Terrasse für die Nacht nutzen. Um 21.30 verschwanden alle und ich blieb mit der Beleuchtung zurück. Mein Abendessen konnte ich endlich zu mir nehmen. Nach einem Schluck Wein, oder zwei geht es dann in den Schlafsack. Die letzten 4 km zur Ruine werde ich morgen wohl schaffen und vielleicht auch noch den Weg zum Schwarzen Meer.
Hinter Erzurum war natürlich noch ein Pass. Bis oben Rückenwind, dann Gegenwind. Nach der Mittagspause ein Radfahrer. Dirk aus Hamburg auf dem Weg von Tiflis in die Südtürkei, ehemals Lehrer am Goetheinstitut in Peking, jetzt Obstbetrieb im Alten Land. Gestern hatte ich aus der Ferne zwei Radfahrer (unverkennbar an Gepäck und Alter wie ich) nach Erzurum reinrauschen gesehen. Ich habe mir dann Kuchen und Kaffe gegönnt.

An den Ufern des Euphrat

Es tat mal ganz gut, einen ruhigen Tag einzulegen. Es gab sogar ein italienisches Café. Außer ein paar alten Moscheen und Medressen (Koranschulen) gab es auch nichts zu sehen. 
Zwei Nachträge muss ich noch machen:
1. Die Kleinreparaturen am Freitag in der Regenpause zahlten sich schnell aus, da mein Handy beim Zelten versucht hatte, einige Fotos bei schlechtem Netz zu senden und leer war. Mit dem reparierten Ladegerät war nach ein paar Kilometer das Handy wieder betriebsbereit und nach drei Stunden voll. So hatte die Regenpause auch seine guten Seiten.
2. At the rivers of Babylon … Hätte ich nicht gedacht, dort zu landen. Aber … Am faulen Tag konnte ich ein wenig in den Reisebüchern schmökern und fand heraus, dass ich am Freitag und Samstag am Euphrat entlang gefahren war und auch an seinen Ufern gezeltet hatte. In der Türkei heißt er Firat und entspringt mit einem Zufluss Karasu in den Bergen südlich von Erzurum. 

faszinierendes Hochgebirge Ostanatoliens

Es war schon ein gigantischer Anblick, die schneebedeckten Berge über 3.000 m rund herum und die Großstadt Erzurum im Hochtal mitten drin bei einbrechender Nacht. Solche Bilder kommen sonst aus Davos. Erzurum liegt mit 1.950 m deutlich höher. Mitten im Ort 2 große beleuchtete Skischanzen, Skihotels überall und in den Bergen. Erzurum ist in der Türkei das Skigebiet.
Den ganzen Tag war ich schon durch eine gewaltige Gebirgslandschaft gefahren, zuerst neben Fluss und Eisenbahn durch ein enges Tal. Dann plötzlich das riesige Hochtal von Mercan/Tercan. Berge bis 3.500 m herum und tundraähnliche Abhänge bis ins Tal, unterbrochen von schroffen Felsen. Nach der Mittagspause in Tercan weiter ins Gebirge, enge Schluchten, sanfte Täler. Viel Rückenwind und gelegentlich Wolken. So ist der Pass bei über 2.000 m schnell erreicht. Das Tal, in das ich jetzt eintauche, führt nach Erzurum. Als die Hauptstraße nach oben führt, entscheide ich mich für die alte Strasse am Fluss entlang. Nicht mehr so viele Autos (alle 10 Minuten), dafür Schlaglöcher und das Gefühl, den Schweiß der römischen Legionäre zu riechen. Manchmal tauchen auch alte Brücken neben der Strasse auf, Rundbögen oder gerade. Schließlich bin ich wieder auf der Hauptstraße und es geht nach Erzurum rein. Die Strasse ist beleuchtet und in der Ferne die Stadt. Das Navi sagt noch 18 km. Wie beim segeln in der Nacht, siehst Du die Stadt, die kommt aber nicht näher. Nach einer Stunde berghoch bin ich dann doch da: in einer belebten Einkaufsstraße. Mit meinem i-Phone finde ich schnell passende Hotel und den Stadtplan mit den Hotels. Aus Erfahrung weiß ich, dass dort noch mehr Hotels aller Kategorien sind. So habe auch schnell eins gefunden. Morgen mache ich einen ruhigen Tag, der Pass über 2.000 m und die 160 km stecken in den Knochen. Es war ein faszinierender Tag im Hochgebirge Ostanatoliens. 

Unwetter und Eisenbahn aus dem Museum

Etwas lustlos war ich heute morgen, Wolken tief und dunkel. Dann regnete es auch gleich und ich nutzte die Gelegenheit für Kaffee und Telefon. Ich war schon draußen, da sprach mich eine Frau, wo ich denn herkäme und hinwolle. Sie ist Türkin aus Rüdesheim und besucht die Heimat ihrer Großeltern. So haben wir noch eine Weile geplauscht. Dann 15 km mit fürchterlichem Gegenwind durch ein Hochtal mit Bergen über 3500 m. Vor dem nächsten Schauer in eine Raststätte. Erste Kleinstreparaturen am Rad. Dann brach aber die Hölle herein und ich sass trocken und warm und konnte erstmals Sudoku machen. Zwischendurch brach der Strom mehrmals zusammen. Tee und Kaffee gabs aber. Nach drei Stunden hellte es auf und ich bekam Mittag auf Kosten des Hauses wegen Stromausfall. Bei Sonne ging es weiter bei 8 Bft Gegenwind. Beim nächsten Ort, dem letzten vor der Hochgebirgsstrecke, gab es kein Hotel. Auf den nächsten 20 km wusste jeder,dass 4 km weiter ein Hotel sei. So habe ich jetzt mein Zelt zwischen Landstraße und Fluss aufgebaut, im Bereich eines Betonmischwerkes. Ist nicht so romantisch, aber bewacht und beleuchtet. Brot hatten sie mir zur Suppe gebracht. Der Sturm war noch eine Weile recht heftig, so dass ich gerade mal 10 km/h schnell war. Kaputt und nicht weiter kommen. Dann schlief der Wind ein, dafür ging die Sonne unter. Alles geht eben nicht. Weit bin ich heute also nicht gekommen. Morgen dann weiter durch das enge Tal (auf der anderen Seite die Eisenbahn, die aus dem Museum) Richtung Erzurum. Wegen der Regenfälle ist der Fluss dunkel und ziemlich reißend.