Aserbaidschan

Große Vorhaben erfordern zeitiges Aufstehen…

Der Wecker bimmelte um 5.50 Uhr, denn ich hatte heute Großes vor! Den großen Sprung nach vorn (Mao 1960). Der Bus nach Jiayuguan sollte am Sonntag schon um 8 Uhr fahren. Polizeikontrolle und Gepäckscan brauchen ihre Zeit. Also lieber eher da sein. Ich kam um 6.45 mit dem Personal und konnte mein Fahrrad mit Messer und Gasflasche direkt auf den Busplatz schieben. Gelöst. Gegenüber war eine Kneipe mit Frühstück für die frühen Gäste. So kam ich zu 5 großen gefüllten Teigtaschen und einer Suppe für 1,50€. Dann war aber die Kontrolle immer noch nicht besetzt. Nach einer Weile kamen die Busfahrer, und ich konnte das Fahrrad als Ganzes reinschieben, nicht ohne dem Fahrer noch 20 Y gegeben zu haben, wegen der Menge an Gepäck. Bei der Abfahrt pünktlich um 8.00 Uhr ging die Sonne auf. So ein paar Kilometer im Bus durch Wüste und Steppe waren auch mal ganz nett. Bis Jiayuguan gab es eh nichts zu besichtigen. Pünktlich im 12.30 lud mich der Bus am Ortseingang raus. Die Suche nach der alten Festung und dem klassischen Ende der Großen Mauer war wegen fehlender Hinweisschilder etwas schwierig und langwierig. Warum begreifen die Verantwortlichen in Zentralasien nicht, das nicht die Bewohner, sondern die Anderen die Schilder brauchen. Gleiches Spiel in der nächsten Stadt, wo die Hinweisschilder nur zur Autobahn führten, die Strasse dann aber plötzlich im Bauhof endete mit einem Bretterzaun. Solche Schilder brauch ich nicht. Das müssen sie noch alle lernen, von Aserbaidschan bis China. Es ist aber auch ein Kreuz mit den Diktaturen.
Irgendwann war ich in der Festung von 1100, die das westliche Ende der Großen Mauer darstellt. Weitere Mauerreste weiter westlich hatte ich schon besichtigt. Hier war eigentlich das Westende zur Sicherung des Hexikorridors. Inzwischen sind die Festung und die innere Stadt neu errichtet, ein Bauboom wie seinerzeit beim Kaiser. Es gibt auf jeden Fall einen tollen Eindruck von den 25.000 km Mauer. Mit neuen Eindrücken ging die Pfadfinder-Fahrt dann weiter nach Osten. Mal sehen, wo ich morgen lande. Auf 40 km keine Kneipe, kein Restaurant, kein Laden, nur Strassendörfer und Bauernhöfe. Weil es schon lange dunkel war, hoffte ich auf den nächsten Ort. Nach einer kurzen Essens- und Orientierungspause kam ich plötzlich in eine Ansammlung von Kneipen und Hotels. So ganz plötzlich aus dem Nichts. Ein versöhnliches Ende eines langen Tages.

