Allgemein

Afrika – ein paar Gedanken

Afrika ist ein großer und vielfältiger Kontinent. Ich kenne nur den Osten und den Süden etwas besser. Das größte Problem ist die Armut großer Teile der Bevölkerung, die in den letzten Jahren nicht gesunken ist. Wahrscheinlich sind alle Regierungen in diesem Teil des Kontinents nicht in der Lage gewesen, die Probleme an der Wurzel zu packen und zu lösen. Bessere Wohnungen ändern nichts an der Armut. Auch nicht günstige Preise oder subventionierte Programme für Land oder Produkte in der Landwirtschaft. Den Markt auszuhebeln geht halt nicht und endet mit dem Untergang oder der Armut. Helfen können nur umfassende Ausbildungsprogramme und Anreize zur wirtschaftlichen Entwicklung. Eine einfache Landreform ruiniert die Länder, wenn die Menschen keine umfassende Ausbildung in Landwirtschaft und Betriebswirtschaft erhalten (mindestens 8 – 10 Jahre nach mindestens 10 Jahren Schule), und keine umfassende Kreditvergabe vorhanden ist. Förderung ausländischer Investitionen wie in China, kann viele Arbeitsplätze schaffen. Arbeit, vor allem qualifizierte Arbeit, ist die Basis der Entwicklung. Housing-Programme wie bei Mandela kosten viel und bringen wenig. Mit Beschäftigung, auch und gerade in der Landwirtschaft, kann der Lebensstandard angehoben und eine soziale Absicherung aufgebaut werden. Eingriffe in die Wirtschaft zerstören diese.
Ein großes Problem ist die verbreitete Korruption, die häufig auf traditionellen Wurzeln beruht: Die Familie, die Sippe, der Stamm. In Südafrika war und ist AIDS ein Problem, da seit Beginn die Regierungen, und auch Mandela, das Problem heruntergespielt hatten und die Heilung von AIDS dem WOODOO-Kult übertragen hatten. Heute gibt es immer noch viele Millionen Menschen, die mit der Krankheit leben müssen und wenig Hilfe bekommen.

Die weit verbreitete extreme Armut hat aber auch eine andere Seite, der übergroße Reichtum von wenigen. Diese soziale Spaltung kann nicht gut sein und führt mit Sicherheit zu Kriminalität. Alle Regierungen sollten diese Spaltung aktiv abbauen durch höhere Steuern und bessere Bildung. Insbesondere in der Republik Südafrika ist diese Spaltung massiv. Geschätzt ein Drittel der Gesellschaft hat dort Einkommen, Vermögen und Lebensstandards wie in Mitteleuropa oder besser. Das erkennt man schon an den Autos, und an den drei Meter hohen Mauern um die Wohngebiete mit Natodraht obenauf. Ein weiteres Drittel der Gesellschaft ist arm und ein weiteres Drittel extrem arm mit vielleicht 10€/Monat. Das obere Drittel ist immer noch im Wesentlichen weiß, jedoch mit einer zunehmenden Zahl an schwarzen Menschen.
Und dann hat Afrika noch ein riesiges Müllproblem. Es gibt kein Pfand auf Verpackungen und entsprechend sieht es überall aus. In der RSA ist das Problem geringer, da mehr Müllabfuhr vorhanden ist, in Namibia ist es ähnlich. Das Problem könnte mit der Einführung von Pfandsystemen sehr schnell gelöst werden. Auch die Infrastruktur muss deutlich verbessert werden, vor allem Wasser, Abwasser und Energie. Hier bedarf es umfassender Gesetze und eines Gesetzesvollzugs, Kostenkalkulation und auskömmliche Preise.
Riesige Arbeitslosigkeit (dazu zähle ich auch die vielen Straßenverkäufer und Motorradkuriere), geringe Effektivität (wohl wegen des geringen Lohns) bieten gewaltige Potenziale zur wirtschaftlichen Entwicklung. Keine ABM, sondern Anreize.

Istanbul nach Leipzig

11.11.24 Montag
Gegen 4 Uhr EAT (5 Uhr Istanbul) gibt es Frühstück. Bis zur Landung um 6.20 kann ich noch etwas dösen. Aber was machen nach Paß- und Gepäckkontrolle? Lange Gänge. Ein riesiger Flughafen. Irgendwo setze ich mich zum Schlafen. Geht besser als im Flieger. Ein Brötchen zum Frühstück, mit einer Tasse Kaffee für günstige 22 $. Bis zum Abflug um 17 Uhr ist noch viel Zeit. So kann ich meine Belege sortieren und mein Tagebuch fortführen. Zwischendurch immer mal schlafen. Gegen 16 Uhr werde ich ohne Handy wach. Schon wieder geklaut. Beim Fundbüro ist kein Handy aufgetaucht. Die Reise stand unter einem sehr ungünstigen Handystern. Erst hatte Vodafone mein Handy in Deutschland unbrauchbar gemacht, danach brauchte ich immer wieder neue SIM-Karten und Datenpakete, dann war es mir geraubt worden und jetzt aus der Tasche beim Schlaf gestohlen. Es sind vor allem die Fotos, die fehlen. Einige hatte ich gesendet, andere werden auf den SIM-Karten sein, andere sind in der Cloud.
Die letzte Etappe ist nur gut 2 Stunden. Am Flughafen kommt zuerst mein Fahrrad auf das Band, nach langer Pause meine zwei Satteltaschen, da ich alles zusammengepackt hatte. Beim Ausgang ist Rita leider nicht da. Ich bin enttäuscht und baue mein Rad zusammen für die Fahrt mit dem Zug. Einiges ist beim Flug kaputt gegangen. So kann ich nicht fahren. Ein Zug ist schnell da, es ist auch sehr kurz zum Hauptbahnhof. Mein Fahrrad mit jetzt wieder vier Taschen ist recht breit. Der Schaffner scheißt mich aber nicht an, sondern meint, ich solle die Taschen abmachen, falls bei der nächsten Station jemand mit Fahrrad käme. So etwas habe ich in Deutschland bei der Ankunft noch nie erlebt. Kein Anschiss, ein freundlicher Hinweis. Da hat sich in den letzten 40 Jahren einiges in Deutschland geändert. Sofort bin ich besser gelaunt und fahre fröhlich vom Bahnhof nach Hause.

