Lima während eines Nachtspazierganges

Schnellstraße, 8 Spuren oder mehr, Freitag Abend nach Lima rein. So wie Paris Autobahnring, Sonntag Rückreise. Nur chaotischer, weil jeder Recht hat und die lauteste Hupe sowieso. Manchmal ist man jedoch mit Fahrrad schneller als die sich gegenseitig blockierenden Machos. Kann man dann winkend vorbeifahre, nur muss man auf die Fußgänger achten, die sich an keine Regeln halten. Manchmal Polizisten auf Motorrad. Wirken aber deplatziert und machen nichts. Auch gut. Wolfsgesetz auf Rädern ohne Ausschilderung und Verkehrsschilder. Gut das die Geschwindigkeit nur bei 3 km/h liegt.

Mit GPS und Mobilphone finde ich aber den Weg. Zentralasien mit den Wüsten lässt grüßen. Zur Zivilisation auch hier noch ein langer Weg. Müllabfuhr Marke Mttelalter oder Neapel. Jeder schmeißt seinen Müll in Tüten abends auf die Strasse. Kanalisation wie griechische Inseln vor 40 Jahren, selbst in Santiago.

Auf der Leinwand gerade Bruce Springsteen. Recht jung noch. Naja eben 1992.

Auf der Leinwand jetzt eine Band von hier, Timbalero und daneben der Bildschirm mit Telenovelas, unterbrochen von Werbung für Trivago, 96 $ fürs Hotel in Cancun. Noch nicht einmal 3 € würde ich dort freiwillig zahlen. Gut, das die Geschmäcker unterschiedlich sind. Für den Kontrast empfehle ich den aktuellen Blog von Heike unter „www.pushbikegirl.com“ über California Baja. Aber auch das ist nicht meins. Vielleicht für ein paar Tage. Aber ewig Wüste? Und vier Jahre unterwegs? Bei mir ist meistens nach fünf bis sechs Wochen Schluss. Dann muss ich wieder nach Hause. Halte ich sonst nicht durch. Die Welt ist schön, man muss es ihr aber nicht so schwer machen.

Auf der Leinwand jetzt ein Tanz der Husaren. Geht aber nahtlos über in Heidi, jedoch in den Anden. Statt Lago Magiore der Lago Titikaka. Geschmacklosigkeit ist halt auch international. Eine Beleidigung für die Inka und den Titikakasee. Die nicht mehr ganz junge Sängerin possiert jetzt in La Paz, Machu Pichu im Hintergrund. Ute Freudenberg in 50 Jahren vor dem Zwinger. Jetzt zwei Rapper, die über ihr schwieriges Verhältnis zu ihren Müttern berichten. So erlebt man auch das Land.

Auf der Leinwand jetzt 4 Sambamädels, im TV Videoaufzeichnungen der Verhaftung von Drogenbossen oder so.  Der Samba jetzt eher in Herz und Schmerz, im TV jetzt die Drogenfahndung mit Pressekonferenz von Trump. Andy Warhol hätte diesen Zusammenschnitt nicht besser hinbekommen. Gerade ist der peruanische (Kuczynski) beim US (Trump); dann  immer noch Drogen und später der Gipfel in Casablanca.

Auf der Leinwand ein Sänger wie Evo Morales, im TV eine Flutkatastrophe  mit weggespültem Bus bei Miraflores. Gut, dass ich im Zentrum geblieben bin. Das Hostel ist zwar  nicht der Hit, dafür ist es aber neben der Kathedrale und dem Platz der Waffen, sowie den meisten Museen. Und irgendwie hat das Hostel was: Kopien aller bedeutenden Bildhauerarbeiten von Phidias bis Michelangelo und aller Bilder der spanischen Schule. Mittendrin ein paar alte Bänke. Und Sokrates wacht über allem. Zur guten Nacht. Wahrscheinlich hat Sokrates eben sehr irritiert überlegt, was das denn für ein komischer Kauz ist, der da mit dem komischen Gerät an ihm vorbeigegangen war. Die Dampfmaschine hatten sie damals schon, aber noch kein Fahrrad. Irgendwie überlegt er noch immer. Auch David sieht sehr unglücklich aus.

Überall tolle Kronleuchter mit viel Glas, verunstaltet nur durch Energiesparlampen, als wäre die EU-Kommission erst gestern hier gewesen. Es sieht grausam aus.
Hier in der Innenstadt tobt der Bär. Heute ist alles offen bis Mitternacht. Alle Museen und Kirchen. Und auf dem Platz der Waffen spielt eine Band. In den Kneipen sowieso. Das genaue Gegenteil der Nationalparks. Auch ok. Immer nur Natur wird auch irgendwann langweilig, weil nicht immer Steigerungen möglich sind. Wegen der Zeitumstellung bin ich aber schon um 22 Uhr müde. Morgen geht es rein in die Kultur.