Jetzt fangen die Anden wirklich an, das Hostel liegt 50 m über der Straße, Berge drumherum. Das Restaurant ist gut, sehr spanisch. Das Hostel gut. Englisch ist hier recht exotisch, so wie russisch und deutsch. Letzteres können einige mit ein paar Brocken. Kalt ist es inzwischen hier geworden. Heute war es nicht mehr als 6 Grad. In den nächsten Nächten geht es auf -12 Grad zurück, Tags dann bei +16. Gut, dass ich Skiklamotten und die Winterhandschuhe fürs Rad mit habe.
Die Berge in Wolken und mir ein kleiner Pass. Es ging so. Aber weit bin ich nicht gekommen. Noch 700 km bis Uruni bergauf.
Das war schon ein besonderes Erlebnis. Mit dem Zug hinauf zu den Wolken, dem Tren a las Nubes auf 4200 m Höhe, bis kurz vor die Grenze zu Chile. Durch vier Klimazonen, eine gewaltige Berglandschaft, über phantastische Brücken im Hochgebirge, zu prähistorischen und Inkastätten, einen ganzen Tag mit Bus und Bahn über mehr als 400 km.
Langsam bricht die Nacht herein, es geht zurück. Das Hochland, Puna genannt, setzt sich in Bolivien mit dem Alti Plano fort. Da werde ich dann in den nächsten Tagen ankommen. Der Zug fährt fast täglich mit Passagieren im oberen Bereich. Die gesamte Strecke bis Antofagasta in Chile wird bis zu 7x im Monat mit Güterzügen befahren. Es ist eine Schmalspurbahn.
Eine Sache hatte ich noch nicht erwähnt, die ständigen Polizeikontrollen, fast an jedem Ortseingang und -Ausgang, manchmal unvermittelt im Nirwana, selbst im Turibus mehrmals, an den Busbahnhöfen nach der Abfahrt häufig durchs Gepäck. Als Radfahrer hatte ich noch nie eine Kontrolle. Was wollen die mit den Daten? Dein Busticket nur mit Reisepass, die Daten auf dem Ticket. Kontrolle mit Ticket und Ausweis vor dem Einstieg.
Bis ich vorgestern das Ticket für den Tren hatte, verging eine Stunde. Gestern morgen dann erneute Registrierung mit Ausweiskontrolle (fast eine Stunde anstehen). Dann gab es ein Bändsel an den Arm. Preußen war richtig unbürokratisch. In Dunedin in NZ dauerte alles ca 3 Minuten bei einer Person. Hier ca 10 Leute. Dafür sind die Menschen, einschließlich der Polizisten, sehr freundlich, offen, hilfsbereit, interessiert.
Da ist mir doch wieder ein großer Irrtum unterlaufen. Der Wind kam gestern aus Süden. Heute wollte ich nach Norden und hatte Gegenwind sowie die Sonne gegen mich. Da musste ich erst einmal alle Instrumente untersuchen, nicht dass ich in die falsche Richtung aus Cordoba herausfuhr. Da erst merkte ich meinen Irrtum: ich war ja auf der Südhalbkugel und die Sonne steht mittags im Norden. Tja, kann vorkommen. Dennoch bin ich gut aus Cordoba herausgekommen nach Norden Richtung Salta und Bolivien. Das wird noch ein langer Weg werden. Links von mir sind schon die ersten Ausläufer zu sehen.
Liebe Rita, So viel habe ich in den letzten Tagen erlebt und gemacht. Bücher könnte ich schreiben. Jetzt bin ich erst einmal in Salta (in Quechua heißt das die Schöne) im Nordwesten von Argentinien angekommen. Hier vibriert das Leben. Ich sitze am Hauptplatz und schlürfe Kaffee, die Sonne ist gerade untergegangen, die Nacht bricht ganz langsam herein. Ziemlich heiß war es heute mit 28 Grad, hier auf 1200 m Höhe, am Eingang zu den Anden. Im Sommer kann es hier locker 40 Grad werden, in dem Kessel. Die Stadt ist so groß wie Leipzig, in der Innenstadt sehr ruhig und angenehm. Drei spannende Museen habe ich heute Nachmittag sehen können. Die Kathedrale machte erst jetzt auf. Die Messe fängt gleich an. Die Orgelmusik mit barocker Pracht war schon bewegend.
Über die Inkas und die Altsteinzeit bis heute habe ich viele Details gesehen. Ein hervorragend gestalteten Museum zeigte eine alte Opferstätte auf dem nahegelegenen Vulkan und ihre Archäologische Erforschung mit modernsten Methoden. Auch die gefundenen Mumien aus 6.900 m Höhe wurden gezeigt. Hatte ich schon von gehört. Es real zu sehen ist was anderes. Die Geschichte der Unabhängigkeit kann ich bald referieren. In einer meiner letzten Stationen, in Tucuman, war ich gleich wieder in Leipzig. Napoleon und die Völkerschlacht war auch hier Thema. Die Eroberung von Spanien durch Napoleon führte zur Unabhängigkeitserklärung von 1810 hier in der Region. Nur waren sich die Regionen Südamerikas nicht einig, was kommen sollte, vom neuen Inkareich bis zur aufgeklärten Monarchie in Buenos Aires waren die Vorstellungen. Mit der Niederlage Napoleons bei Leipzig 1813 und Waterloo 1815 versuchte die spanische Krone, altes Terrain zurückzuholen. In Tucuman, wo ich vorher war, erfolgte dann die endgültige Unabhängigkeitserklärung. Jede Stadt hat seither eine Strasse des 9. Juli. Dann dauerte es noch Jahrzehnte und viele Kriege der vielen Länder untereinander, bis die heutige Teilung in Nationalstaaten entstand. In Cordoba hatte ich noch eine Ausstellung zur zeitgenössischer Kunst angesehen und die Kathedrale besucht. Eine spannende Stadt (fast so groß wie Hamburg) und ziemlich aufgeräumt. Aus dem Kessel ging es dann nach Norden auf der Autobahn (für Kutschen und Fahrräder gesperrt). Ich war aber nicht der einzige Radler. Viele Sportler überholten mich. Später hörte die Autobahn auf und wurde Schnellstraße.