Der große Bogenschlag

Nichts passiert heute. Nur im Bett gelegen, gedöst und geschlafen. Ich bin völlig kaputt von der Nacht auf der Toilette. Gegen Abend ging es dann besser und ich konnte eine Nudelsuppe  (Lachman) einfangen. Auch ein Glas Rotwein ging wieder. Dann kann ich ja morgen nach Taschkent fahren. Vorhin traf ich einen jungen Franzosen auf Fahrrad, der über Termiz und den Pamirhighway nach China will. Gestern beim Frühstück saß ich mit zwei älteren Herren aus Japan am Tisch (68 und 72 Jahre), die mit Rucksack von Istanbul nach Japan auf der Seidenstrasse unterwegs sind, Eisenbahn und Bus. Auch eine Variante.
Also morgen mein letzter Tag in Usbekistan. Ja, ich bin traurig, das Land und seine Menschen und seine Bauwerke zu verlassen. Ein faszinierendes Land zwischen Wüste und Oase, Mittelalter und Sozialismus und Moderne; Abendland und Morgenland, Geschichte und Gegenwart. Es ist vielfältig und spannend. Die Menschen strahlen eine innere Ruhe und Gelassenheit aus, Frauen scheinen gleichberechtigt, treten aber immer selbständig auf, anders als in allen anderen Ländern, durch die ich gekommen bin (ist natürlich subjektiv, da ich jeweils nicht so viel gesehen und erlebt habe). Diese Region an der Schnittstelle zwischen Ost und West, Arabern und Russen, Mongolen und Persern war schon immer ein Hort des Wissens und der Wissenschaft gewesen, solange der Austausch funktionierte. Ibn Said (Avicenna) und Ulug’Beg legen davon Zeugnis ab. Sobald dieser Austausch unterbunden war (Dingis Chan, Chanate, SU), ging es abwärts. Aktuell heißt es, Samarkand sei 2900 Jahre alt. Solange schon fand der Austausch mindestens statt. Ich aber sage, solange Menschen existierten, fand dieser Austausch statt. Das Museum in Baku werde ich nochmals besichtigen müssen, weil es so vielfältige und tiefschürfende Antworten und Erkenntnisse zur Geschichte der Menschheit, insbesondere im südlichen Kaukasus, welche Region als der Beginn der Städte und Staaten verstanden wird, vermittelte. Die Mumien in der Taklamakan, die erst kürzlich ausführlich untersucht wurden und ca. 5.000 Jahre alt sind, wirken eher wie Kelten als Chinesen (was die Genuntersuchung auch bestätigte). Ur-Kelten in der Taklamakan? Da wird noch einiges spannendes kommen.

umwerfendes Samarkand

Eine laue Sommernacht hat sich über die Stadt gelegt. In der Ferne ist noch die Musik vom Registan zu hören, die Türme und Portale heben sich vom Nachthimmel ab, der Halbmond steht hoch am Himmel. Das Ensemble kann ich von der Logia vor meinem Zimmer genießen mit ein paar Nüssen und einer Flasche Rotwein. 
Morgen darf ich mir dann diese Stadt mit all seinen wundervollen Bauwerken ansehen. Mein Eindruck von heute Abend bei der Durchfahrt war einfach umwerfend: das große Ensemble am Registan mit Konzert und Lichtshow war einfach umwerfend. Zum ersten Mal fand ich die Videotaste sinnvoll und hab das Spiel von Licht und Farbe aufgezeichnet. Wie es scheint, gibt es eine Steigerung von Chiwa über Buchara nach Samarkand. Ich lass mich überraschen.
Der Tag heute war lang von Navoiy um 8 Uhr, ohne Frühstück, bis hier ins Hostel mit 177 km und fast 300 m Steigung bei 40 Grad +. Da waren viele Pausen notwendig und mehr als 8 l Flüssigkeit (Grüner Tee, Kefirsuppe, Wasser, Bier, Cola). Aber die Eindrücke entschädigen alle Anstrengungen: Leute an der Strasse (offen, aufgeschlossen, neugierig, stoisch gelassen) und im Kafe, das viele Grün, die Berge ringsum unterschiedlich von der Sonne beleuchtet, die Bauwerke, die Vielfalt an Flora und Fauna.
Und die Perspektive hat sich geändert. Jeder will natürlich wissen, wo ich hinfahre. In der Türkei hörte der normale Horizont in Baku auf. Jetzt ist es selbstverständlich, nach China zu fahren. Achso, über Kirgisistan, und wohin in China? Ist aber eigentlich auch klar: bis China sind es vielleicht 1.000 km, bis Istanbul 5.000 km.
Ich bin neugierig, was mich denn morgen so alles erwartet. Vor genau 2 Wochen bin ich in Kasachstan (Aktau) an Land gegangen und vor einer Woche bin ich nach Chiwa reingerauscht. Es war schon sehr viel, was ich in dieser kurzen Zeit sehen und erleben durfte.