Johannesburg nach Istanbul

10.11.24 Sonntag
Das Frühstück fällt sehr ausführlich aus. Wer weiß, wann ich nochmals etwas zum Essen bekomme. Nach einer ausführlichen Beratung mit den Personen an der Rezeption hole ich mein Rad in den Eingangsbereich.
In normalen Ländern fährt man halt los und ist nach 2 Stunden am Ziel, hier der Flughafen. In Afrika ist das anders. Um Überfälle zu vermeiden, wird mir geraten besser auf der Autobahn zu fahren. Die ist aber für Radfahrer nicht erlaubt. Soll ich das Risiko eingehen? Dann ist da noch der Schnellzug. Zum Flughafen alle 20 Minuten, aber umsteigen und Fahrräder sind verboten. Pest oder Cholera? Sylla oder Charybdis? Das sind die Entscheidungen in Afrika, vor denen ich täglich mehrfach stehe. Über diese Behörden oder Strukturen hätte sich der Kaiser sehr gefreut. Das zackige Jawohl habe ich dann aber doch vermisst.
Im Flughafen komme ich nicht zum Check-In, da er noch nicht geöffnet ist. Also warten und Kaffee trinken. Ist hier doppelt so teuer wie in der Stadt. Bald habe ich das Fahrrad ordentlich verpackt und Getränke eingekauft, für das letzte Bargeld. Gegen 16 Uhr darf ich zum Schalter. Es dauert aber eine Stunde und viele Gespräch und einige Unterschriften, bis Turkish Airline in Johannesburg bereit ist, das Fahrrad in der dicken Hülle aus Planen mitzunehmen. (Der Kaiser..). Unglaublich. Wie oft bin ich schon mit TK geflogen und nie ein Problem? Zum Glück hatte ich noch die Rechnung vom Fahrradticket und alle Unterlagen vom Hinflug. Die Abgabe beim Bulk-Luggage war dann auch noch ein Problem. Gut war auch, dass ich um 16 Uhr am Schalter war. Nach mir kamen Hunderte und dann lange Schlangen. Durch die Kontrolle geht es schnell. Beim Laden „Out of Afrika“ kann ich noch ein Halstuch für Rita erwerben. Und schon wieder warten. Der Flieger ist riesig, Airbus 350/900. Pünktlich geht es los. Bald wird ein großes Abendessen serviert. Die ganze Reise geht mir durch den Kopf. So komme ich kaum zum Schlafen.

Mit TASARA auf hoher See

12.10.2024
Die Sonne steht schon hoch als ich aufwache. Weit sind wir nicht gekommen. Die Morgentoilette ist knapp. Wasser aus der Tonne mit Schöpfkelle auf die Hand. Mehr Wasser rauscht durch den Raum wegen des Wellengangs vom Zug. Dann ist aber alles sauber. Nur ich nicht ganz.
Zum Frühstück habe ich Müsli mit Trockenmilch und Zucker. Dazu Cola statt Kaffee und dann Kekse. Der Zug rumpelt langsam an einem Sumpfgebiet vorbei. Viel Landwirtschaft. Pflügende Bauern mit Ochsengespann. Getreide, Obst. Manchmal große Köhleröfen für Holz und Ziegel. Um 11 ist in Mlimba Schluss. 5 Stunden. Irgendwann kommt ein Gegenzug. Viel Rangiererei. Dann geht es gegen 16 Uhr weiter. Es wurden wohl nur die Lokomotiven getauscht, da jetzt Gebirge ansteht. Geht ziemlich hoch, Brücken, Tunnel, Brücken. Da hatten die Chinesen ab 1967 viel zu tun. Das Equipment und die Schienen sind jetzt veraltet und verbraucht. Daher fahren die Züge seit ein paar Tagen nicht mehr nach Sambia. Lokomotiven fehlen.
Um 20 Uhr ist wieder Schluss. Unklar. Dafür habe ich viel Zeit, mit meinem Mitbewohner zu reden. Er ist Dozent für Mikrobiologie an einem Institut in Dar es Salaam und auf dem Weg zur Familie. Viel Austausch Europa mit Afrika. Später Gespräch über Glauben und afrikanische Götter und Kulte. Spannend.
Um 21 Uhr Abendessen, Rind mit Reis. Mit Bier zusammen 3 €. Für die Einheimischen aber sehr teuer. Durchschnittseinkommen gut Verdienender 200,-€/Monat.
Noch weit bis zur Endstation vor der Grenze. Dann Bus. Mal sehen.