Bald hatte Ich das Andenvorland erreicht. Spät abends war ich froh, im Ort Jesu Maria einen Bus zu erwischen, der mich über Nacht in die nächste Stadt, Tucuman, brachte. Ein heruntergekommener Ort mit Straßenmärkten, die mich nach Zentralasien versetzten. Aber hier wurde 1816 die endgültige Unabhängigkeit erklärt. Das Gebäude ist heute Museum mit einer Wache wie vorm Buckingham Palace.
Von Tucuman ging es mit leichtem Anstieg Richtung Salta. Letzte Nacht war ich in einem kleineren Ort mit vielen Thermalquellen (Rosario de la Frontera) in einer kleinen Absteige, da alle Hotels voll waren. Oder sah ich nur abschreckend aus? Heute habe ich dann die letzten Kilometer nach Salta geschafft mit nachfolgenden Museumsbesuchen. Übermorgen werde ich dann einen Ausflug mit dem Tren a las Nubes, dem Wolkenzug, in die Hochanden zur Grenze nach Chile machen, und morgen ein Hochtal besuchen. Gerade zieht hier eine größere Demo von Kindern und Jugendlichen mit vielen Kerzen und Lichtern vorbei. Die Parolen verstehe ich leider nicht. Dafür gehen die Straßenlaternen aus und die Strahler der öffentlichen Gebäude. Muss was mit Umwelt zu tun haben. Viele Leute habe ich in den letzten Tagen getroffen, im Hostel oder auf der Straße. Es gibt immer viel zu erzählen. Negative Reaktionen zu Radfahrern habe ich bisher nicht erlebt. Selbst entgegenkommende LKWs Hupen manchmal aufmunternd. Und LKWs und Busse hinter mir bremsen und fahren mit Abstand vorbei. Trotz all der positiven Erfahrungen, vielfältigen Eindrücke und ergreifenden Erlebnissen ist es recht anstrengend. Hoch und runter mit dem Gepäck, ein ganzer Hausstand, Verpflegung, Ersatzteile und Reiseführer. Ich weiß ja nie, was kommt, Hitze und Kälte, nass oder Sonne, Zeltplatz oder Hotel. Und vorankommen möchte ich ja auch, 35 kg über 100 km oder mehr. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich all das noch erleben kann und darf. Ich kann nur, und ich möchte, alle Menschen ermuntern, die Größe und Schönheit dieser Welt und seiner Bewohner zu erkunden und zu erleben. Mit Demut steht man dann manchmal vor der Schöpfung, wann und von wem auch immer.
Gut, dass ich den Bus ab San Francisco genommen hatte. Der bisherige Standstreifen hörte auf und die Strasse wurde schmaler. Vom Bus aus konnte ich gut die Strasse überblicken. Heute Morgen war ich gegen 8 aus dem Bus von Posadas ausgestiegen, entspannt und ausgeschlafen angekommen in Santa Fe (Argentinien und nicht Arizona). Die Nacht über brachte mich ein Bus entlang des Flusses Paraná nach Santa Fe. Die Strecke war nicht spannend und ich hatte viel Zeit in Missiones verloren.
Santa Fe war auch keine spannende Stadt, eher herunter gekommen, dreckig und ohne Besonderheiten. Da war die Ebene nach West schon besser: flach, grün, guter Wind und angenehm warm. Die Strasse war angenehm zu fahren. Cordoba hat mich dann nett empfangen mit guten Straßen, sauber, dynamisch, entwickelt und das Hostel ist auch sehr gut. Die Kathedrale war leider schon geschlossen: maniana. Das werde ich auch wahrnehmen, bevor es nach Norden geht. Die neuen Erlebnisse warten, das Andenvorland ist gleich nebenan.
Endlich bin mal etwas vorangekommen und in Posadas, der Hauptstadt von Missiones, angekommen. Das angeblich ausgebuchte Hostel war fast leer und die Kneipe nebenan ganz gut. Nach Tagen auf kalten Zeltplätzen und Regen endlich eine warme Dusche in warmen Räumen. Seit den Gewittern von Sonntag war es richtig kalt geworden, nachts nicht mehr als 6 Grad und tags nur in der Sonne bei 20 Grad. Also die Dusche war toll. So konnte ich auch die rote Erde von Schuhen, dem Handtuch und mir los werden.
Missiones soll die schönste Landschaft von Argentinien sein, mit viel Obst und Blumen. Es war die falsche Jahreszeit dafür, manchmal bekam ich aber Mandarinen oder Orangen geschenkt. Manchmal konnte ich Obstplantagen erkennen. Die Blüten hielten sich in Grenzen und tropisch war es auch nicht. Aber eben tiefster Winter. Fürs radeln ok, besser als 40 Grad und schwül oder 7 Tage die Woche Regen. Gestern sah ich drei Radler in der anderen Richtung, heute traf ich zwei in meine Richtung; es war Zeit für ein Schwätzchen. Sie sprachen sehr gut englisch und kannten sich in „Südamerika mit Rad“ sehr gut aus. So werde ich meine Pläne anpassen.
