Lanshou

Der schlimmste Tourentag war heute!

Heute war der schlimmste Fahrrad-Tag der Tour. Gleich hinter Daxian, nach Navi und als Pfadfinder, gab es eine neue Autobahn, aber nicht für Fahrräder, und eine 30 km lange Baustelle auf der 210 mit 5 cm Schlamm überall, grobem und feinem Schotter, steilen Wegen hoch und runter, Feldbrocken und Schlaglöchern. Bei einem machte der Vorderreifen nicht mehr mit. Also Rad flicken in der schlammigen .Steinwüste. Es gibt hierfür angenehmere Orte. Aber dort passiert ja nix. Mit fachkundiger Unterstützung von 40 Bauarbeitern ging dann alles ziemlich schnell.
Nur die Stein- und Schlammwüste war zum Verzweifeln: schieben, langsam, Fußgängertempo. In der nächsten Stadt war Schluss: Dazhu.
Heute wieder alles gewaschen. War aber nicht ganz so schwarz wie in Xian. Hier ist fast eine subtropische Umgebung, alles grün. Die Wüsten bis Lanshou sind schon fast vergessen. Eine ausufernde Stadt ohne Kern und Gesicht. Morgen geht es dann zum Yangtse.

Am Ende der Seidenstraße in XIAN angekommen!

Das Ende der Seidenstraße ist erreicht: Xian mit seiner Stadtmauer und der großen Geschichte. Und meiner eigenen persönlichen. Ich kann es irgendwie noch nicht richtig fassen, dass ich hier jetzt angekommen bin. Es wird sicherlich noch einen Tag dauern, bis es so richtig angekommen ist. Freude, Erleichterung, Stolz. Im Ziel ist man dann häufig erst einmal leer.
Die beiden letzten Tage zusammen waren auch ein Teufelsritt mit fast 400 km, zuerst noch viel Gebirge hinter Tianshui, dann gemächlicher den Wei Fluss runter. Das weite Wei-Tal vor der Mündung und Huang He (Gelber Fluss) wird als die Wiege der chinesischen Kultur angesehen, wie Nil, Euphrat & Tigris, Indus.
Also hinter Tianshui war die Landschaft noch wild, die Flüsse schnitten tief durch den Löss. Der Lössgürtel ist vielleicht 500 km breit und gibt dem Huang He seinen Namen. Es sind immerhin 10 Mrd Tonnen Sedimente im Jahr.
180 km ohne Stadt und Unterkunft. Durch diese grandiose Landschaft also im Sauseschritt. Außerdem waren noch zwei Gleistrassen und eine Autobahn im manchmal sehr engen Tal: Also Brücke – Tunnel – Brücke, manchmal in drei Ebenen übereinander. Und immer wieder die mächtigen Lössschichten. Als Kind und Jugendlicher war ich viel im Kaiserstuhl. Ich war beeindruckt vom Löss, den Höhlen darin und der Größe: vielleicht 20×20 km. Und das jetzt hier? Grandios.
Erst spät am Abend kam in in Baoji an, einer modernen Millionenstadt ohne etwas.
Früh ging es dann weiter nach Xian, rund 200 km. Das Tal wurde weiter und dicht besiedelt. Eine Vielzahl an Dörfern, Städten jeder Größe. Überall Ernte: Äpfel, Kiwis, Birnen, Granatapfel. Jeweils riesige Flächen und Mengen. Kulturlandschaft den ganzen Tag. Die Zeit der Wüsten und Steppen ist vorbei. Eigentlich schon seit Lanshou.
Die letzten 60 km war es dunkel, aber ich wollte nach Xian. Und dann war da noch 40 km Strassenbaustelle. So viel Dreck und Staub gibt es sonst nur in der Kohle. So sah ich dann auch aus. Dass ich damit ein Zimmer bekommen habe, war fast ein Wunder. Um 21.30 hatte ich dann die Stadtmauer erreicht. Xian. Endlich. Nach 85 Tagen auf der Seidenstrasse und mehr als 9000 km im Sattel.
Die Stadt ist riesig mit über 4 Mio Einwohnern und mit Umland 8 Mio.
Die Stadtmauer ist komplett erhalten mit 14 km Länge, Toren, 12 m hoch und 18 – 12 m breit. Xian war die erste Hauptstadt Chinas und hatte um 800 herum 2 Mio Einwohner. Damals die bei Weitem größte Stadt der Welt.
Nach einem Bummel (geduscht) und dem Besuch verschiedener Strassenküchen nach Mitternacht wurde es dann sehr spät. Aber ich hatte es geschafft.

