Erfolg beflügelt und macht süchtig. Heute war der bisher erfolgreichste Tag der Reise. Ich bin gut vorangekommen, in der Nacht mit dem Bus nach Rio Galegas, mit viel Rückenwind nach Rio Grande und dann mit dem Bus die letzten Kilometer nach Ushuaia (gegen den Wind). Mir lief auch die Zeit davon. Viele Radler, die ich traf, haben mich verstanden. Gegen den Wind bei wenig Zeit ist blöde. Warum meine Zeitnot? Tja dazu hatte ich bisher noch nichts gesagt. Eigentlich wollte ich am 7.2. in Ushuaia sein, weil ich eine spannende Tour reserviert hatte. Wegen des Unfalls wurde es dann nichts. Und der nächste Termin war ausgebucht. Mit diversen Telefonaten und Mails von unterwegs, habe ich dann noch einen Platz bekommen. Das hatte sich erst heute gegen 12 Uhr entschieden. Auf der Fähre über den Magellankanal (bei richtig viel Sturm) habe ich die Nachricht bekommen und gleich bestätigt. Ist wohl ein großer Run auf die Tour. Am Abend, dann schon im Bus mit der üblichen Schaukelei, habe ich die Formulare ausgefüllt, unterschrieben und alles bezahlt. Ich bin gespannt und freue mich schon wie ein Kind darauf. Am 15. Nachmittags geht es los. Ich werde darüber ausführlich berichten.
Also heute bin ich wieder am Atlantik mit hohen Wellen gelandet, bin über die Magellanstrasse nach Feuerland gekommen und habe tatsächlich das südliche Ende Amerikas erreicht und überhaupt die südlichste Stadt der Welt, die gerade mal so weit vom Äquator entfernt ist wie Flensburg. Hier ist die Welt zu Ende, Finis Terra, Finis Carretera. Morgen werde ich den Zaun suchen, oder den Nationalpark Tierra del Fuego und ein paar Museen besuchen.
Ich bewege mich hier auf historischem Boden, auf dem Heimatland diverser Stämmen von NaturVölkern, die aber fast alle vernichtet sind. Von den Mapuche gibt es noch Überlebende. Und dann in neuer Zeit fand Magellan die Passage in den Pazifik und die Beagle mit Darwin an Bord hat Vermessungen vorgenommen und Darwin hat die Natur untersucht auf dem Weg zu seiner Lehre. Und natürlich läuft die berühmteste Schiffslinie der Welt hier vorbei mit einem der größten Schiffsfriedhöfe. Es ist schon ehrfurchtsgebietend. Schon der Name Tierra del Fuego, Feuerland.
Ich hoffe, schlafen zu können.
Na ja, erst mal kam das Essen, dann der Wein. Ich habe ein Zimmer am Fin del Mondo. Von Buenrs Aires bin ich nach Straßenkilomter auf der N3 mehr als 3100 km weg. Und toll ist diese Stadt, ein bisschen wie Hammerfest im Winter. Da kommst Du aus der Provinz und hier ist ein riesiger Hafen. Die Gipfel tragen weiß. Die Bucht ist voller Schiffe, viele junge Leute sind hier unterwegs. Gerade hatten wir eine spannende Diskussion über Physik und Matheund die Frage der Null. Echt spannend. Na ja, vielleicht nicht für jeden oder jede.
Übrigens: wer professionelle Schwarzmaler und Reichsbedenkenträger fragt, hat immer düstere Aussichten für die Zukunft. Wer selbst entscheidet, hat immer die Hoffnung und Zukunft auf seiner Seite. Die Welt ist schön und das Leben ist schön. Das wir Menschen dies erleben dürfen, ist eine große Gnade, nach all dem, was die Menschheit veranstaltet hat.