Eine lange Strecke durch ein Hochtal

Eine lange Strecke durch ein Hochtal

Reiseverpflegung

Die Reiseverpflegung kommt

Zurück in Leipzig


Landung in Frankfurt, Anschlussflug nach Leipzig, Flug, Gepäckausgabe etc. normal ohne große Probleme. Warum ein erneuter Scan in FFM verstehe ich nicht.
Nachdem mein Gepäck vollständig angekommen ist, kann ich den Zollbereich verlassen und mein Rad zusammenbauen. Das Wetter ist trocken. So fahre ich mit dem Rad nach Hause. Ist zwar windig, aber ein guter Abschluss der Radtour durch Ostafrika. Die Umleitungen sind umfangreich, anders als in Afrika. Sehr nervig. Da fahre ich dann über den Bürgersteig und schere mich nicht um die Schilder. Bestimmt 5 Sperrungen und Umleitungen vom Flughafen bis zur Uferstraße. Ade Afrika. Willkommen in Deutschland.

Südamerika ade!

Ja, Südamerika ist ein sehr schöner, interessanter und vielfältiger, aber auch ambivalenter Kontinent.
Überall, ich war bisher in 9 Ländern (nur nicht in Venezuela und den Guayanas), regieren deutlich sichtbare Polizeistaaten. Es herrschen raffgierige Eliten, die sich den Reichtum der Länder und Menschen unter den Nagel reißen und häufig in Saus und Braus leben. Korruption ist normal, gehört dazu, ist Bestandteil vom Geschäftsmodell, oder was es auch sein mag. Dabei ist es völlig egal, ob sich die Regierenden links, rechts, demokratisch, sozialistisch, liberal, militaristisch, ordnungsorientiert oder wie auch immer nennen.
Demokratische oder bürgerliche Rechte, wie wir sie kennen, sucht man vergeblich. Der Staat und die Polizei mischen sich überall ein und wollen alles wissen. Ob ich 20 Euro tausche oder 100 km mit dem Bus fahre, immer brauche ich meinen Pass, der auch immer eingegeben wird und im Ticket neben dem Namen steht. Immer wird überprüft, ob ich es bin, damit nicht eine andere Person Bus fährt oder Machu Picchu besucht. Absurdistan. So könnte und wollte ich nicht leben.
Weil die Reichen und Herrschenden nicht bereit sind, fair zu teilen, leben sehr viele Menschen im Elend und müssen sich mit dem Verkauf von Kleinigkeiten über Wasser halten. Heerscharen an Menschen verkaufen überall das Gleiche. Dabei würden ein paar ausreichen. Aber wovon sollten die anderen leben? Und die Reichen und die Oberschicht wohnen in umzäunten und bewachten Quartieren (MP im Anschlag). Eine solche Spaltung der Gesellschaft. Das kann nicht gut gehen.  
Die Rohstoffe des Kontinents werden von den Eliten an irgendwelche internationalen oder einheimische Lobby-Konzerne verschleudert. Die Menschen haben dann die Umweltkatastrophen zu ertragen. Zum Glück entwickelt sich jetzt etwas Widerstand. Im Salar de Uyuni sind die größten Lithium-Vorkommen der Erde entdeckt worden. Fast jede Batterie braucht das Zeugs. E-Autos in Mengen. Da könnte doch mal eine richtig gute Produktion aufgebaut werden, ohne angeblichen wirtschaftlichen Druck … schauen wir mal.
Fast alles auf dem Kontinent ist total verdreckt, sieht häufig aus wie bei uns eine Mülldeponie. Man könnte den gesamten Kontinent auch als eine solche bezeichnen. Nach 5 Wochen ist es mir immer lästiger geworden, mit dem Rad durch Müllberge zu fahren. Selten werden die Müllmengen mal beseitigt. In Argentinien nimmt man manchmal einen Rasenmäher und häckselt. Vor zwei Jahren war der Müll manchmal bis zwei Meter hoch, als ich aus Buenes Aires herausfuhr. Jeder wirft alles weg, auch riesige Müllbeutel. In Bolivien funktioniert die Müllentsorgung wie folgt: spät abends den Müll auf die Kreuzung, dann die Hunde losschicken, den Rest besorgen die Tauben. Was übrig bleibt, wird manchmal gefegt. In einigen Grossstädten gibt es eine Müllabfuhr. Jeder stellt abends seinen Müll in Tüten auf die Straße (Hunde freuen sich). Später kommt dann die Müllabfuhr. Die Jungs rennen umher und werfen die Beutel ins Fahrzeug. Dann 30 m weiter. Wer nicht schnell genug aufspringt, muss rennen.

Abwasserentsorgung gibt es fast überall, aber wie Steinzeit. Das Klopapier darf man nicht ins Klo werfen, da es sonst verstopft. Überall stehen Papierkörbe hierfür herum. Unhygienisch hoch drei.


Die meisten Menschen sind wenig motiviert, engagiert und kompetent. Frage nie einen einzelnen Taxifahrer nach dem Weg. Die Antwort ist mit Sicherheit falsch. Frage immer eine Gruppe. Dann haben sie 10 Minuten zu diskutieren und kommen mit einer guten Antwort. Bei einer Touristinfo kommt fast immer eine falsche Auskunft. Bitte immer überprüfen und mit einer genauen Karte kontrollieren. Ich habe nur ein einziges Mal erlebt, dass die Info stimmte. Das war bei der Info in Salta. Da bin ich dann auch zurück gegangen und habe mich bei der Dame bedankt. Beispiel gestern: ich wollte mit dem Bus in die Innenstadt und kam bei einem Einkaufscenter im Vorort heraus. Zurück sollte ich vier Blöcke laufen, dann ist da der Schnellbus. Es waren dann ca. drei Kilometer, hoch und runter, über Schnellstraßen. Ohne GPS und Handy wäre ich verloren gewesen. Was machen eigentlich Menschen, die nie am Marathon teilgenommen oder nie mit Hochsprung zu Olympia zugelassen waren??? Wahrscheinlich bleiben die zu Hause oder fahren mit Taxi.