Wüste bei Oizit‘ Rava

Ja, Herr Ober, so geht es.
Kleines Kafe am Straßenrand (Kafe ist wie Kafenion in Griechenland, Kneipe und Restaurant, Treffpunkt, Guesthouse). Strohdach, Bäume, warmer Wind. Sonnenuntergang, nette Menschen, aber nicht aufdringlich, leckerer Salat aus reifen Tomaten, Tee und Wodka. So geht es.
Das Mittagessen war ein Traum: Frischer Fisch aus dem Amudarja, der auf der Zunge zerging, bis zum Abwinken, Grüner Tee, Apfelsaft, köstliche Soße. Nur die Zubereitung war nicht der Hit (Hammel am Spieß aus der Steppe). Da habe ich gerne für eine Stunde pausiert und 21.500 SUM bezahlt (6 €).
Heute morgen habe ich ja glatt verschlafen. Den Sonnenaufgang um 6 Uhr hab ich noch erlebt. Umgedreht im warmen Schlafsack, Ohren zu wegen LKWs, um 8.30 aufgewacht. Ein kleines Frühstück und um 9.30 auf dem Sattel. Noch 30 km Gegenwind bis zur Straßenbiegung (8 – 10 km/h), dann halben Wind (nicht immer hielt sich der Wind an den Wetterbericht, aber immerhin). Insgesamt heute 120 km durch die Wüste, aber immer in der Nähe vom Amudarja (ist ja wie der Nil in Ägypten). 
Wenn ich jetzt müde bin, brauche ich nur meinen Schlafsack auf meinem Sitztisch ausrollen und mich hinlegen. So einfach ist das hier in der Wüste. Wer da sein Zelt hinter einem Hügel aufbauen will, hat weder die Natur verstanden noch die Menschen. Und bekommt dann zur Strafe weder köstlichen Salat noch Suppe.
Nachtrag zu LKWs: In der Türkei kam jeder 2. LKW aus Deutschland, erkennbar an der Aufschrift. Die anderen waren neu und meistens auch aus Deutschland. In Georgien ähnlich, nur war das Baujahr älter (erst Griechenland, dann Georgien), einige schrottreife Kamaz, moderne türkische LKWs (Made in Germany o.ä.). In Azerbaidschan wurde der Anteil an Kamaz, auch neue, größer. In Kasachstan war der Anteil deutscher LKWs deutlich niedriger, eigentlich nur noch für Langstrecke. Dafür tauchen ganz andere Fahrzeuge auf: Shakman, Stella andere. Nagelneue Schwerlast-LKWs der Baustellen, manchmal in riesigen Kolonnen. Von den Schriftzeichen abgesehen, sehen diese LKWs aus, als hätte jemand einen Mercedes, MAN, Renault oder Volvo in den Kopierer gelegt. Zumindest im Design hätten die Chinesen ja etwas Phantasie an den Tag legen können. 
Auf dem Weg zur usbekischen Grenze dann Kolonnen an LKWs, beladen mit Pkws, platzsparend, auch ineinander gestapelt, verstaut, jeder LKW einen anderen schleppend. Eine traurige Kolonne an Fahrzeugen, die in den 80ern ihre TÜV-Zulassung verloren hatten (die Firmenwerbung war natürlich noch überall drauf). Auch hier jede Menge Shakman, aber jedes Alter und jede Baureihe SU. Nur auf der Langstrecke MAN und Mercedes.