Und dann war ich dort – warum die Region Missiones heißt – in der ehemaligen Niederlassung der Jesuiten, die die Indianer aber weder geschlachtet noch zur Religion gezwungen haben. So entstand eine multikulturelle und sehr zwanglose Gesellschaft mit gegenseitigen Einflüssen und Respekt. Darüber hinaus waren die Jesuiten wirtschaftlich sehr erfolgreich, was die bürgerlichen und rückständigen weißen Nachbarn nicht gut fanden und als gotteslästerlich brandmarkten. Mit der Vertreibung der Jesuiten aus Spanien um 1776 mussten auch diese das Land hier verlassen. Danach ging es mit der Region bergab bis zur völligen Zerstörung im Grenzkrieg Brasilien/Paraguay/Argentinien etwa 1817. Heute steht auf der Tafel:“ These successful experiments provoked the Power“.
Das muss 200 Jahre später den jungen Che beeinflusst haben, der ja nicht weit entfernt aufgewachsen war. Überhaupt scheint Che ein Nationalheld von Argentinien zu werden: Sein Geburtsort Rosario hat einen Park nach ihm benannt und eine Statue errichtet. Sein späterer Wohnsitz als Jugendlicher hat ein Museum errichtet und seine Uni in Cordoba hat eine Gedenkstätte errichtet. Vom Museum , dem Wohnhaus seiner Kindheit, hatte ich schon berichtet.
Wenn das alles Ignatio do Loyola, der Gründer der Jesuiten, geahnt hätte ….. Auf jeden Fall ist es ein interessantes Museum über eine offensichtlich glückliche Zeit in den Tropen. Ab dem Museum wurde die Straße deutlich besser, die ersten 20 km zwar noch Baustelle mit entsprechenden Einschränkungen, die mich als Bauingenieur aber eher interessieren. Danach war es eine Schnellstraße mit Standstreifen/Radweg. Mit dem Ausbau werden auch die Kuppen weggenommen und in den Tälern höhere Brücken gebaut. Einfach toll. Mit 20 bergan und 40 bergab. Gebaut eher für LKW, aber auch ich freue mich. Nach den harten und frustrierenden Tagen zuvor ein Erlebnis. Die Ingenieure hier können also doch Straßen bauen!! Sollen die aus Neuseeland mal vorbeikommen!!
Gestern hatte ich noch kurz notiert: Nichts besonderes. Nur hoch und runter auf der RN 12, manchmal auch steil. Alles dreckig von der roten Erde. Auch die Straßen und Autos. Auf dem Zeltplatz Baden Baden bei Jardin America angekommen. Der Besitzer sprach deutsch, sein Großvater kam aus Deutschland. Seine Mutter hat mit ihm noch deutsch gesprochen. Sein Sohn spricht nur argentinisch (spanisch). Zelt unter Vordach auf Beton, mit Wasserhahn und Spüle, aber es ist kalt. Es gab Kürbissuppe aus Argentinien, aber von Knorr. Morgen wird es wieder spannend.
… kann was erleben! Neben dem Haus der Kindheit von Che Guevara habe ich gezeltet. Heute war ich dann in dem Museum, von der Regierung groß beworben. In was für einer Zeit leben wir heute. Vor mehr als 50 Jahren bekam ich einen Tadel ins Klassenbuch, weil ich sein Poster, das bekannte, in der Klasse aufgehängt hatte. Der Weg zum Haus über Feldwege war nicht leicht, zumal es 16 h geregnet hatte.
Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil es regnete. Kurz darauf kam der Besitzer und meinte, ich müsste umziehen, im Regen!! Unter einem großen Vordach eines Bungalows fand ich dann ein trockenes Plätzchen für Zelt, Fahrrad, alle meine Sachen und mich. Schnell war der Umzug vollbracht. Das Zelt in einem Stück. Bald darauf kam auch ein heftiges Gewitter. So ging es die ganze Nacht. Heute wurde der Regen langsam weniger, so dass ich am Abend zum Museum konnte.
Gerade habe ich fürstlich gegessen, Spaghetti mit Tomatensauce und vielen Gewürzen, danach Kekse und dazu Rotwein. Echt lecker. Mal sehen, was morgen so kommt.
Rita hat angefangen, meine Berichte in den Blog www.wastlradelt.de einzustellen. So werde ich weniger Mails verschicken. Es ist eine spannende, aber auch anstrengende Zeit. Gerade mal vor einer Woche bin ich in Rio losgefahren. Zwei echte Megacities. Zwei der berühmtesten Strände, den gewaltigen Wasserfall Iguazú von beiden Seiten, drei Länder, Geschichte live, …..
Einer der großen Ziele dieser Reise war der Iguacu, einer der großen Naturereignisse dieser Welt. Daneben zu stehen, oder darunter, macht den Unterschied zwischen Erleben, wirklicher Welt und der Virtual Reality spürbar, nicht nur gefühlt sondern richtig Manifest. Das muss jeder erleben, fühlen, auf sich einwirken lassen.
Auch Bilder können diesen tiefen Eindruck nur unvollständig vermitteln. Das ist u.a. ein wesentlicher Aspekt für das Reisen, wie ich es empfinde. Diese großartige Welt erleben und durchleben. You‘ have got to do it. So bin ich viele Stunden an und durch die Wasserfälle gelaufen, heute die eine Seite, morgen die andere. Die UNESCO hat diese Fälle zu einem der 7 Naturwunder der Neuzeit erklärt.
Das wird schwer zu toppen sein.
Es gibt aber auch die kleinen Dinge. Die werde ich dann in den nächsten Tagen erleben. Bis zu den Anden ist es noch weit.
