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Montezumas Rache

Ja, Samarkand ist schon was Besonderes und zieht Jeden und Jede in ihren Bann. Der Registan mit den drei Medresen ist einfach überwältigend. Diese gewaltige Architektur, die vielen Ornamente, die glasierten Steine in vielen Tönen. Der Mund bleibt offen. Auch die Innenhöfe sind unheimlich bunt. Gewaltig. Dann die vielen Mausoleen von Timur bis Bibi Xanom, die Moscheen, Museum und Sternwarte von Ulg’Beg, die Mausoleenstrasse und, und. und…

Neben der Pracht sind die Bedingungen nicht zu vergessen. Tamerlan und seine Nachfolger waren äußerst grausame Herrscher. So manches Bauwerk entstand aus dem Erlös erbeuteter Bürger oder durch die Arbeit zehntausender erbeuteter Handwerker und Baumeister. Mancher grausame Kriegszug erfolgte nur zur Beschaffung von Gold, Geld und Sklaven.

Vieles von dem, was man heute sieht, in allen drei Oasen der Seidenstraße ist erst in den letzten 50 Jahren aus Ruinen rekonstruiert worden und ist nicht das Original. Auf vielen Bildern ist der Zustand um 1900 zu erkennen.

Dann sind die Gebäude immer sehr ähnlich in ihrem Aufbau und der Struktur. So ist es halt möglich, vieles an einem Tag zu sehen. Im Museum für Astronomie geht viel Platz für den Präsidenten Karimow und seine Sprüche und Taten drauf, für die Seidenstraße etc. Wie die Leute damals jedoch mit einer erstaunlichen Genauigkeit haben messen können wird gar nicht dargestellt. Das Interessanteste war da noch, das der polnische Astronom Jan Heveliusz die Schriften von Ulug’Beg wiederentdeckt und in Danzig hat drucken lassen. Erst später sind sie in Greenwich herausgegeben worden. So bin ich hält schnell wieder draußen. Die in den Boden eingelassene 40 m lange Ellipse aus Stein zur täglichen Messung der Mittagslinie kann man nur aus großer Entfernung sehen. Schade, da hätte man mehr machen können. Im historischen Museum dagegen waren viele interessante Dinge von der Bronzezeit bis heute ausgestellt. Am Besten fand ich den Bereich Keramik seit 800, weil dort dargestellt wurde, wie die glasierten Steine und Ornamente entstanden sind.

So war es ein sehr spannender Tag mit unendlich vielen Eindrücken, der nur ein wenig durch Magenprobleme und der Nacht auf der Toilette getrübt wurde. Trotz 2-monatiger Immunisierung und Imodium lag ich dann halt flach. Gehört auch zu Mittelasien. Dadurch wird es nur eng, um nach Taschkent zu kommen, da mein Flieger am Donnerstag um 3.00 dort losfliegt.

umwerfendes Samarkand

Eine laue Sommernacht hat sich über die Stadt gelegt. In der Ferne ist noch die Musik vom Registan zu hören, die Türme und Portale heben sich vom Nachthimmel ab, der Halbmond steht hoch am Himmel. Das Ensemble kann ich von der Logia vor meinem Zimmer genießen mit ein paar Nüssen und einer Flasche Rotwein. 
Morgen darf ich mir dann diese Stadt mit all seinen wundervollen Bauwerken ansehen. Mein Eindruck von heute Abend bei der Durchfahrt war einfach umwerfend: das große Ensemble am Registan mit Konzert und Lichtshow war einfach umwerfend. Zum ersten Mal fand ich die Videotaste sinnvoll und hab das Spiel von Licht und Farbe aufgezeichnet. Wie es scheint, gibt es eine Steigerung von Chiwa über Buchara nach Samarkand. Ich lass mich überraschen.
Der Tag heute war lang von Navoiy um 8 Uhr, ohne Frühstück, bis hier ins Hostel mit 177 km und fast 300 m Steigung bei 40 Grad +. Da waren viele Pausen notwendig und mehr als 8 l Flüssigkeit (Grüner Tee, Kefirsuppe, Wasser, Bier, Cola). Aber die Eindrücke entschädigen alle Anstrengungen: Leute an der Strasse (offen, aufgeschlossen, neugierig, stoisch gelassen) und im Kafe, das viele Grün, die Berge ringsum unterschiedlich von der Sonne beleuchtet, die Bauwerke, die Vielfalt an Flora und Fauna.
Und die Perspektive hat sich geändert. Jeder will natürlich wissen, wo ich hinfahre. In der Türkei hörte der normale Horizont in Baku auf. Jetzt ist es selbstverständlich, nach China zu fahren. Achso, über Kirgisistan, und wohin in China? Ist aber eigentlich auch klar: bis China sind es vielleicht 1.000 km, bis Istanbul 5.000 km.
Ich bin neugierig, was mich denn morgen so alles erwartet. Vor genau 2 Wochen bin ich in Kasachstan (Aktau) an Land gegangen und vor einer Woche bin ich nach Chiwa reingerauscht. Es war schon sehr viel, was ich in dieser kurzen Zeit sehen und erleben durfte.