im Familienbett schlafen

Wie jedes Klischee aus dem Western: verlassene Häuser, Wind, Staub, schwingende Türen, karge Landschaft, weiße Berge, Wolken, Eisenbahn in der Ferne, Telegraphenmasten. Im Schatten der verlassenen Kneipe mache ich Teepause. Wegen der Hitze von ca. 35 Grad + etwas länger. Durch den Wind geht es.
Also gestern bin ich erst nach 12 Uhr losgekommen, verschlafen, Frühstück, Geld wechseln, einkaufen. Keine Schilder, keine Karte. Wie also aus der Stadt? Handy und Navi in Kombination bieten Anhaltspunkte. Dann endlich eine Tankstelle mit Karte. Der aktuelle Weg durch Kasachstan nach Bejneu sieht dann doch ganz anders aus. Google Earth wirkt als käme es aus der Zeit der Sputniks (alte russische Namen, falsche Strassen wegen Klassenfeind) und das Navi von Garmin wirkt, aber nicht erst hier, als wären die Karten noch aus römischer Zeit, aber AD. So fahre ich nach Navi quer durch die Wüste, weit weg von jeder Landstraße.
Aber mit der Landkarte bin ich gut unterwegs. Die ersten Kilometer gegen den Wind nach Nord. Ich könnte Rainman spielen: es regnete in der Wüste, sogar mit Gewitter am Horizont. Dann nach Ost mit lauem Lüftchen, weniger Autos, aber schlechte Strasse. Am Abend wollte ich mein Zelt aufbauen und fragte deshalb in einem Laden an der Strasse, ob ich mein Zelt nebenan aufbauen könnte. Die ältere Frau verstand gar nichts, telefonierte aber gleich. Kurz darauf erschienen junge Leute mit zwei Autos, denen ich dann erklärte, was ich wolle. Hier zu zelten sei zu gefährlich, ich solle doch mit zu denen kommen. Also über Holperpiste hinterher und nach 100 m stand ich dann im Hof. Ein großes Bett stand im Hof, auf dem die Familie saß. Hier könne ich auch übernachten. Ein Abendmal wurde zubereitet und ich unterhielt mich mit den Kindern, so gut es ging. Meine Kekse haben wir dann geteilt, gegen Cola hatten die Eltern was. Später kam der Großvater hinzu und dann beim Essen die Großmutter, die aus dem Laden. Ich bekam einen eigenen Teller und sogar eine Gabel. Der Rest der Familie aß mit Fingern von einem gemeinsamen Teller. Es gab Lammfleisch auf breiten Nudeln mit Kartoffel. Der Großvater, als Oberhaupt, bekam den ganzen Lammkopf. Ich war nur froh, dass ich davon nicht irgendwelche „Leckereien“ bekam. Dazu gab es Kamelmilch in großen Schalen. Als das Essen beendet war, wurde mit angehobenen Händen gebetet und gegen Mekka verneigt. Inzwischen war es weit nach elf und ich wollte zu Bett. Gleich neben meinem Rad bekam ich den Platz auf dem Familienbett. Meinen Schlafsack nahm ich jedoch. Zuerst war er zu warm, gegen morgen ok. Die Kinder waren noch eine Weile wach und laut; Vater und Großvater kamen dann auch auf die Liege im Freien. Ein paar Wolken waren am Himmel und der Große Bär schien das Dach zu berühren. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, war ein paar Mal wach, und wurde durch Maurer von der Baustelle gegen sieben dann endgültig wach. Die Toilette war ein kleines Häuschen hinter dem Haus – neben dem Kamelgehege -; das Badezimmer war sehr groß, ausgerüstet mit einem Eimer mit Wasserhahn oben und einem unten. Das Wasser kam aus einem nahe gelegenen Brunnen. 
Nach dem Waschen, Zähneputzen und einer Tasse Tee mit viel Milch ging es dann um 8 Uhr los. Ein Familienfoto habe ich noch gemacht. Mit etwas Englisch, Russisch, Händen und Gebärden ging eine einfache Kommunikation.
Heute geht es dann weiter durch die (Halb-) Wüste Richtung Bejneu.

schippern auf dem Kaspischen Meer

Gestern abend ist Jürgen als einziger Passagier endlich auf einem Schiff zwischen Baku und Aktau gelandet. Die Überfahrt soll etwa 24 Std+ dauern. Vor heute abend/heute nacht sind also keine neuen Reisebeschreibungen von ihm zu erwarten. Dann will er  500 km durch Kasachstan zum letzten Land dieser Tour, nach Usbekistan, radeln. Wenn er in dem bisher vorgelegten Tempo weitermacht, dürfte er noch vor dem nächsten Wochenende diese Grenze überqueren.

Ich drücke ihm ganz toll die Daumen, daß er gesund und heiter am Ziel ankommt.

… mit Hilfe modernster Technik

13.15 Jemand macht das Tor für die Eisenbahn auf. Gestern kam dann kurz darauf die Lok mit den Waggons angeschnauft.
13.20 Hektik. In der Ferne eine schnaufende Lok. Die Waggons bewegen sich. Zwei Züge parallel, wegen Gewichtsverteilung.
13.25 Züge bis zum Ende durch, äusseres Gleis. Wird hinter der Weiche abgekoppelt und blockiert. Fährt wieder raus. Weiche wird mit modernster Technik (Brechstange) umgelegt.
13.30 Züge fahren mit den nächsten Waggons ein. Im Vorschiff ist ein Lift, mit dem jeweils zwei Waggons nach unten befördert werden. Geht langsam. So wird ein unteres Deck beladen.
15.20 Ladevorgang beendet. Loks abgekoppelt und weggefahren. Schiffsmotoren werden hochgefahren. Waggons verspannt. Passiert aber nichts.
16.35 Vibrationen vom Schiff ändern sich.
17.30 Telefonate auf der Brücke. Lautsprecher. Dann Schluss.
18.00 Dicke Qualmwolke, Vibrationen, 2. Wolke, Radar in Betrieb, Festmacher hinten gelöst. 
18.05 Personal mit Helmen vorne. Festmacher werden gelöst.
18.11 Alle Festmacher an Bord. Schiff legt ab. Es geht los. Zwei Hornstösse.

aserbaidschanische Polizei muß mit Klingel und Navi spielen dürfen!