Es war schon spät und ich suchte den markierten Zeltplatz mit Dusche. Alle Karten waren grob ungenau. So fragte ich ein paar Polizisten nach dem Platz. Noch ein paar Kilometer. Also los. Überall Licht, aber kein Platz. Dann kamen die Polizisten mit ihrem Wagen und meinten, ohne Rücklicht ginge es nicht und es sei auch nicht weit. Sie luden mein Fahrrad auf und brachten mich zum Zeltplatz, abseits der Straße auf schlechter Piste. Mit Sirene stoppten sie den Hund und holen den Besitzer. Nach längerem Palaver luden sie mein Fahrrad ab und verabschiedeten sich.
Ich bekam einen guten Platz zugewiesen. Aber wieder der einzige auf dem Platz für 5 €.
Der gestrige Tag hatte wieder einige Highlights, drei Länder an einem Tag, von Brasilien über die normale Grenze nach Paraguay mit langen Schlangen und ohne Kontrolle. Das sollte sich rächen. Eigentlich ist Paraguay das Einkaufsparadies für Brasilien. Da wird nicht kontrolliert. Dann bin ich aber auf die Fähre nach Argentinien. Doch da fehlte der Einreisestempel. Gegen Zahlung einer Gebühr von 20€ bekam ich dann aber den Ausreisestempel, ohne den ich weder die Fähre hätte betreten dürfen noch nach Argentinien einreisen. Diese ganzen Formalia an den Grenzen dauerten dann zwei Stunden und eine verpasste Fähre.
So kam ich erst gegen 16 Uhr zum Nationalpark Iguacu. Mit der Kleinbahn ging es dann zu den Fällen. Die letzten Meter waren zu laufen bis zur Plattform über den Fällen. Tausende cbm stürzen da jede Sekunde unter dir in die Tiefe. Das donnert gewaltig und bringt alles zum Schwingen. Unglaublich.
Die Sonne ging schon fast unter, als meine Reise in den Süden durch die Provinz Missiones fortsetzen konnte. Der Zeltplatz war dann sehr primitiv und direkt an der Hauptstraße. Guter Schlaf geht anders. Aber die Erlebnisse des Tages waren toll und anstrengend, so dass ich schnell einschlief.
Heute ging es ewig auf und ab, wie Neuseeland, nur nicht so steil und hoch. Richtig geschafft bin ich. Aber morgen kommt noch was besonderes.
Es war schon lange dunkel, als ich in eine der großen Städte dieser Welt eingefahren bin. 20 Mio. Einwohner, wie NRW und mehr als die DDR. Die letzten 150 km mit dem Bus, müde, bergan, spät. Schön, dass es diese bequemen Möglichkeiten gibt, besonders nach einem langen Tag. Von der Küste ging es mit dem Bus fast 800 m steil hoch. São Paulo liegt auf einer Hochebene und hat viele gebirgige Straßen . Ein Hostel zu finden war auch nicht so easy, das Ergebnis aber toll: Zimmer im EG, Fahrrad nebenan, grosser Garten, Küche.
Die Stadt mit großen Gegensätzen: gewaltige Infrastruktur, Hochhäuser, große Märkte auch bei Nacht.
Aber gleich nebenan Leute im Schlafsack auf offener Straße oder mit Zelt unter der Hochstraße. Luxushochhäuser mit bewachter Einfahrt und Mehreren Toren mit Bodyguard. Direkt daneben Penner in Lumpen. Vom Busbahnhof in die Innenstadt habe ich mich nicht immer sicher gefühlt auf der Stadtschnellstrasse. Neben dem Hostel aber bewachte Einfahrten und gegenüber ein Krankenhaus.
Die Fahrt an der Küste war mal ganz angenehm ohne große Steigungen und entlang paradiesischer Strände, kleiner Ortschaften und Badeorte. Da muss der Schöpfer, wer auch immer das war, viel Musse und Freude gehabt haben. Häufig ein Gefühl von Karibik, mit allen Nuancen.
Die Menschen hier sind immer freundlich, hilfsbereit, neugierig, offen und interessiert. Mit Fahrrad und Bus kein Problem. Gleich komplett reinschieben, wie in eine Garage. Ein sehr angenehmes Land, in der Summe und auf die Menschen bezogen.
Die Costa Verde ist wunderschön, für Radfahrer aber etwas spröde. Es geht halt ständig hoch und runter, nicht so steil wie Neuseeland, aber anstrengend. Die vielen kleinen Orte mit Strand, die viele Buchten und Inseln, einfach toll. Heute in Pastellfarben und Azurblau. Faszinierend, wunderschön. Die große Insel hier wurde gerade zum Unesco-Erbe erklärt.
Als ich vorhin in den Ort reinfuhr, wurde ich begrüßt mit „wellcome in paradise“. Na denn mal zu. Ist die Frage für wen. 1 l Rum 15 Real, 1 l Wein 30 Real, 1 l Bier 7 Real. 4,2 Real ein €. Na dann Prost im Himmel. Es ist überall entspannt, die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich fühle mich hier wohl. Keine Aggression gegen Radfahrer und Ausländer, eher eine positive Einstellung. Es sind nur die Steigungen. Erst wollte ich es nicht glauben, obwohl mir ein Radfahrer das unterwegs berichtet hatte. Ich hatte bis dahin nur die Erfahrungen von Copacabana und Ipanema und Rio. Es gibt aber auch ein anderes Brasilien. Zu den Steigungen gesellt sich auch der Wind. Den hatte ich Samstag und Sonntag zur Genüge.So kam ich nicht auf den Zuckerhut (Seilbahn) und zum Baden an der Copacabana (rote Fahnen). Aber bis zum Knie ging schon.
