Die Kuh gegen die Bären reiten

Die Kuh gegen die Bären reiten

Eine Schweizer Kuh ist jetzt aus meinem Rad geworden. Eine Glocke ist dran und bimmelt ständig vor sich hin. Ob das wirklich gegen Bären hilft, wird sich noch zeigen. Hier im Baum schimpft gerade ein Vogel vor sich hin. Mich meint er wohl nicht. Langsam wird es dunkel. Der Schnee auf dem gegenüber liegenden Berg Cheam, wie ihn  die „First Nation“ nennt, leuchtet noch hell herüber. Ein paar Mücken sind herausgekommen, weil der Wind weg ist. Mein Zelt steht direkt am Fraser River im Küstengebirge. Starke Strömung, aber niedrig. War nicht so viel Schnee im Winter, wie die Einheimischen sagen. Dafür liegt aber im Norden noch Schnee und Fähren sind wegen Eisgang noch geschlossen. Aber da muss ich ja nicht hin.
Auf der anderen Uferseite tutet ein Zug durch den Wald. Alle halbe Stunde schleicht da so ein Gefährt mit drei Loks und einigen hundert Waggons ordentlich laut Richtung Vancouver. Umgekehrt selten. Aber sehr langsam. Der Fraser River mündet bei Vancouver in den Pazifik.
Hinter Vancouver wurde die Landschaft einsamer und schöner. So wie Schwarzwald. In der Ferne war der Mt. Baker zu sehen. Gerade ist da ein etwas größerer Fisch gesprungen.

Die Strassen sind angenehm mit breiten Fahrradstreifen oder Standspur. Es sind außerhalb der Städte aber wenige Räder unterwegs. Leichter Wind aus Süd und ca. 20 Grad mit Sonne. Wird aber spät dunkel. Die hellen Nächte werden noch kommen. Heute musste ich erst einmal 100 km am Fluss nach Osten fahren. Jetzt kommt er aber schon aus Nord. Da geht es morgen in die enge Schlucht. So belebt wie das hier ist, brauche ich nicht auf Bären zu achten. Vorbereitet bin ich aber mit bärensicherem Sack für Lebensmittel, dem Bärenspray und Glöckchen und Pfeife (zum Krach machen).

Das kanadische Bier, das sie mir im „Liquerstore“ empfohlen hatten, schmeckt nicht so richtig. Beim nächsten Mal nehme ich dann ein europäisches. Ist beides gleich teuer. Immer so um die 4 CDN je 0,65€. Alles andere ist richtig teuer. Dafür gibt es hier auf dem Lande bei jeder Tankstelle auch einen Liquerstore. In der Stadt müsste man fragen. So wie in der Türkei, nur viel teurer. Dass Kanada so muslimisch ist, hätte ich auch nicht gewusst (oder doch wahhabitisch christlich???). Schon wieder ein Zug. Jetzt sind auch ein paar Sterne zu sehen.

Irgendwie zählt Vancouver nicht zu meinen Lieblingsorten. Hochfinanz neben dem Nachtlager der Junkies. Ruinen neben Prachtbauten, wie der Osten vor 10 Jahren. Viele Straßenzüge in den Vororten dreckig und heruntergekommen, daneben Konsumtempel. Fast alle Schaufenster mit Stahlmatten von innen gesichert, so wie die Bronx früher. Alkoholleichen und Junkies im Endstadium torkelnd auf den Straßen oder im Delirium halbnackt herumliegend. Einkaufswagen mit Plastikplane ist die übliche Wohnung im Park oder auf der Straße. Nichts darfst Du draußen stehen lassen: „Für manchen ist ein Vorderrad der Tauschwert für den nächsten Schuss“, wie man mir sagte. Der Hauptbahnhof ist nicht ganz so belebt und besucht wie der von Eilenburg-Ost. Irgendwie machte die Stadt einen sehr zerrissenen Eindruck auf mich. Auch das Museum wirkte ziemlich desolat. Das Hostel in der Stadtmitte war ganz nett. Ich war noch nicht einmal der Älteste im Zimmer; ein Australier wusste, wie es richtig ist mit Jesus und was man machen muss. Aber sehr liebenswert und verständig.
Für die Einkäufe habe ich lange gebraucht, da Supermärkte selten (besser fragen), Wein unbezahlbar, Karten für das Navi (Kanada) nicht vorhanden (das müssen Sie auf Ihren PC laden! Haben wir nicht!). In Taschkent hatte ich alles nach drei Stunden erledigt, mit 20 km Fahrt. Gestern hatte ich noch nicht alles und immerhin 140 km auf dem Tacho. Den Rest gab es heute morgen auf dem Weg.

Im Fluss scheint ein Sprungwettbewerb stattzufinden. Jetzt ist es fast dunkel, so wie im Winter in den Alpen im Skiort.
Mal sehen, wie es morgen wird.

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