Auch der Nahverkehr existiert nirgends, zumindest nicht, wie wir es kennen. Gestern in Bogota fuhren manchmal ein Dutzend Busse in Kolonne in eine Richtung. Ein Verbindungsbus dann zwei Kilometer weiter. In anderen Städten und Orten, eher normal, fahren „Kleinbusse“, wie die Mashrudkas in Zentralasien, in Schwärmen durch die Stadt etc und saugen alles ein, was nicht schnell genug weg ist. Alle paar Meter anhalten, Strasse blockieren, hupen, schreien.

Was mich aber immer begeistert hat, ist die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit der Menschen. Etwas anderes habe ich niemals erlebt. Als ich z.B. in Quito spät abends kurz vor dem Flughafen war, hielt ein SUV an und bot mir an, mich bis zum Flughafen mitzunehmen, da noch ein langer Berg käme. Ich konnte nicht nein sagen, und der Berg war wirklich lang.

Und besonders haben es mir die Kulturschätze der Anden angetan. Einfach toll und leider bei uns wenig bekannt. Es ist vor allem die Kultur vor den Inkas, die durchaus mit China oder Ägypten vergleichbar ist.

Und natürlich die Natur in einer gewaltigen Vielfalt und Größe. Die größten Wasserfälle, die größte Salzwüste, das längste Gebirge …. Einfach phantastisch und überwältigend.

45$ extra für Einpacken des Rades am Flughafen

„Was interessiert uns die Lufthansa. Wir sind Partner von Lufthansa in Peru. Wir bestimmen hier. Ihr Fahrrad wird von uns nicht transportiert. Es muss in einen Karton.“
Da nützt kein Lufthansaticket, weil hier die größte und mächtigste Fluggesellschaft der Erde im mächtigsten Land der Erde entscheidet, vertreten durch den mächtigsten Menschen der Erde, den Menschen Dir gegenüber am Schalter. Da bist Du machtlos.
Nur gut , dass es einen privaten Einpackservice gibt, der für 45 $ Dein Fahrrad in 20 Lagen Folie einwickelt. Dann ging es mit dem Fahrrad, natürlich erheblich teurer als mit Lufthansa. Ist ja auch nicht so eine kleine Klitsche. Da darf es dann auch mal etwas mehr sein.
Aber jetzt habe ich es geschafft und warte am Gate auf den Abflug.

Ich muß und will ergänzen …

Mehr als verwirrt lässt mich dieser Kontinent zurück. Oder besser nur die Südspitze. Vieles habe ich nicht sehen können. Aber den extremen Süden, Patagonien und Feuerland, habe ich ausgekostet, wie ich es mir habe nicht träumen lassen. Einerseits der Unfall und andererseits die zusätzliche Zeit im Süden haben Erlebnisse wach werden lassen, die ich nicht geglaubt hatte erleben zu können oder zu dürfen. Demut kommt in solchen Momenten bei mir auf. Kein Allmachtstraum. Wie damals auf der Seidenstraße.
Dieser Kontinent ist gewaltig und hat noch viel zu bieten. Ich habe nur einen Teil gesehen, meine Sehnsuchtsorte, und ein bisschen mehr. Die gesamte Kultur habe ich nur streifen können. Das muss und werde ich ergänzen. Nicht nur die Inkas. Sondern das gesamte kulturelle Fundament. Es ist nur schade, dass davon so wenig im Leben erkennbar ist. So wie die Chinesen zu Zeiten von Alexander schon Papier kannten, haben Menschen hier tolle Technologien zur Bekleidung entwickelt. Für mich muss die Geschichte neu interpretiert und vorgestellt werden. Was ich jedoch immer wieder sehe und empfinde, ist die Genialität der Menschheit. Lass ihr immer diese Freiheit. Dann habe ich keine Angst um die Zukunft. Auf mich könnt ihr zählen. Ich bin immer dabei.
Es lebe die Zukunft in Freiheit!
Lernt zu leben, jeder für sich und wie er/sie es will!
Wir alle haben so viele Fähigkeiten!
Die Welt ist wirklich schön!

Das hat mir dieser Kontinent, oder besser dessen Süden, deutlich gezeigt. Mehr habe ich bisher kaum gesehen.

Lima überwältigt durch Kultur

Ich bin überwältigt. Das hatte ich nicht gewusst oder auch nur geahnt. Die alten Kulturen der Anden brauchen sich nicht vor den Hochkulturen des vorderen Orients oder Chinas verstecken. Was mich am meisten überrascht hat, ist die Metallurgie. Hiervon hatte ich nichts gewusst – nicht Gold oder so – sondern Kupfer, Bronze und Eisen, also auch Legierungen, Guss und Schmiedekunst. Und das in einer Perfektion. Fantastisch. Und Bekleidung mit Webkunst. 190 Farben wurden hergestellt und verwendet. Meine Hochachtung. Hatte ich natürlich auch nicht gewusst. Eine echte Bildungslücke. Dabei habe ich mich noch gar nicht mit den Inkas beschäftigt. Aber auf irgend etwas mussten die ja aufbauen. Von den Lambajeque hatte ich schon mal gehört. Aber diese Breite und diese Vergangenheit. Einfach toll. Habe gleich ein paar Bücher gekauft.
Aber so heiß wie in Santiago ist es auch hier. Ist ja auch nur 12 Grad vom Äquator entfernt.

