Wenn der blöde Staat nicht wäre, ginge alles viel leichter. Die chinesische Grenzkontrolle lässt die DDR liberal, weltoffen und schnell erscheinen. Gegen 19 Uhr Pekingzeit bin ich in die erste Kontrolle rein, heute nach 19 Uhr hatte ich meinen Pass in Wuqia, 150 km von der Grenze, wieder und durfte weiterfahren. Nach der Gepäckkontrolle gestern ging dann nichts mehr, und ich durfte als Hotel eine einfache Unterkunft nutzen und es gab gutes Essen. Na ja, 100 m in der dunklen Nacht ohne Laternen in einem Abrissgelände zum Plumpsschlitz ist nicht erbaulich. Heute morgen war ich pünktlich zum Arbeitsbeginn um 10.30 Uhr an der Abfertigung. Es passierte aber nichts. Nach einer halben Stunde teilte mir ein Grenzer mit, ich könne nicht mit Rad weiterfahren und bräuchte ein Taxi. Na gut. Nach einer weiteren halben Stunde fragte ich nach meinem Ausweis. „Den bekommen Sie erst, wenn Sie ein Taxi haben.“ „Wo ist denn ein Taxi?“ „Da hinten.“ Stand nur keins weit und breit. Er möge es mir doch bitte zeigen. „Oh, da ist ja keins, war aber vorhin. Dann müssen wir eins rufen!“ Nach einer weiteren halben Stunde kam ein Taxi, aber nicht für mich und war auch bald im Grenzbereich verschwunden. Dann kamen vielleicht 10 Leute, wohl chinesische Uiguren, mit viel Gepäck und wurden kontrolliert. Nach insgesamt 2 Stunden meinte ein Fahrer von ein Kleinbus, dass mein Fahrrad wohl rein passe. Nach drei Stunden ging es los, ich hinten zwischen Gepäck, Kisten und Fahrrad eingeklemmt. Der Fahrer hatte alle Ausweise dabei. Nach einer Stunde Fahrt, Strasse gesperrt und erneute Grenzkontrolle. Ging relativ schnell. Weitere Stunde Fahrt auf besten nagelneuen Strassen durch die wilde Bergwelt die Ausfahrt Wuqia. Da war ich froh. Aber zu früh. Lange LKW-Schlange und verschlossenes Tor. Die Mittagspause hatte gerade begonnen. Und die dauert lange. Ist ja auch eine harte und schwere Arbeit. Dann nach zwei Stunden Fahrt zurück an der LKW-Schlange und eine neue Strasse (Geisterfahrer) zur eigentlichen Grenzabfertigung. Dort wurden wir entladen und durften bezahlen. Dahinter könnte ich dann nach Kaschgar fahren. Davor jedoch eine weitere Grenzkontrolle mit Scanner etc. Auch wurden hier die Pässe bearbeitet. Dauert nur, wenn alle Daten von Hand abgeschrieben werden für die Formblätter. Dann stand irgendwann alles Gepäck vor dem Scanner und wir mussten wieder zurück in den Wartebereich. Irgendwann tauchte eine resolute Beamtin auf und pfiff die Leute zusammen. Dann ging es endlich los. Schlange an der Passkontrolle. Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Nur Gesichtsscan unbekannt. Nach der Passkontrolle Ausweis an den Chef, der nochmals alles prüfte. Dann der Scanner. Wieder Schlange. Irgendwann war ich durch und durfte alles aufs Rad packen. Es war 19.30 Uhr und zu spät für Kaschgar (80 km). Also erst mal aus dem Grenzbereich raus (1 km). Am Ausgang niemand der englisch sprach. Wie da ein Hotel finden? Nach Zeichensprache dann die Info, dass ein Hotel in der Stadt sei. Echt toll. Nur wie finde ich die Stadt mit den wunderbaren Zeichen? Nach Gefühl wär ich dann in der Stadt. Hinweisschilder? Also in einem Laden gefragt. Nichts verstanden, aber im Nachbarladen jemand, der etwas Englisch konnte. Klar Hotel, welche Kategorie?, der Mitarbeiter bringt Sie mit Motorrad dorthin. Echt toll, bewundernswert. So war ich also beim Hotel. Zimmer, Dusche, Preis ok. Warum dann aber doppelt? Sie sprach immer schneller, ich verstand nichts. Wollte schon gehen. Da fand sie im Computer ein englisches Wort „deposit“. Damit war es klar. Ausweis natürlich auch. Da waren beide froh und ich konnte mein Zimmer beziehen. Erst mal was essen nach dem langen Tag ohne Frühstück. Nach Tagen auch die erste Dusche und Wäsche.
Auf den Strassen dann das volle Leben. Laden neben Laden, Werkstätten, Kneipen, Restaurants. Alles was das Herz begehrt. Überall auch Märkte. Es duftet phantastisch. Es wurde schon dunkel, als ich mich für ein Restaurant entschied. Ohne Karte kam dann auch gleich Essen auf den Tisch, natürlich auch Tschai. Lecker, gut, reichlich für 1,5 €. Die Einrichtung einfach, aber sehr ordentlich ohne Schmutz und bröckelnden Putz. Die Chefin sehr freundlich, höflich, immer mit einem Lächeln, so um die 70, wie ihr Mann.
Es war dann schon dunkel, aber immer noch volles Leben auf den Strassen und viele Gerüche. Im Laden nebenan gab es u.a. Tuborg-Bier.
Auffallend ist die Ruhe in den Strassen und über der Stadt. Die meisten Roller und Motorräder sind elektrisch betrieben. Du hörst sie einfach nicht. Und die Motorräder und Autos fahren leise, ohne die Motoren aufjaulen zu lassen. Echt angenehm.
So bin ich mit dem Land und den Leuten versöhnt. Als Europäer wirst Du bestaunt wie ein Weltwunder. Die Kinder fallen von der Schaukel. wahrscheinlich kommt auch kein Europäer in diese Kleinstadt.
Mal sehen, wie es morgen wird auf dem Weg nach Kaschgar.