Nach dem gestrigen Desaster war ich wild entschlossen, den Flieger zu nehmen. Da ich beim Fähranleger vorbei musste, habe ich noch mal nachgefragt. Erst kein Schiff heute und morgen. Nach einem Telefonat Hektik, dann: Das Schiff fährt in zwei Stunden. Ticket sofort, Passkontrolle 1, Zollkontrolle, Passkontrolle 2, dann aufs Schiff. Völlig leer. Pass abgeben, Fahrrad anbinden. erster Rundgang. Nix für Passagiere, nichts los, etwas Proviant wird mit Bordkran geladen. Drei Informationen nun zur Abfahrt: 14 Uhr, 16 Uhr, morgen 5 Uhr. Ich bin gespannt. Der Umgang mit Zoll, Polizei geht jetzt übrigens sehr gut, sie müssen nur mit Klingel und Navi spielen dürfen. Wirkt Wunder. Genug zum Essen und Trinken habe ich auf jeden Fall dabei. Auf dem Hafengelände stehen noch viele Waggons. Ob die noch aufs Schiff müssen? Wundern tät´s mich nicht, wo alles leer ist. Dann würde morgen früh stimmen. Mal sehen.

Preise in Aserbaidschan höher als in Deutschland

Satz mit x: Das war dann wohl nix mit dem Schiff nach Aktau. Kam einfach nicht und konnte daher nichts laden und auslaufen. Ein türkischer LKW mit Schwerlast und Überbreite, den ich seit Gori mehrfach gesehen hatte, wartete ebenfalls vergeblich. Das Schiff, das dann beladen wurde, fuhr – nach umfassenden Recherchen rausgekriegt – nach Turkmenabad. Also durfte ich um 23 Uhr wieder ins Hotel fahren und die dortige Gastlichkeit genießen. Morgen werde ich dann versuchen, einen Flug zu bekommen. Schiff ist natürlich geiler, aber nur wenn dann, wenn es auch fährt. Die Auskunft und Zusage vom Ticketoffice scheint nicht sehr hilfreich zu sein.
Den Tag hatte ich mit Stadtbummel, Besichtigung der interessantesten Plätze und des historischen Museums verbracht. Eine solche Vielfalt an Ausstellungsstücken und Zeiträumen habe ich noch nie gesehen. Gerade der Zeitraum von 1.500.000 bis 200.000 vor, also vor den Neandertalern, war sehr spannend. Aber auch der Bereich Altsteinzeit war sehr umfassend. Der Zeitraum 10.000 bis 4.000 vor kaum dokumentiert, obwohl das eigentlich hier besonders spannend gewesen sein muss (wie Catal Hüjük, Jericho und Nordsyrien/Irak). Die Ölindustrie durfte natürlich nicht fehlen. Interessant war der Konflikt Armenien/Aserbaidschan seit 150 Jahren. Die Pogrome der Armenier gegen Türken und Aserbaidschanner vor 100 Jahren war mir neu. Das muss ich später überprüfen. Von 1918 bis 1920 war Aserbaidschan schon mal eine eigenständige Republik, bis die Rote Armee kam.
Ich finde es daher immer wieder spannend, seinen Arsch hoch zu kriegen, andere Länder und Kontinente zu besuchen und neu auf die Welt zu sehen. Die napoleonischen Kriege aus der Sicht von Barbados, Boston oder Baku sind wirklich spannend, oder der Krimkrieg in Helsinki und Tiflis oder Kabul.
Also auf ein Neues Morgen. Ich bin neugierig. Wo werde ich die nächste Nacht verbringen? Aus dem Wetterbericht der BBC für Europa bin ich jetzt draußen. Die Preise hier sind wie bei uns, eher höher.

