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Wüste bei Oal‘ Alaw: Wir wollen alles, mindestens, aber sofort!

Die Kizilkumwüste hat mich wieder. Nach Buchara noch 340 km. Von Chiwa ging es entlang der Fluss- und Kanallandschaft nach Ost. Überall Felder, Bäume. Alles ist grün, dicht bewohnt. Den Sieg des Sozialismus in der Landwirtschaft kann man allenthalben an den Dreiradtraktoren bewundern (einen Reifen gespart). Beachtlich, dass die noch heute fahren, macht jedoch deutlich, wie rückständig dies Land und seine Wirtschaft ist. Auf den kleineren Strassen ist mir heute verwundert aufgefallen, das nicht Wasser, wie auf dem Tourirouten, sondern Benzin in Flaschen zu 1,5 oder 5 l verkauft wird (steht überall vor den Häusern). Die meisten Autos fahren mit Gas, auch viele LKWs und Transporter, erkennbar an den riesigen Flaschen auf dem Dach oder der Ladefläche. Aber auch bei Gas scheint es Engpässe zu geben, da an den geöffneten Tankstellen häufig lange Schlangen stehen (Methan, Propan, Butan: natürlich in Kyrillisch).

Irgendwann ging es dann über den Amudarja, besser das fast leere Flussbett, auf einer historischen Brücke für Zug und Autos, gut bewacht, weil strategisch wichtig: Aufnahme der Personalien, vor allem von terrorverdächtigen Ausländern mit Fahrrad; völlig falsche Darstellung der Brücke in der Karte; kaputte Strassen auf beiden Seiten, damit keiner schneller als 5 km/h fährt; riesige Umwege wegen neuer Kanäle, hierfür fehlen noch die Brücken.

Die Abkürzung über eine Baustelle war deutlich kürzer, aber nicht einfacher. Sie führte aber zu vielen Kontakten mit den Bauarbeitern. Kurz vor Sonnenuntergang war ich dann endlich auf der Schnellstraße nach Buchara. Damit ging dann der Tag gegen den Wind (4-5 Bft) zu Ende, und ich kam mit halbem Wind auf der nagelneuen Betonpiste eine Stunde voran. Dann kam eine Raststätte und nichts ging mehr. Suppe, Brot, ein Bier: und schon schlief ich unter der Veranda ein. Licht und LKWs störten nicht. Ist halt Wüste ohne Wasser. Plumpsklo, Strasse, sonst nichts, auch kein Telefon und Internet. So bin ich nicht allein, dafür aber sicher. Alles geht eben nicht. Fiel mir doch neulich unser alter Spontispruch ein: Wir wollen alles, mindestens, aber sofort.

Grand Canyon in der Türkei und kein funktionierendes Navisystem

Keines der Orientierungssysteme funktionierte heute, da völlig überraschend und ganz plötzlich ein neuer Staudamm mit einer riesigen Mauer entstanden ist und daher die Strassen urplötzlich verlegt wurden, so dass die Karte von 2013, das Navi von 2014 und die aktuelle Verkehrsausschilderung gar nicht darauf reagieren konnten. Alle waren grundlegend falsch. Das Navi erklärte mich für verrückt (sofort umkehren), da ich offensichtlich weit ab von der Strasse mitten durch die Berge fuhr. Das stimmte auch, denn ich bin durch das Pontische Gebirge 60 km auf Baustellen gefahren, davon mindestens 20 km in Tunneln (von fertig bis Rohbau ohne Licht und Strassenbelag). Die Karte zeigte den ursprünglichen Strassenverlauf (Römisch ??) und die Beschilderung einen Zustand zu Beginn der Bauarbeiten. Soweit zur Aktualität. Weit oberhalb des Stausees waren weit oberhalb der Strasse ebenfalls gewaltige Tunnel (Tünel in türkisch) und Brücken im Bau. Wird wohl noch einen Stausee geben.
Ansonsten war der Weg durch das Pontische Gebirge in einer gewaltigen, ja fast überwältigenden, Umgebung, fast wie der Grand Canyon in den USA, auch die gleichen Gesteinsformationen und Farben.
Heute morgen, nach meinem Frühstück auf der Terrasse, bin ich noch zum ehemaligen Kloster Ösk Vang hoch. Schade, dass es so verrottet und verfällt. Ab 15 Uhr kam zum Gegenwind noch Starkregen (aber abnehmend). Da waren die vielen Tunnel durchaus angenehm. Artvin muss ein sehr malerisch gelegener Ort am Berg sein. Doch der Weg zu den Hotels zog sich 4 km hin mit einer Steigung von 400 m. Da ist dann jedes Zimmer recht. Morgen werde ich dann wieder am Schwarzen Meer ankommen. Wäre nicht weit bis Sotchi…