Dafür kam ich problemlos zum Corovado (den Jusus auf dem Berg), weil dort eine Zahnradbahn seit über 100 Jahren fährt. Ein toller Blick über die Riesenstadt mit den vielen Stränden und Buchten aus 700 m Höhe. Da hatte ich keinen Ehrgeiz, mit dem Radel hoch zu fahren, um 79 Real zu sparen. Dafür konnte ich viele Kilometer durch Rio fahren, da fast alle Tunnel fürs Rad gesperrt sind und ich so viele Umwege machen durfte. Leider öffnen die Museen samstags erst um 13 Uhr und schließen um 17 Uhr. Da könnte ich nicht viel sehen. Das Museum für moderne Kunst war bis 18 Uhr offen und kostenlos. Die Kunstwerke waren so wie in Europa, jedoch schienen die Epochen etwas verschoben. Ansonsten gab es viel Parks, Plätze, Kirchen. Die Straßen waren akzeptabel, manchmal etwas für Pfadfinder, um nicht auf die Autobahn zu kommen. In der Stadt selbst manchmal Radwege, eher am Strand entlang (für den Sport). Am Abend (SU ist 17.30) bin ich dann nach Copacabana gefahren und habe auch ein Hostel gefunden, ganz nahe am Strand. Mit Baden war wegen Sturm nichts. Aber Restaurants gab es am Strand. Do Ei Steak in Brasilien ist auch was feines. Am Sonntag kam ich noch nicht gleich in die Gänge. Beim Strandbesuch konnte ich dann bis zu den Knien ins Wasser. Es waren gewaltige Brecher, die dort anrollten. Nur ein paar Surfer waren mit ihren Brettern im Wasser. Die nächsten Stunden hatte ich gewaltigen Sturm gegenan. Und immer wieder Regen. So ein Schiet. So war auch Ipanema und Barra gesperrt. Und ein paar Radwege entlang der Schnellstraßen, auch mal viele kleinere Straßen durch Gerölllawienen, Berge an Sand vom Meer oder von Wellen weggerissen. Leider gab es keine Ausschilderung, so dass ich manchmal vor der Sperre stand und irgendwie über eine Leitplanke oder durch einen Zaun oder eine Verengung musste.
Einmal hörte die Straße am Bahnhof bei den Gleisen auf. Jenseits gab es einen Weg, aber erst einmal musste ich das Fahrrad über eine Sperre hinwegheben. Die Strasse auf der anderen Seite war sehr gut, es fuhr nur niemand, da die Strasse teilweise fertig war, im Nirgendwo endete und seit Jahren so da lag, unfertig. Ich kam aber in den nächsten Ort, Itaguai, von dem es dann auf einer Autobahn mit Standstreifen für Fußgänger weiter ging. Inzwischen war es dunkel, aber noch 30 km bis zum nächsten Ort am Strand mit Hotels etc. Also fuhr ich auf der Schnellstraße von Brasilia über Rio noch Paulo bergauf und bergab. aber sicher und bequem (nur Berg hoch). Dann kam ich auch nach Mangaratiba und fand eine Herberge und ein Restaurant. Ein wenig primitiv war es. Bei Sonne und einem lauen Lüftchen ging es dann weiter. Jedoch ständig hoch und runter, mal bis 280 m, mal Strand. Da kam ich nicht weit, 60 km bis Angra, dem „Paradies“. Das Hostel war gut, aber leer. In der Stadt bekam ich sogar die richtige Gasflasche. Und eine Dose Bier zur Unterstützung beim Bericht. Dabei schlief ich ein. Der Tag war anstrengend gewesen. Die Temperaturen sind mit 20 bis 24 Tags und 14 bis 16 nachts ganz angenehm.
Jürgen hat mir noch mehr Bilder gesandt; ich bin aber noch nicht dazugekommen, diese zur Einstellung fertig zu stellen. Kommt noch. Wenn nicht morgen, dann erst – leider – nach Ostern. Also, noch ein bissel Geduld!
Austern und Lachs, mariniert in Kokosmilch, vor der Harbourbridge bei Sonnenuntergang war der passende Abschluss der Reise nach Neuseeland und Australien.
Gestern war noch ein langer Ritt von Melbourne nach Sydney, fast 1.000 km. Zwar Autobahn aber 110 Höchstgeschwindigkeit und häufig kaum bewohnte Landschaften, an den australischen Alpen und der Hauptstadt Canberra vorbei. Es war schon dunkel, als ich nach Sydney reinfuhr, fünfspurig, aber ohne Tankstelle. So musste ich erst in die Stadt zum Tanken und dann zum Flughafen zur Rückgabe vom Auto. Durch den halben Flughafen durfte ich laufen, um den Schlüssel abzugeben. Dann war ich wieder mit mir und dem Rad allein. Wir fanden aber den Weg ganz gut in die Innenstadt. Nach fast vier Wochen schienen die Steigungen kein Problem mehr zu sein … Schwierig war nur die Suche nach einem Bett. Alles schien ausgebucht zu sein. Nach zwei Stunden fand ich dann doch noch ein Plätzchen in der Central YHA, eine Jugendherberge, direkt am Bahnhof. Überall waren Straßen gesperrt, weil Oberleitungen erneuert oder sonstiges gemacht wurde, auch mitten in der Nacht. Und im Umfeld waren jede Menge Massagestudios und Hotels für kurze Zeit. Und mitten drin die riesige Central YHA.
Zum Frühstück konnte ich die Küche nutzen, die eine ganze Etage einnahm. Mein Müsli war zu Ende und auch sonst war nicht mehr viel da. Die Stadtrundfahrt mit Fahrrad war ein Erlebnis, weil ich an viele Stellen kam, die mit Bus nicht erreichbar und zu Fuß sehr weit. Die Oper natürlich, die Harbourbridge, Parks, Banken- und Geschäftsviertel, die großen Museen. Sehr eindrucksvoll das Kunstmuseum mit einer großen Abteilung Kunst der Aborigines. Sehr gut gemacht auch das Science Museum mit einer großen Abteilung zur Geschichte und Kultur der Aborigines und zur Entwicklung Australiens in den letzten 500 Mio. Jahren. Eine Hafenrundfahrt mit dem Kombimotiv Oper und Brücke schloss die Abenteuertour dann ab.
