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Sturm in den Bergen vor der Turfa-Oase

Ein Sturm in den Bergen vor der Turfan-Oase hält mich seit gestern abend, Mittwoch den 8.10., fest. Mit Fahrrad geht gar nichts mehr. Gestern Abend brach er plötzlich los mit Stärke 10 – 12. Die Verkehrspolizei hat mich eingesammelt, da ich mich kaum noch bewegen konnte. Das Fahrrad drohte immer weg zu fliegen. Erst haben sie mich mit zur Wache an der Kontrollstelle an der Autobahn gebracht und dann zur nahegelegenen Raststätte, wo einfache Zimmer sind. Heute am Donnerstag Morgen ist es noch nicht besser. Da muss ich noch warten. So kann ich über die letzten beiden Tage berichten.
Am Dienstag den 7.10. habe ich also die Großstadt Urumchi erkundet. Mittlerweile 4 – 5 Mio. Einwohner. Die Altstadt mit den Basaren und Märkten verschwindet immer mehr. Auf dem Gelände vom großen Basar wird gerade ein Wolkenkratzer mit 200 x 200 m Grundfläche fertig gestellt. Viel Platz ist nicht mehr für den Basar. Eine seltsame Atmosphäre. Nebenan die riesige Moschee, mitten in den Türmen der Moderne. Das war es auch schon fast mit dem Besichtigungsprogramm. Die Pagode auf dem Berg mit angeschlossenem Vergnügungspark gibt es auch noch. Stolz präsentiert die Stadt dort den Aufschwung vom der uigurischen Ziegelsiedlung zur chinesischen Betonmetropole. New York ist nix.
Das besuchenswerte ist jedoch das Museum von Xinchiang. Dort ist die Region seit der Altsteinzeit anhand von Funden und Modellen dargestellt. Bemerkenswert ist jedoch die Abteilung Mumien und Ausgrabungen. Schon vor hundert Jahren kamen die ersten Mumien zum Vorschein, wurden aber im Boden belassen. Erst in den 80er Jahren sind die Mumien an den verschiedenen Stellen in der Taklamakan ausgegraben worden. Im Wesentlichen haben chinesische Wissenschafter die Ausgrabungen und wissenschaftlichen Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind interessant. Die älteste Mumie stammt etwa aus 1800 vor unserer Zeit, als Sumer noch bestand, die Hethiter gerade groß wurden und in Ägypten das alte Reich bestand. Diese Mumie, eine Frau von ca. 40 Jahren, wird die Schöne von Loulan bezeichnet. Ihr Bild ist überall zu sehen. Die genetische und molekulare Untersuchung ergab, dass die Frau indogermanisch ist, helle Haut hatte, mit Kelten und Iren verwandt ist. Sie muss wohl 1,80 m groß gewesen sein. Weitere Mumienfunde von etwa 800 vor unserer Zeit geben ein noch klareres Bild. Eine liegende Frau mit heller Haut, blonden Haaren und gefalteten Händen; sie sieht aus, als wäre sie gerade erst gestorben. Eine männliche Mumie muss 2 m groß gewesen sein. Die Bekleidung ist bemerkenswert gut erhalten, selbst die Farben der Stoffe. Die salzhaltige Wüste gar alles gut erhalten.
Also hat es schon vor fast 4.000 Jahren hier Menschen gegeben, hat ein Austausch der Kulturen stattgefunden (Grabbeigaben belegen das) und waren damals schon Indoeuropäer hier gewesen. Weitere Funde und Auswertungen bringen sicherlich noch Spannendes hervor.
Ein paar Jahrhunderte später kommt dann der Buddhismus ins Land und prägt es mehr als 1000 Jahre mit Klöstern etc. Erst dann sind chinesische Einflüsse in der Kultur erkennbar. Darauf sind natürlich die heimischen Uiguren sehr stolz, auch wenn diese gerade mal 1500 Jahre hier wohnen.
Sehenswert ist noch der Bereich, der alle Völker und Minderheiten in Xinchiang mit viel Material, wie Zelten, Musik-Instrumenten, darstellt.
Und natürlich brauchte ich noch Ersatz für meine Benzinflasche. Ich fand einen Outdoor-Laden, die das gesamte Coleman-Programm hatten, auch Gasflaschen. So war meine Ausrüstung wieder komplett.
Das Highlight des Tages war jedoch der Abend. Wir hatten es geschafft – Micha, Julius und ich – uns zu treffen. In Kaschgar war ich bei deren Ankunft losgefahren, ohne es zu ahnen. Die beiden waren länger in Kaschgar geblieben und dann mit der Bahn nach Urumchi gekommen. Mit Mail geht die Kommunikation überall. Der Treffpunkt existierte auch nicht mehr, trotzdem trafen wir in einem Café mit richtigem Kaffee zusammen und fanden ein gutes Restaurant nebenan. Sehr lecker, scharf und gar nicht so teuer. Gleich zwei Kellnerinnen um uns.
Vor Sari Tash hatte ich die beiden getroffen. Sie hatten, zusammen mit den Franzosen, vor dem Pass gezeltet. Mich hatte ein LKW mitgenommen. Am Samstag bin ich um 8.30 losgefahren und sie kamen um 11 dort an und blieben bis zum nächsten Tag. Dass ich da gewesen war, wussten sie, da ein Junge in der Kneipe, in der sie essen waren, ihnen stolz ein Foto von sich zeigte, auf dem ich auch drauf war.
Die Erlebnisse der beiden sind nachzulesen auf www.hochstarter.wordpress.com.
Schnell verging der Abend mit den vielen kleinen Geschichten und Erlebnissen. Bis Weihnachten wollen sie in Thailand sein. Von den zentralasiatischen Wüsten haben sie die Schnauze voll und fahren mit dem Zug bis Xian. Sie zelten fast nur, da ist die Wüste blöde. Beim zelten hatte ich sie ja auch getroffen, auf dem Weg ins Hochgebirge, Zelt auf einer Sandbank im Fluss. Sah sehr romantisch aus.