Gerade habe ich mich mit dem Fahrrad  ´ne Stunde lang durch die engen Innenstadtgassen treiben lassen. Märkte überall. Manchmal uralte Lehmmauern. So groß ist die Innenstadt nicht, dass mann verloren gehen könnte. Sitze gerade in einem netten Café. Insgesamt ist die Stadt aber schon ziemlich groß. 10 bis 15 Mio. Bis Flughafen 16 km, bis Strand 20 km. Durch Tokio bin ich geflogen, weil der Verkehr gut funktionierte. Hier braucht man Flügel, weil alle Strassen dicht sind; Stossstange an Stossstange, auch vor den Einmündungen und Ausfahrten.

Auch heute ist es nicht besser mit dem Verkehr. Lästig ist die fehlende Ausschilderung und der schlechte Umgang der Politik und Menschen mit dem kulturellen Erbe. Es ist schon traurig, wenn Ministerien den Museen den Platz wegnehmen, diese einfach auflösen und das Wachpersonal dieses nicht einmal weis und deshalb die Leute – nicht nur mich – von Pontius bis Pilatus schickt.
Heute war die ganze Innenstadt gesperrt für Kultur, Musik, Bücher, Kleinkunst. Aber viel Polizei. Ist Kultur gefährlich?
In der Summe hätte ein Tag locker gereicht, um das zu bewundern, was es hier gibt. Die paar heruntergekommenen Bauten lohnen nicht. Schade für die Zeit. In den Anden wäre es besser gewesen. Schade, dass die Menschen hier, und vor allem die Verantwortlichen, so wenig Verständnis für ihre Geschichte und Kultur haben. Das wird sich rächen.

Bilder

Heute habe ich die versprochenen Photos in das internetfähige Format konvertiert, so daß ihr euch die Bilder jetzt ansehen könnt. Sie sind jeweils den Seiten vom 6. Februar 2017 beginnend, dazu geordnet. Viel Spaß dabei!

Jürgen sitzt gerade im Flieger nach Lima. Dort will er noch bis zum 28. Februar bleiben und dann die Heimreise antreten.

Ich bin doch kein Pinguin!

Eisigkalt ist das Wasser hier. Nichts für mich, nur bis zu den Knien. Wie Ostsee im kalten Sommer.  Das ist nur was für Pinguine und Menschen mit der südamerikanischen Krankheit. Aber die haben fast alle hier. Was das ist? Die äußere Erscheinung ist erst einmal Fettleibigkeit, hervorgerufen durch hohen Zuckerkonsum. Häufig auch zusätzlich zu viel Fett. Fast alle Menschen hier leiden darunter. Meistens Frauen, aber auch schon viele Kinder. Saft wird viel getrunken, aber immer mit der vielfachen natürlichen Menge an Zucker. Darf auch etwas mehr sein. Zum Kaffee bekommt man immer so um die 10 Tütchen Zucker. So wie Cola, gesättigte Zuckerlösung. Häufig kann man schon von weitem erkennen, ob dort eine Europäerin kommt oder eine Einheimische. Ist bei Männern nicht ganz so ausgeprägt. Die südamerikanische Krankheit fängt meistens an den Hüften und Oberschenkeln an.
Der Badeort Südamerikas, Pinar del Mar, ist so groß wie Monacco oder Palma, aber eigentlich hässlich und heruntergekommen. Und teuer. Gute Küche ist nicht zu finden. Stadtnahe Strände sind überlaufen wie in China. Aber kalt ist das Wasser überall. Küstennebel war heute angesagt. Ein angenehmer Kontrast zu Santiago mit über 33 und schwül. Die Nachbarstadt von Pinar, Valparaiso, ist auch nicht schöner. Zum Baden könnte ich in dieser Region ehrlichen Herzens nur die Karibik empfehlen. Fast alle Küsten Südamerikas haben kaltes Wasser. Die Magellanpinguine kommen an der Pazifikküste bis Galapagos und Mittelamerika vor. Die lieben halt kaltes Wasser. Ich nicht. Wie angenehm ist es da in der Karibik, vom Boot oder am Strand ins warme Wasser springen zu können.
Bisher war allein das Museum für präkolumbiianische Kultur interessant. Die Kathedrale völlig überladen und architektonisch mehr als langweilig. Die Stadt ist halt dreckig wie alle Städte in Südamerika, die ich bisher gesehen habe. Neapel bei Müllnotstand ist auch nicht anders. Da muss hier noch viel getan werden, um ansatzweise europäischen Standart zu erreichen. Falls sie das wollen. Und bettelarm sind diese Länder, wie Palermo oder so. Nur der Wechselkurs lässt diese Länder passabel erscheinen. Selbst China ist da in den ärmsten Ecken besser dran und vor allem sauberer und ordentlicher. Und fleißig und strebsam sind die Chinesen. Hier ist das eher etwas anders. Das was ein Chinese mit einem Besen schafft, schaffen hier keine 8 Arbeiter mit diversem Gerät. Stell ich nur fest, ist nicht mein Problem (außer die schlechten Straßen).
Irgendwie kriegen es die Länder hier leider nicht hin, eine sinnvolle und nachhaltige Politik zu veranstalten. Entweder Sozialismus wie Perón, Morales, Chavez. Oder mit einer unheimlichen Staatsverschuldung und einem Schlendrian. Oder Militärdiktatur mit Verschwendung, Zerstörung und Mord. Oder neoliberale Ideologen und Weltenhasser, wie Makri in Argentinien, die ihr Land in noch größere Krisen stürzen. Harte Arbeit und soziale Marktwirtschaft sind hier Fremdworte. Eigentlich nicht so schwierig. Sehe ich so. Jedenfalls das, was ich bisher beurteilen kann. Aber ich muss hier ja nicht leben.
Die Landschaft und die alte Kultur sind eben die interessanten Dinge in Südamerika. Und davon gibt es hier viel zu sehen und zu entdecken.