Der Rest der Reise zum Flughafen und die Verpackung von Rad und Radtaschen war da schon Routine. Lästig war nur die lange Wartezeit bis 3 Uhr zum Einchecken. Mit der vielen Übung schlief ich ganz gut auf dem Boden vom Flughafen, unterstützt von einem restlichen Schluck Wein. Über den Wolken kann ich mal die Reise vorbei ziehen lassen. Es waren so viele Highlights, dass ich wohl gar nicht alle behalten kann: Auckland mit Hafen und Museum, Rotorua mit Quellen, Marlborough Sounds, Westcoast, Eisenbahnen durch die Berge, Rail Trail nach Cromwell, Queenstown, Milford Sound, Aoraki (Mount Cook), Barossa Valley, Great Ocean Drive, Melbourne mit Museen, Sydney mit Oper, Hafen und Museen. Ich habe mal wieder viel gelernt und gesehen.
Mit dem Rad bin ich knapp 2.500 km gefahren, das Meiste davon in Neuseeland. In Australien war ich wegen der fehlenden Zeit und der großen Entfernungen mehr mit dem Auto unterwegs und habe nicht so viel vom Land kennen gelernt. Die beiden Zugstrecken in Neuseeland kann ich jedem und jeder wärmstens empfehlen. Die empfohlene Strecke einer Rundfahrt über die Nordinsel und die Südinsel mit Auto und Flugzeug in 22 Tagen bin ich mit einer Abkürzung im Norden von Auckland, dafür aber mit den Zugreisen, in 17 Tagen mit Rad gefahren. Radfahren in Neuseeland ist nicht immer der Hit, da viele Straßen sehr steil sind oder viele steile Stellen haben (häufig 20%, länger auch 12 bis 15%), häufig schmal ohne Randstreifen sind und man häufig aus den Autos heraus angepöbelt wird. In Coromandel ist mir das mehrmals am Tag passiert, ich habe auch mit anderen gesprochen, denen das ebenfalls passiert ist und die über einen entsprechen Bericht in der Presse sprachen. Die Natur ist jedoch umwerfend, vielseitig, abwechslungsreich und wild. Mit Wohnmobil sicher ein tolles Land. Es war sehr interessant. Auf Wiedersehen Neuseeland, haere ra Aotearoa!
Die Kultur der Aborigines ist mir jetzt etwas näher. Im Museum Melbourne gibt es dazu eine gut gemachte Ausstellung, eher Lernprogramm. Auch sonst war es interessant, zur Geschichte der Stadt seit der Gründung 1835. Mit 4,4 Mio. auch ganz schön groß. Und der ewige Streit mit Sydney um die Vormacht. So wurde die Provinzstadt Canberra halt Hauptstadt. Dieser Streit läuft schon seit 1850. Damals hatte sich Melbourne erfolgreich in London um einen eigenständigen Kolonialstatus als Kolonie Victoria bemüht.
Mit der Urbevölkerung hatten aber alle wenig am Hut. Vertreibung und Ausrottung war an der Tagesordnung. Wie in Neuseeland gegenüber den Maorie wurden auch hier Verträge zum Landkauf abgeschlossen, die sehr einseitig waren, da auch die Aborigines Eigentum an Grund und Boden nicht kennen. Für ein paar Geräte wurden 1.000 qkm gekauft. Wegen ein paar Goldfunden im Hinterland wuchs Melbourne sehr schnell. Ansonsten liegt die Stadt nett an einer großen Bucht mit viel Wind, die Tasmanische See ist vor der Haustür. Die Hauptstadt der Kitesurfer nennt sie sich auch.
Übernachtet hatte ich bei Joseph, der nun mittlerweile seit mehr als 6 Jahren dort wohnt, sich als Bootsbauer auch dort wohl fühlt. Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er auch einen kleinen Sohn. Ihm ist die Werkstatt für die Freizeit, der Wasserfltzer mit 90 km/h ist fertig, das Wohnmobil noch nicht. Soll aber dieses Jahr noch werden. Die Arbeiten sind auf jeden Fall sehr professionell.
Am Montag Abend war ich in Melbourne angekommen, nachdem ich noch den wilderen Teil der Küste kennen gelernt hatte. Und in Apollo Bay gab es wieder leckere Muscheln, diesmal Miesmuscheln in Weinsud. Die einzige Alternative zu Pommes war Toastbrot. Geht ja auch zur Not, nur so der richtige Rahmen ist es nicht. Melbourne gibt sich als Kultur- und Sportstadt (Australien Open und großer Preis von Australien). Der Rennkurs wird jedesmal in der Innenstadt neu aufgebaut. Mit dem Fahrrad ließ es sich ganz gut in der Stadt fahren, so toll wie Tokyo war es aber nicht.
Ganz schön gemütlich so ein Auto,wenn es draußen gießt und gewittert und man bis auf die Knochen nass ist. Muss man ja auch nicht machen. Und schon war ich eingeschlafen, ganz trocken.
Am Nachmittag hatte ich die Highlights der Küstenstraße, Great Ocean Road, mit dem Fahrrad besucht. Dauerte dann doch länger und der Abend kam mit heftigem Regen und Gewitter. Vor dem Schlimmsten war ich aber noch beim Camping und konnte Spaghetti genießen, während es draußen tobte. Ganz nahe dran war ich.