In der dreckigsten Großstadt der Welt: Lanshou

Heute war ruhiger als sonst. Nach 10 Uhr bin ich erst losgekommen. Das Frühstück war in der Kneipe, aber sehr gut. Lanshou stand heute auf dem Plan: Wasserräder, Deutsche Eisenbrücke (ein Geschenk des Kaisers), Weiße Pagode mit Park. Alles. Engagierte Pflege der Grünanlagen am Ufer des Flusses Huang He. Bei uns besser bekannt als Gelber  Fluss. Die Strassen werden ständig feucht gehalten, ohne diese jedoch zu reinigen. So ist der Dreck nicht Weg, aber zu Matsch geworden. Einige Hundert Wasserwagen sind ständig unterwegs. Lanshou trägt seit Jahren den Titel der dreckigsten Großstadt der Welt. Es ist auf jeden Fall viel Staub und Dreck in der Luft. Und dann die Tallage. Da wird wohl mehr getan werden müssen, als etwas Wasser auf die Strassen.
Noch ein Päuschen am Ufer, dann auf die Suche nach dem Busbahnhof. Grobe Richtung hatte ich mir erklären lassen. Die Feinheit erkennt man dann am Taubenschlag der Busse: rein/raus. Nach Tienschui, stellte sich dann heraus, fährt er alle 20 Minuten. Wie in Leipzig, nur ist die Entfernung 250 km. Die großartige Lößlandschaft am Abend und bei untergehenden Sonne ist phantastisch.
Im Lanshou sind so viele Hochhäuser im Bau, wie New York insgesamt hat. Ich weiß nicht, wer dort eigentlich wohnen soll, und wer das bezahlen soll. Genauso mit den Strassen und Eisenbahnen. Das wer ich noch mal genauer ansehen müssen. Kaum auf der Autobahn, erscheint eine riesige Wand von vielleicht 200 x 2000 m mit Kränen im der Ferne. Näher dran sind es Hochhäuser. Grob geschätzt 150 mit 30 – 40 Stockwerken, alle in Bau. Vom Umfang wie Grünau, aber Errichtung auf einen Schlag.
Im der Stadt ein neuer Eisenbahntunnel unter der Hauptstraße, vielleicht 30 km Länge. Alle arbeiten Tag und Nacht. Ein Stück Strasse von vielleicht 2 km Länge an etwa 10 Stellen mit Gießmaschinen in Bau und vielleicht 50 Beton-LKW vor Ort und in Arbeit. Sieht nach Fertigstellung innerhalb 24 h aus. Insgesamt 60 km Baustelle von einem Ende bis zum anderen: neue Autobahn, neue Gleise, neue ICE-Trasse, überall riesige Kreuzungen auf 4 Ebenen in Bau. Und dann noch hunderte an Hochhäusern größer 40 Stockwerke. Alles gleichzeitig. Oh Mann.
Am Abend dann in Tianshui. Mittlere Stadt mit ebenfalls riesigen Baustellen. Aber viele Hotels. Morgen geht es zu den vielleicht bedeutendsten Buddha-Höhlen in China: Maiji Shan.

Der kleine wastl auf seinem Rad … ein Tag zum Weglassen …

Der Tag war eher nicht so gut. Über das letzte Schreiben vom Gericht war ich nicht so glücklich. Dann wollte mich die Rezeption um meine Kaution betuppen.
Der Weg geht bergab, so dass ich schon vor 14 am Huang He war. Dann spielte wieder alles verrückt: Karte sagte das Eine, das Navi was ganz anderes und die Passanten noch was anderes. Bei einem Laden ließ ich dann das Rad stehen, um mit dem Bus nach Bingling zu fahren. Es war aber spät geworden und kein Boot fuhr mehr. Also Taxi für den Rückweg. Und schon war die Katastrophe perfekt. Die Frau konnte weder Englisch, noch richtig hören, und vor allem nicht Karte lesen. Es gab auch keine Karten. Statt einer Stunde Fahrt wurden es vier mit Nervenkrieg, Sackgassen, 20 befragten Leuten, einschließlich Strassenpolizei. Aber irgendwann gegen 21 Uhr war ich wieder beim Laden und dem Fahrrad. Dann waren es allerdings noch 40 km nach Lanshou. Davon 30 km Baustellen: neue Landtrasse, neue Autobahn, neue Gleistrassen, jede Menge Brücken, Autobahnkreuze auf vier Ebenen, Eisenbahntunnel unter der gesamten Stadt hindurch (vielleicht 30 km). Und dazwischen der kleine Wastl auf seinem Rad. Na ja, um Mitternacht hatte ich dann ein Hotel. Scheiß Tag, aber weit gekommen. Lanshou. Früher mit dem Finger auf der Landkarte. Die große Handelsstadt an der Seidenstraße.