Immer noch traurig in Punta Arenas – memory overflow!

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Lachen und Weinen gleichzeitig. So ist mir heute. Ich bin glücklich, einen Flug nach Santiago ergattert zu haben. Denn es geht bald nach Hause. So komme ich Lima schon mal ein Stück näher und brauche nicht gegen den Wind nach Norden strampeln.
Weinen, weil ich eine wunderschöne Ecke der Erde verlasse. Patagonien ist wirklich wunderschön, voller Überraschungen, unendliche Weite, wilde Berge, reißende Flüsse, riesige Gletscher, Natur und Abenteuer pur. Egal, wo Du bist. Seit ich über den Rio Grande vor vielen Wochen in Patagonien angekommen bin, hat mich diese Region begeistert. Kap Horn und die Seereise am Ende der Welt lassen sich für mich nicht toppen. Aber auch die vielen anderen Erlebnisse und Ereignisse sind ohnegleichen.
Aber alles hat seine Zeit. Ich glaube, dass es nun für mich Zeit ist, nach Hause zurück zu kommen. Habe ich gestern gemerkt. Es war ein toller Ausflug zu einem der beeindruckendsten Naturparks der Erde, dem Torre des Pain. Großartige Natur, gewaltige Gletscher, beeindruckende Berge, eine der größten Höhlen der Steinzeit. Einfach phantastisch. Aber irgendwie war dieses gewaltige Gefühl der Freude nicht da. Es waren so viele Erlebnisse im Speicher, dass Neues kaum noch Platz findet. Memory overflow.
Dabei werde ich noch ein paar Tage in Santiago und Lima verbringen.
Und ich freue mich, Rita wieder zu sehen und in die Arme zu nehmen und zu Hause zu sein.

Traurig in Punta Arenas

Trauer. Ja, Trauer ist heute angesagt. Wir sind in Punta Arenas eingelaufen und verlassen gleich das Schiff. Es waren vier unbeschreibliche Tage. Das lässt sich wohl kaum noch steigern.
So ist es halt. Jetzt geht es Richtung Heimat. Muss aber noch alles klären und organisieren. Bis Lima, der Rückflug startet dort, sind es noch 6000 km.
Jeden Tag gab es spannende Exkursionen. Gestern zu einem Gletscher und heute morgen noch zur Pinguininsel Magdalena. Tausende an Magellan-Pinguinen, laufen Dir fast durch die Beine.
Außerdem weiß ich jetzt, dass es nicht Magellan war, der die Magellanstrasse entdeckt hat, da er mit schon vorhandenen Karten, auch von Feuerland und den Gewässern herum, losgefahren ist und durch die Passage gefahren ist. Manchmal ist es schon verwunderlich, wie genau Seekarten schon vor 600 Jahren waren und das vor Kolumbus oder den Chinesen. Vielleicht waren die Phönizier doch vor 2500 Jahren in Amerika gewesen.
Jetzt hat das Schiff fest gemacht. Der Kapitän neben mir ist richtig entspannt. Bei mir geht der Stress jetzt los. Zum Glück war das Frühstück wieder sehr umfangreich gewesen. In den letzten Tagen habe ich mächtig zugelegt.

Sehnsuchtsorte

Große Aufregung, vor dem Wecker wach. Schnell drei Lagen angezogen, zum Kurzfrühstück. 6 Uhr. Wenig Wind, kaum Welle, fast wie Badewanne.

Sehnsuchtsorte.!!?? Ja, es gibt sie. Ja!! Kap Horn! Welch ein Klang, was für ein Gefühl. Welche Schwingungen. Ja, Sehnsucht. Jahrzehnte. Mit dem Finger auf der Landkarte. Seekarten zu Hause. Seeatlanten. Ocean Passages of the World. Wie oft stand ich vor der Entscheidung? Damals in Gibraltar: Karibik, Kap Horn oder Fehmarn? Die Vernunft hatte gesiegt.
Und jetzt? Ich bin hier unten, kurz davor. Den Sehnsuchtsort Ushuaia habe ich schon erreicht. Irgendwie so unwirklich. Und dann auch noch das Schiff Australis. Es hat geklappt, ich darf mitfahren, ich bin an Bord. Und dann ausschiffen am Heck. Wir sind bei Kap Horn, wir können rüber. Bei der letzten Tour ging es nicht. Aber jetzt. Ich fühle mich wie vor 60 Jahren, kurz vor der Bescherung zu Weihnachten. Die Spannung zum Schneiden. Ich fühle mich wie ein Kind, ich bin wieder ein Kind. Und dann geht es los, aussteigen, Treppe hoch, persönliche Begrüßung durch den Inselkommandanten, Albatrosdenkmal mit Gedicht, Leuchtturm von innen. Ich muss mich immer wieder kneifen. Ist das auch wirklich? Ja, Sehnsuchtsorte.
Inzwischen ist die Sonne richtig aufgegangen (Dank an den ägyptischen Nachen) und taucht die Insel, das Kap, Atlantik und Pazifik in ein friedliches, freundliches Licht. Und der Mond scheint auch noch. Ein paar helle Wolken. Sturm? Kann es das hier geben? Dann verabschiedet uns der Kommandant wieder mit Handschlag. Zurück zum Schiff, zum großen Frühstücksbüffet.
Draußen fliegen die Albatrosse in allen Größen vorbei, Möwen, Kormorane, Lummen. Schneebedeckte Berge. Manchmal ein paar Buckelwale. Die See lädt zum Baden. Leider bin ich kein Pinguin. Sehen wir nachher beim nächsten Ausflug oder morgen. Wir sollen uns nicht um die Pinguine prügeln, hat der Kapitän gestern gesagt, es gäbe hier genug, für jede Kamera.