Am Samstag früh war ich im Barossa Valley aufgebrochen und ganz in den Süden von Adelaide an die Küste des Southern Ocean gefahren. Am Anfang sind Salzmarschen wie an der Nordsee, nur werden die hier nicht mehr überflutet. Dann geht es über in eine Landschaft von Nehrungen mit Haffs wie in Ostpreußen. Nur ein bisschen länger. Den Anfang bin ich mit dem Rad gefahren, da ich dadurch direkt ans Meer, die Nehrung und das Haff kam. In der Bucht war gerade ein Segelwettbewerb der Jugend. Dann kam die Kalksteinküste mit vielen Badeorten und Seebrücken, Modell einfach und schmal. In Beachport habe ich dann gezeltet, eine Halbinsel mit dem Ozean auf beiden Seiten.
Am Sonntag kamen dann die Höhepunkte der Ocean Road, hinter Warrnambol. Am bekanntesten sind die 12 Apostel, von denen aber nur noch 7 stehen. Kalksandstein. Da können die Wellen schön formen und gestalten. Insgesamt aber nicht ansatzweise so gewaltig, wie die Westcoast von Neuseeland. War aber trotzdem schön anzusehen.
Nicht leicht zu finden, trotz Karte und Navi. Ist eigentlich auch nicht viel anders als bei in Freyburg oder Naumburg. Es gibt viele Weingüter und Weinproben. Der Wein ist hervorragend, eines der besten Anbaugebiete für Shiraz und viele international ausgezeichnete Weingüter wie Weinmeister oder Jacob Creek. Die Weinlokale schließen nur um spätestens 22 Uhr und die Hotels haben Spielbetrieb wie in Las Vegas, die Leute lassen sich voll laufen (meist mit Bier und Schnaps), und das kulturelle Flair fehlt völlig. Eher dann Business und schnelle Abfertigung im Weingut (Cellar door), die Damen bei der Weinprobe haben jedoch ihr Handwerk gelernt und verstehen was von Weinanbau und -ausbau. Und das Ganze liegt ein paar Kilometer vor Adelaide in Südaustralien. Seit 150 Jahren wird hier Wein angebaut, ursprünglich von deutschen Winzern. Vieles erinnert immer noch daran, von Mettwurst bis Schwarzbrot und Straßennamen wie Altona oder Finsterwalde. Der Riesling wird nicht so gut, aber Rotwein, vor allem Shiraz. Das liegt am Boden. Ist kein Schiefer, Sandstein oder Muschelkalk.
Ja, am Mittwoch Nachmittag bin ich nach Melbourne geflogen und wollte gleich nach Adelaide mit Bus weiter. Klappte aber nicht. Die Alternative war dann ein Mietwagen, um nach Adelaide zu kommen. Bei den Verhandlungen merkte ich, dass es günstiger ist, gleich für die Fahrt nach Sydney zum Flieger am 29. März ein Auto mitzubestellen. So bin ich also die 750 km nach Adelaide, mit Besuchsprogramm dabei, sehr schnell gekommen. Am Donnerstag abend konnte ich noch die ersten Weine probieren, indem ich dann einige Weingüter besuchte. Die 80 km nach Adelaide bin ich aber mit dem Fahrrad hin und zurück gefahren. Ein Absacker noch (mehr ging nicht wegen der geschlossenen Lokale), dann lag ich wie tod im Schlafsack, auf einem Campingplatz, nicht im Hotel. Barossa Valley.
Inzwischen habe ich Neuseeland verlassen. Am Flughafen war es eher noch strenger als bei uns. Sekundenkleber und Feuerzeug habe ich diesmal eingebüßt. Und auch sonst würde ich gescheucht. Ja, wer von der Norm abweicht ….. ist hier unten ein Problem und manchmal teuer. Das Fahrrad kostete 120,00 € für den kurzen Flug nach Australien, fast so viel wie von Frankfurt nach Auckland.
Natürlich musste ich in Christchurch noch zum Ort des Attentats. Ein riesiges Blumenmeer und Bilder etc. an der Absperrung. Zur Moschee kommt man nicht, ist noch alles gesperrt. In den Medien hier ist es das Thema 1 bis 10. NZ scheint im unter Schock zu stehen. Warum wir? Dabei ist es, soweit ich es merken konnte, eine ziemliche Ellenbogengesellschaft und ziemlich teuer. Lebensmittel fast doppelt so teuer wie bei uns. Und dann hat sich Christchurch noch immer nicht von dem Erdbeben im Jahr 2011 erholt. Viele Lücken und Ruinen überall. Eine verwundete Stadt.
Die Bootsfahrt auf dem Milford Sound war ein Erlebnis. Um 9 Uhr ging es bei Nebel los, schnell klarte es auf und die Berge, Klippen und Wasserfälle kamen heraus. Bis zur offenen See, der Tasmanischen, ging es. Ein Touristenauftrieb wie nur an wenigen Orten der Welt, Akropolis vielleicht. Hunderte an Bussen fahren täglich von Queenstown zum Sound. Ein Dutzend Ausflugsboote ist ständig im Einsatz.
Am Nachmittag wollte ich noch zum Mont Cook oder zum Aoraki, der bis in die Wolken reicht. Erst am Abend kam ich dort an, denn die Entfernungen sind doch recht groß bei schmalen Straßen (800 km vom Sound bis Christchurch). Dafür hatte ich einen wunderschönen Berg in der Sonne, ganz ohne Wolken. Bis zum Bergdorf kam ich. Viele große Hotels. Das war übrigens der Hausberg von Edmund Hillary. Die Bergsteigerschule ist nach ihm benannt. Bei den Steinschlägen hatte ich dann noch eine Reifenpanne. Zum Glück war alles Werkzeug dabei und ein Ersatzreifen. Die Abgabe vom Auto am nächsten Morgen am Flughafen war dann kein Problem. So hatte ich noch genug Zeit, um mit Rad die Stadt zu erkunden. Das Museum hätte ich mir sparen können.
