modernes Erzincan
Da habe ich vorhin das Glück aber schnell am Schopf gepackt. So sitze ich jetzt in Erzincan in einer Kneipe „Café Latte“ und schlürfe einen LatteMachiato. Es ist angenehm warm, 19 Grad, und trocken. Dabei sah es um 19 Uhr noch ganz anders aus: in den Bergen auf dem Weg zum 3. Pass des Tages (nach 1690 und 2190 m). Wie so oft hatte es angefangen zu giessen, es wurde dunkel und bis zum nächsten Ort noch 40 Minuten bergauf. Da standen dann plötzlich zwei Fernbusse bei einer Pause. Sofort durfte ich samt Fahrrad einsteigen (passte genau in den Gepäckraum) und los ging’s (keine fünf Minuten seit meiner Entscheidung bis zur Abfahrt). Die eingesparten 40 km haben sich gelohnt.
Gestern volle Sonne mit Sonnenbrand, heute bedeckt und später Regen. Dabei bin ich über drei Pässe gekommen, der zweite mit 2190 m schon ganz ambitioniert. Hatte ich bisher noch nicht erlebt. Auch nicht in Norwegen 1970. Ging erstaunlich gut, fast ohne Schieben, auch wenn die Luft da oben schon dünner war .
Erzincan wirkt irgendwie völlig anders als alle türkischen Städte durch die ich gekommen bin. Außerordentlich sauber, fertige und vollständige Bürgersteige mit Absenkungen an allen Übergängen, damit neben Hochspringern auch normale Menschen, aber insbesondere Alte und Behinderte, auf den Bürgersteig kommen. Keine Provisorien, sondern durchdachte Lösungen und abgeschlossene Bauausführungen, keine überquellenden, verbogenen und verrosteten Papierkörbe, sondern ansprechende und intakte Behälter aus Holz in verschiedenen Varianten. Die Stadt wirkt so, als wäre die komplette Verwaltung aus der Schweiz oder Schweden übernommen worden. Mal sehen wie der Eindruck morgen bei Licht ist. Sogar eine Kneipe habe ich gefunden. Immer nach dem „EFES“-Schild sehen und dann prüfen ob EG oder OG. Im EG kann man dann Bier, Wein und Raki kaufen. Im OG vielleicht Kneipe. In Ankara gabs Rock, hier moderne Arabesk-Musik. Der Wetterbericht sagt Regen fürs ganze WE. Mal schauen, wie der Weg nach Erzurum wird.