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wie weiter ?

Heute kam eine sms:

„Ich bin die nächsten Tage auf einem Schiff, eine Kombination aus Expeditions- und Kreuzfahrtschiff. Ich werde dann in Puntas Arenas an Land gehen.“

Es sind einige sehr schöne Bilder von Jürgen angekommen: sobald ich Zeit und Muße finde, transformiere ich diese in ein web-taugliches Format und lade sie hier noch hoch.

Am 13. bin ich in Ushuaia abends angekommen. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Lange konnte ich nicht schlafen.

So viel Luxus hier an Bord

Heute dann der Check.in für das Schiff. Mein Fahrrad kommt mit auf mein Zimmer. Dann bin ich wenigstens nicht allein und kann mich unterhalten. Nach ein paar Glas Wein geht das wunderbar. Gerade macht das Schiff seltsame Schlingerbewegungen. Wir sind also vom Beagle – Kanal nach Süden abgebogen, Richtung Atlantik. Hatten sie uns vorhin erklärt. Dann werden wir wohl bald ankern. Morgen früh um 6.45 geht es  los zur Insel Cabo de Hornos, wie es hier heißt. Dazu aber mehr morgen.
Also um 17.30 Boarding hier im großen Hafen. Viele Schiffe liegen hier, Expeditionen und Kreuzfahrer. Und viele Yachten.
So viel Luxus wie hier an Bord habe ich selten erlebt oder mir erlaubt. Einzelzimmer außen, in der Mitte, Bad, individuelle Betreuung, Vollpension,  bestes Kreuzfahrtschiff der Welt für Expeditionen, Empfang durch den Kapitän persönlich mit Häppchen und Champagner, 17 Nationen an Bord. Dann Abendessen mit fünf Gängen, dazu Wein.
Es sind nur noch 945 km bis zum Südpol, das ist die Drake-Passage. Kapstadt liegt über 1000 km weiter nördlich, auch Tasmanien und Neuseeland weit im Norden. Ach ja, wir sind gerade auch in chilenische Gewässer eingelaufen. Nur dies Schiff darf hier kreuzen. Gleich gehen wir dann vor Anker. Vielleicht morgen früh zur Insel.

zum Kern aller Religionen

Nach dem Frühstück im Backpackers habe ich die Stadt erkundet, die Museen zur Ur- , Früh- und heutigen Geschichte besucht, mir die passende Literatur besorgt und ein wenig gegessen. Dann ging es los zum Ende der Welt, Finis del Mundo, wie die Eisenbahn und Straße hier heißen. Gleich hinter Ushuaia liegt dieser denkwürdige Ort. Aber immer, wenn es spannend wird, ist die Straße eine Schotterpiste Marke Flussbett oder Panzerpiste. Das auch noch als LSG der UNO zu bezeichnen, ist eine Unverschämtheit sondergleichen, getoppt nur noch durch den Eintritt von 210 Pes für Menschen, 100 für Argentinier, 50 für Studenten und Schüler.
Na ja, nach 24 km ist die Straße zu Ende, großer Zaun, Parque National de Tierra del Fuego, Finis Routa 3 bei km 3079. Also doch der Zaun. 2 nette Biker aus Indien getroffen, Gespräche und Scherze über das Ende, die Wiedergeburt und den Kern aller Religionen. Philosophie am Ende der Welt über kulturelle Grenzen hinweg. Ist manchmal weniger als man/frau denkt. Letztes Jahr waren beide in Alaska gewesen, wie ich auch und ähnliche Strecken. Beide fuhren eine BMW, gemietet hier.
Na gut. Aber wo ein Zaun, gibt es natürlich auch einen Weg herum. Auch hier. Der endete dann am Fjord mit hohem Geländer, damit keiner verloren geht. Wie fürsorglich. Aber: auch das ist nicht das Ende. Es gibt noch einen Abzweig zu einem ausgeschilderten Hafen: Port.
Tja, so ist das. Wie im alten Ägypten. Im Westen wird die Sonne von einem Nachen aufgefangen und sicher durch die Unterwelt geleitet, damit sie wieder im Osten aufgehen kann.  Wer hätte gedacht, diese uralte Geschichte hier, am Ende der Welt, in einem christlichen Umfeld (wir sind Papst!), so live zu erleben. Seelenwanderung? Wiedergeburt? Mythologie? Urreligion? Unterbewusstsein? Lange habe ich mit den Indern noch darüber gesprochen. Am Abend dann noch lange im Hostel, u.a. mit einer wunderschönen Schauspielerin aus Buenes Aires und einem Ökonomen aus Texas. Wundersame Welt.