Heute nacht (MEZ) ist Jürgen nach Australien geflogen. Dort angekommen, hat er sich einen SUV gemietet und will von Melbourne zunächst Richtung Süden reisen.
2 Stunden näher ist er auch an die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) herangekommen.
Eigentlich wollte ich heute morgen einen Ausflug mit Bus zum Milford Sound machen (ist sowas wie der Geiranger Fjord in Norwegen). Aber gestern bin ich nicht weit genug gekommen, um heute einen der vielen Busse zu erreichen.
Die Fahrt auf dem Otago Rail Trail war schon toll. Am Surface könnte noch einiges verbessert werden, aber auch Elbe- und Saaleradweg sind nicht durchgehend asphaltiert. War eher wie Carretera Austral in Argentinien. Über die früheren Eisenbahnbrücken und -tunnel zu fahren, war schon toll und die Steigungen angenehm. Es waren Sonntag früh schon viele Leute unterwegs. Es war bedeckt und dichter Nebel lag über der Landschaft. Gegen Mittag hatte sich die Sonne durchgesetzt und brannte dann unerbärmlich nieder, Zeit für die Sonnencreme 50, denn hier im Süden ist die Strahlung sehr viel intensiver.
In einem der unbeleuchteten Tunnel, mein Licht reichte nicht weil es vorher zu hell war, muss ich über einen schwereren Stein gefahren sein, denn der Vorderreifen verlor Luft. So dürfte ich auf freier Strecke den Vorderreifen ausbauen und den Schlauch flicken. Dabei stellte ich fest, dass die Vorderbremse nicht richtig eingestellt war. Mit dem Feintuning hatte ich dann noch länger zu tun. So richtig zufrieden war ich erst heute morgen. Durch die Reparatur hatte ich nur so viel Zeit verloren, dass am Endpunkt in Clyde kein Transporter oder Bus mehr da war. Öffentlichen Nahverkehr gibt es hier nicht. So machte ich mich auf der Landstrasse die 100 km auf nach Queenstown, vielleicht im nächsten Ort Cromwell eine Fahrtmöglichkeit zu finden. Es dauerte nur ewig auf den normalen Landstraßen mit den ständigen Steigungen.
Nach 21 Uhr war ich erst da und der Ort hatte nur Tankstellen Imbisse an der Schnellstraße. Aber ein Hostel mit sehr netten Menschen. Dabei kam ich dann auf die Idee, meine restliche Zeit zu überdenken und neu zu strukturieren. Aber erst mal hoffte ich, rechtzeitig nach Queenstown zu kommen. Allerdings war mir schon die Idee gekommen, ein Auto zu mieten, da die Preise für Ausflüge sehr hoch sind und ich zwei machen wollte. Wie nicht anders zu erwarten, hatten es die 62 km nach Queenstown in sich. Am Flughafen Queenstown hatte ich dann die Auswahl von verschiedenen Autovermietungen. Alle brauchten den Internationalen, den ich natürlich nicht mitgenommen hatte, weil mit Fahrrad und in den USA ihn keiner sehen wollte, dafür hier jeder, weil ist ja ein ordentliches Land. So musste eine amtliche Übersetzung erstellt werden. So kam ich zum Auto, um zum Milford Sound zu fahren für eine Bootstour.
Es sind übrigens fast 250 km in jede Richtung, natürlich auf und ab. Aber nun kann ich morgen früh eine Bootstour bis zur Tasmanischen See machen. Und noch einen Ausflug zum Mount Cook (Aoraki) anschließen. Das aber morgen. Jetzt bin ich auf einem überfüllten Campingplatz nur geduldet. Gehen Abend hatte es sich zugezogen, dann war die Sonne zum Untergang noch durchgekommen.
Hier oben in den Bergen tickt die Welt anders und nichts deutet auf das Attentat von Christchurch hin. Am Freitag Nachmittag ist es passiert, da war ich schon 300 km und einen Tag und viel Regen, von Christchurch weg. Auch am Freitag Abend regnete es wieder. Da habe ich beschlossen, den Nachtbus nach Dunedin zu nehmen, die letzten 80 km.
Gegen Mitternacht war ich dann da, noch mit Regen, aber dem Versprechen, dass es spätestens um 1 Uhr aufhört. Tat es auch. So konnte ich das Fahrrad unter einer Markise zusammenbauen und fast trocken zum Hostel/Camping fahren. Um 1 Uhr lag ich dann im Zelt und schlief fest. Dunedin ist übrigens die Stadt mit den steilsten Wohnstrassen der Welt. Gut dass ich dort nicht wohne und heute Morgen nur zum Bahnhof wollte ….. zum Hostel war es mit 25% schon mehr als genug!! Warum Bahnhof? Eine weitere Eisenbahnstrecke der Welt führt von Dunedin durch die Taineri-Schlucht in die Südalpen, aber nur 50 km. Danach führt ein Fahrradweg auf der ehemaligen Trasse 150 km weiter mit Anschluss ans Straßennetz nach Queenstown in den Südalpen. Und die Strecke ist phantastisch. Schon die Zugfahrt war ein Erlebnis. Und so sitze ich jetzt auf einem Campingplatz auf halber Strecke und bin rundum satt. Viele Radfahrerinnen und Radfahrer sind unterwegs, meist in geführten Gruppen. Wer das mag. Morgen geht es dann ins Herz der Südalpen.