Hethiter und ihre Hauptstadt

Die Hethiter haben wohl gewusst, warum sie ihre Hauptstadt Hatusa genau dort errichtet hatten. Denn nach Süden und Osten sind hohe und steile Berge, über die kein Feind kommen konnte, oder nur mit großem Aufwand. Leider hatte ich das gleiche Problem auf dem Weg nach Osten. So bin ich in Yozgat gelandet, wieder auf der Schnellstraße nach Osten. Wegen Sonntag habe ich ein Café gefunden und Kaffee und Kuchen genossen (türkisch mit gesüßtem Sirup), und dann ein Hotel am Marktplatz gefunden (40 TL, aber einfach). An der Schnellstraße war ein für 256,- $.
Gerade ist ein Regensturm losgebrochen. Da bleibe ich noch in dem Café (nach dem Essen). Der Muezzin ruft gerade sehr laut gegen den Regen. Niemand scheint sich dafür zu interessieren, anders als bei uns, wo aus jeder Moschee der Untergang des Abendlandes konstruiert wird.

Das Hethitermuseum heute morgen war übrigens sehr gut gemacht und wirklich interessant. Die drei Stunden hatten sich wirklich gelohnt. War leider schlecht besucht. Dagegen standen viele Busse vor der Stadtmauer von Hatusa. 
Mal sehen, was das Wetter morgen vor hat und wie die Strasse wird. Der nächste Pass wartet schon hinter Yozgat.Einfahrt nach Yozgat

Hattusa – die alte Hauptstadt der Hethiter

Abends wird hier im Hochland von Anatolien noch ganz schön kalt. Tags in der Sonne ist es inzwischen sehr warm. 
In Hattusa, der alten Hauptstadt der Hethiter, war ich heute den ganzen Tag. Es ist schon beeindruckend, welch gewaltige Mauern und Gebäude damals errichtet wurden. Hattusa war ungefähr von 2000 bis 1200 Hauptstadt  der Hethiter, bis diese aus der Geschichte verschwinden. Kurz vorher, um 1285, hatten sie Ägypten unter Ramsis II. bei Kadesh (Südlibanon), der ehemaligen Grenzstadt, eine schwere Niederlage beigebracht. Nach vielen Jahren des Verhandelns wurde schließlich der erste bekannte Friedensvertrag der Geschichte geschlossen, in ägyptisch und hethitisch in wahrscheinlich zwei Exemplaren. Eine Kopie wird heute bei der UNO aufbewahrt und ausgestellt. Die Hethiter tauchen gegen 2000 vor unserer Zeit auf (eventuell aus der Gegend um den Kaukasus) und waren ein Indoeuropäisches Volk. Sehr viel ist nicht bekannt. Die größte Ausdehnung war zwischen 1600 und 1200 mit Grenzen zu Troja (Handelspartner) im Westen, dem Kaukasus im Norden, Sumer/Assyrien im Osten und Ägypten im Süden. Die alte Hauptstadt war schon beindruckend zu sehen. Allein dafür hat sich die Reise bisher gelohnt.
Gleich geht es ins Zelt. Nach dem Museum geht es dann weiter.

raus aus Ankara!

Die erste Woche war das Wetter eher kühl und nass. Fürs radeln nicht schlecht. Auch heute Morgen Regen. Der Wetterbericht sagt ähnliches Wetter in den nächsten Tagen.
Das Fahrrad samt Gepäck ist wirklich schwer, vor allem am Berg. Aber die Übung bringt es.
Nachdem die Küste hinter mir liegt, wird die Landschaft gewaltiger. Hohe Berge ringsherum, Orte wie in den Alpen, überall Neubauten.
Ein Land im Aufbruch. Neben modernster Technik umständliches Hantieren mit viel Personal. Vorgänge sind nicht optimiert und dauern überall lange, bei der Bank oder der Post. Wo Einzelinitiative überwiegt, läuft es besser.
Es war sinnvoll, mit dem Bus aus Ankara rauszufahren. Schon der Weg zum Busbahnhof war eine Katastrophe. Der Busbahnhof ist erheblich größer als Tegel.
Östlich von Ankara wird Anatolien großartig. Rote Tonerde zieht sich lang hin. Am Abend Gewitter und Wetterleuchten im Norden. Nach 60 Kilometer ohne Hotel endlich eins weit hinter Sungurlu. Die Hinweise der freundlichen Menschen hatten eine Genauigkeit von 5% bis 40%. Erstaunlich. Morgen fahre ich nach Hattusa, der alten Hauptstadt der Hethiter. Dazu morgen mehr.