 

Erfolg und Sucht

Erfolg beflügelt und macht süchtig. Heute war der bisher erfolgreichste Tag der Reise. Ich bin gut vorangekommen, in der Nacht mit dem Bus nach Rio Galegas, mit viel Rückenwind nach Rio Grande und dann mit dem Bus die letzten Kilometer nach Ushuaia (gegen den Wind). Mir lief auch die Zeit davon. Viele Radler, die ich traf, haben mich verstanden. Gegen den Wind bei wenig Zeit ist blöde. Warum meine Zeitnot? Tja dazu hatte ich bisher noch nichts gesagt. Eigentlich wollte ich am 7.2. in Ushuaia sein, weil ich eine spannende Tour reserviert hatte. Wegen des Unfalls wurde es dann nichts. Und der nächste Termin war ausgebucht. Mit diversen Telefonaten und Mails von unterwegs, habe ich dann noch einen Platz bekommen. Das hatte sich erst heute gegen 12 Uhr entschieden. Auf der Fähre über den Magellankanal (bei richtig viel Sturm) habe ich die Nachricht bekommen und gleich bestätigt. Ist wohl ein großer Run auf die Tour. Am Abend, dann schon im Bus mit der üblichen Schaukelei, habe ich die Formulare ausgefüllt, unterschrieben und alles bezahlt. Ich bin gespannt und freue mich schon wie ein Kind darauf. Am 15. Nachmittags geht es los. Ich werde darüber ausführlich berichten.
Also heute bin ich wieder am Atlantik mit hohen Wellen gelandet, bin über die Magellanstrasse nach Feuerland gekommen und habe tatsächlich das südliche Ende Amerikas erreicht und überhaupt die südlichste Stadt der Welt, die gerade mal so weit vom Äquator entfernt ist wie Flensburg. Hier ist die Welt zu Ende, Finis Terra, Finis Carretera. Morgen werde ich den Zaun suchen, oder den Nationalpark Tierra del Fuego und ein paar Museen besuchen. 
Ich bewege mich hier auf historischem Boden, auf dem Heimatland diverser Stämmen von NaturVölkern, die aber fast alle vernichtet sind. Von den Mapuche gibt es noch Überlebende. Und dann in neuer Zeit fand Magellan die Passage in den Pazifik und die Beagle mit Darwin an Bord hat Vermessungen vorgenommen und Darwin hat die Natur untersucht auf dem Weg zu seiner Lehre. Und natürlich läuft die berühmteste Schiffslinie der Welt hier vorbei mit einem der größten Schiffsfriedhöfe. Es ist schon ehrfurchtsgebietend. Schon der Name Tierra del Fuego, Feuerland.
Ich hoffe, schlafen zu können.  
Na ja, erst mal kam das Essen, dann der Wein. Ich habe ein Zimmer am Fin del Mondo. Von Buenrs Aires bin ich nach Straßenkilomter auf der N3 mehr als 3100 km weg. Und toll ist diese Stadt, ein bisschen wie Hammerfest im Winter.  Da kommst Du aus der Provinz und hier ist ein riesiger Hafen. Die Gipfel tragen weiß. Die Bucht ist voller Schiffe, viele junge Leute sind hier unterwegs. Gerade hatten wir eine spannende Diskussion über Physik und Matheund die Frage der Null. Echt spannend. Na ja, vielleicht nicht für jeden oder jede.
Übrigens: wer professionelle Schwarzmaler und Reichsbedenkenträger fragt, hat immer düstere Aussichten für die Zukunft. Wer selbst entscheidet, hat immer die Hoffnung und Zukunft auf seiner Seite. Die Welt ist schön und das Leben ist schön. Das wir Menschen dies erleben dürfen, ist eine große Gnade, nach all dem, was die Menschheit veranstaltet hat.

Whiskey on the rocks – dafür lohnt sich doch mal ein Gletscherausflug

So fühlen sich 10.000 Jahre an, so also schmecken 100 Jahrhunderte. Allein dafür hat sich der Ausflug zum Gletscher Perito Moreno gelohnt. Whiskey on the Rocks mit Eis aus der Steinzeit. Bisher war es immer zu windig oder zu regnerisch gewesen. Ja, ganz langsam laufen lassen. Mhmm, das ist gut.
Dazu plato del dia. Herr Doktor, so gehts.
Vorhin ein Donnern und Dröhnen, ein ständiges Krachen, Explosionen, wie Granateinschläge und manchmal wie das Reißen von Seide. Der Gletscher ist in Bewegung, einer der Größten außerhalb von Grönland und dem Südpol. Fast zum  Greifen nahe. Auch die Schiffe kommen nicht näher ran. Immer brechen große und kleine Brocken ab und fallen mit Getöse ins Wasser, während bei mir der Sound einer Explosion im Ohr ankommt. Also ein gelungener Ausflug. In zwei Stunden geht es zurück. Viel Sonne heute, Sonnencreme und Cap. Ist immer noch die Höhe von der Adria. Aber bald bin ich ganz unten. Mit der Hilfe von Rückenwind und Bussen sollte es zu schaffen sein. Und dann?? Ich weiß es noch nicht, ich lass mich überraschen, helfe der Überraschung aber manchmal nach. Ob es was wird?
Östlich der Anden ist wieder die Pampa, wie ich sie schon weiter im Norden erlebt hatte, nur noch trockener und eintöniger. Die Gletscher hier werden vom Pazifikregen gespeist, der in Zeiten von El Ninjo auch mal etwas stärker ist. Also kann es sehr wohl sein, dass diese Gletscher hier manchmal wachsen.
Die Fahrt durch die Anden am Ende der Carretera Austral muss ich nicht wiederholen, kann ich auch niemandem empfehlen. Die Landschaft ist zwar schön, aber nicht einmalig. Im äußersten Norden des Kontinents gibt es ähnliches zu sehen und zu entdecken. Trotzdem ist es hier eine tolle Landschaft und eine faszinierende Natur. Aber das hatte ich wohl schon angemerkt.