Kaspisches Meer liegt vor mir

Das Kaspische Meer ist jetzt vor mir. Genau 4 Wochen nach der Ankunft am Bosporus jetzt am Kaspischen. Gestern in einer Inter-Bruchbude, heute ein tolles kleines Hotel in der Altstadt von Baku. Frühstück auf der Dachterrasse mit Blick über Altstadt und Hafen. Prachtbauten allenthalben, staatlich und privat, aber auch schöne alte Häuser. Werde mich heute nach einer Fähre nach Aktau umsehen.
Erst um Mitternacht kam ich nach Baku. Keine Unterkunft die letzten 70 km, nur Industrie, Ruinen, Wüste, Schnellstraßen. Ich muss ja zugeben, dass ich ohne Bus von 150 km durch Einöde, Halbwüste und Einsamkeit nicht so schnell hier gewesen wäre. Ansonsten gibt es nicht viel von Gestern zu berichten. Den Stausee Mingecevir, bei nur ca. 15 Grad, über den Erich berichtet hatte, sah ich in der Ferne liegen, über einen großen Bewässerungskanal aus dem Stausee bin ich gefahren, beim Mittag, Hammelsuppe und Salat, muss irgend was dran gewesen sein, so dass ich jetzt häufiger austreten muss. Dafür ist der Gichtanfall im rechten Mittelfuss (wegen zu viel kalten Bieres bei der Hitze) vorbei. Tags 13 – 16 Grad, heute bis 30, hier. Windstill, wär gestern toll gewesen. Geht leider nicht immer alles.
Ich bin gespannt, wie morgen wird.

Aserbaidschan zwischen Ödnis und monumentalen Protzbauten

150 km Weinstraße von Aserbaidschan (lt. Touristbehörde mit farbigem Prospekt) habe ein einziges Weingut gesehen, verschlossen und Marke VEB. Einige kleinere Orte sehen wie Deutschland. Stimmt auch, waren sie vor 200 Jahren, mit Weinanbau und Weinbrand, bis Stalin sie in den Osten verfrachten ließ. Wenige sind zurückgekehrt. Langsam fängt wohl alles wieder an. Wein kann man kaufen (Feilschen hilft), trotz dem muslimischen Land.
Ein paar Sachen sind mir besonders aufgefallen:
– die riesigen Friedhöfe mit riesigen hohen Steinen
– viele und riesige Fahnenmasten in jedem Dorf und jeder Stadt. Baku hatte bis vor kurzem den höchsten Flaggenmast der Welt
– die unendlich vielen Möbelhäuser an jeder Ausfallstraße. Nach Gence (zweitgrößte Stadt) kamen bestimmt 50 an mir vorbei. Möbel aus der ganzen Welt, aber vornehmlich aus der Türkei und in türkischem Stil. Wer soll das nur alles kaufen? Und neue Geschäfte im Bau.
– die monumentalen Prachtbauten Marke Speer, in den Städten, unmotiviert in der Landschaft
– die Mischung von Mercedes E- und S-Klasse mit Lada vor 1990 im Verhältnis 1:1
– öde und aride Landschaft mit vielen Schafherden und tief eingegraben Bachtälern (jetzt trocken)
– überall Häuser, aber wenige Dörfer, kaum an der Hauptstraße

So bin ich heute an vielen Menschen aber wenigen Häusern vorbeigekommen, außer in den Städten. Wenige Fressbuden und Restaurants, aber viele Apotheken. Seit gestern habe ich davon mehr gesehen als in den drei Wochen zuvor. Freundlich und hilfsbereit sind hier alle Leute. Mit der Polizei muss ich noch abwägen. Heute wollte einer 150€, weil ich angeblich nicht schnell genug auf sein Zeichen zum Anhalten reagiert hatte. Am Ende konnte ich auch so fahren, mit Reisepass.
Mit Bargeld wird es schwieriger, da die Automaten keine EC-Karten akzeptieren. Mit VISA, Euro und Dollar geht aber.
Diese öde Landschaft kann depressiv machen. Mal sehen, wie lange es geht.
Bei den Hotels ist die Alternative Prachtbau für 200 € oder Sowjetruine für 30 Manat (fast wie €). Da hatte ich gestern Glück mit einem Motel für 30 Manat und einfachem Frühstück für 1 Manat.

Aserbaidschan erreicht

Eben hat mir wastl eine mail gesandt: Nach knapp 6 Tagen stehe ich (um 13.51 MEZ) wieder an der Grenze. Mal sehen was Aserbaidschan bringt. Ich bin gespannt.

Ich auch, lieber wastl! Paß gut auf dich auf, wir vermissen dich hier in Leipzig.