Monatliches Archiv: Juni 2016

Denali Park

Bitte mal in Deutschland nachzählen, wieviele Menschen eigentlich noch im Land sind. Die vielen Deutschen in den Wohnmobilen kommen ja bald zurück. Aber die vielen Radfahrer wollen alle nach Patagonien fahren. Fast wie eine Armee ohne Waffen, aber mit Pedalen. Allein heute habe ich Alex aus Minden (oder Singapur) getroffen. Ziel: Dempster und dann auf nach Feuerland, 18 Monate. Dann ein Paar aus Regensburg, ebenfalls nach Feuerland unterwegs, 18 Monate oder mehr. Job gekündigt und los. Gleiches Rad wie ich. Keine Stunde später, schon am Abend, zwei Jungs aus Pensylvania, zum Dalton unterwegs und dann nach Mexiko, 6 Monate. Es ist immer spannend, auf die anderen zuzufahren und dann am Straßenrand zu quatschen, halbe Stunde oder so. Wichtige Infos werden ausgetauscht, Strecke, Straße, Camping, Geschäfte, Liquerstore.
Am Nenana River hatte ich heute morgen losgelegt, alles wieder trocken, und geduscht. Seit Inuvik nicht mehr. Nach 25 Meilen ging es dann in die Berge, moderate Anstiege in der Nähe des Rivers. An einigen Stellen kann man dann den Denali sehen. Ein gewaltiges Massiv. In der Sprache der First Nation hier, der Athabasken, Deenaalii genannt, „der Große“. mit 6184 m auch recht groß, sogar von Anchorage (250 km) zu sehen. Daneben ist noch ein Gipfel, etwas kleiner, in der Mythologie der Athabasken, die Frau von Denali. Wenn man näher herankommt auf der Passtrasse durch die Alaska Range, ist der Denali dann nicht mehr zu sehen, weil andere Berge davor sind. Ein riesiges Gebiet um den Denali ist Nationalpark, mit Wanderwegen, Erlebnisfahrten mit Bus zu den Bären oder mit Rad auf der 99 km langen Parkstrasse bis zur Mitte und zurück, Campingpmätzen auch mittendrin, Wander- und Bergsteigertouren. Eine ganze Erlebnisindustrie ist entstanden, geht ja noch mit 10 $ Eintritt. Für mich waren jedoch die Visitor Information Center sehr dürftig. In die Tiefe ging es leider nicht. Bin ich so nicht gewohnt.
Gewöhnungsbedürftig waren jedoch die vielen Hotels vor dem Park, nicht in die Höhe gebaut, sondern in die Breite mit Lodges und Bächen und wilden Namen. Bis zu 1000$ kostet dort eine Übernachtung. Also ein ganz anderes Abenteuer, oder das Gefühl davon. Hunderte von Souvenirgeschäften. Aber man bekommt auch Brot und Bier, und das 24 h am Tag. Der Zeltplatz ohne Duschen kostete so viel wie der Private in der Nacht zuvor mit Dusche. Hier sei noch alles ziemlich preiswert gegenüber anderen Nationalparks, wie mir berichtet wurde. Zum Abschluss des Tages noch 1/2 Paket Nudeln und danach Kekse. Ach ja, auch das frisch erworbene Bier.

Nenana

Fairbanks hatte es nicht so gut mit mir gemeint. Starker Regen seit dem frühen Morgen. In einer Pause das Zelt quatschnass eingepackt, meine Sachen aber trocken. Downtown wollte ich ja noch und was Essen. Nach ein paar Kilometern ein Restaurant mit Frühstückskarte. Was da heute so alles reinpasste! Zum Schluss noch zwei dicke Pfannekuchen.
Neben der Schnellstraße waren Wege für Nichtautos. So kam ich in die Innenstadt. Zwei Straßenzüge Nord-Süd, zwei Ost-West, schon war ich wieder im Vorort. Noch nicht einmal Starbucks, aber 10 höhere Häuser, sonst eher niedrig, Behörden etc. und es regnete immer noch in Strömen.
In einem Café ein großer Kaffee (drei hatte ich schon zum Frühstück), Batterien geladen und Bericht geschrieben. Trotz Regen bin ich zum Einkauf zu Walmart mit Outdoor. Gut dass ich Gas geholt hatte, denn am Abend war die 2. Kartusche leer. Der Laden so groß wie 4 Fußballfelder. Regendicht verpackt, das Rad und mich, und schon ging es gegen 13 Uhr auf den Highway nach Anchorage. Der Wind hatte gedreht, also gegenan und der Regen war geblieben, dafür führte die Strasse über einige Höhenzüge. Also alles Gute auf einmal. Die ersten 10 km gab es einen eigenen Radweg, dann Randstreifen, breit. Wasser kam durch mein Outfit zwar nicht mehr durch, dafür hatte ich es kuschelig warm. Gegen 15 Uhr hatte ich erst einmal die Schnauze voll und machte auf der Veranda einer Kneipe Rast, abkühlen, trinken, entspannen. Wie ich erst hinterher merkte, war es Distillery und Liquerstore in einem. Wenn ich das eher gemerkt hätte ….
Dafür habe ich alle Wetterberichte für die Region studiert. Danach soll der Regen bald aufhören. Und tatsächlich, der Wettergott hatte die Berichte auch gelesen. Mit etwas weniger Klamotten ging es weiter. Später kam sogar die Sonne raus, und schon war ich in Nenana, wo der Nenana River in den Tenana River mündet, der wieder in den Yukon mündet. Hier war ein Zeltplatz, sogar mit Gras statt Schotter.
Am nächsten Morgen, nach Dusche und Frühstück, kamen zwei Leute auf mich zu und brachten mir Obst. Ich hatte sie auf dem Platz in Rock River getroffen und zum Tee eingeladen. Sie sind aus Colorado und mit Auto unterwegs. So trifft man sich wieder.

Denali Massiv in voller Pracht

In voller Pracht, der Denali in der Abendsonne. Ein mächtiges Massiv, fast alleine in einer großen Ebene. Wie der Fuji, nur sehr, sehr viel größer, mehrere Gipfel, Schnee, Eis, Gletscher. Einfach phantastisch anzusehen.
Der Tag war ein einziger Hindernislauf mit Höhen und Tiefen, Stress und Höchstleistung, ich bin aber in Fairbanks angekommen.
Samstag Abend traf ich zwei kanadische Brüder mit Fahrrad im Mackenzies, in meinem Alter. Sie waren gerade angekommen, seit Whitehorse immer 40 km vor mir, und jetzt von Angesicht zu Angesicht. Am Morgen muss ich sie überrundet haben. Übernachtet hatten wir nur einige 100 m entfernt, ich war aber schon um 8 Uhr an der Fähre, die erst um 10 Uhr und so erfuhren sie von mir. Die letzten 30 km, es war schon fast Mittag, die Anhöhen steil und ich musste mich um eine Gelegenheit für den Rückweg kümmern, habe ich mit Fahrrad auf einem Pickup verbracht.
Mit den Brüdern habe ich lange gesprochen. Einer ist Musiklehrer und kannte natürlich Leipzig. Irgendwann erzählten sie, dass sie mit dem Flugzeug nach Whitehorse zurück fliegen, North Air, sehr billig. Gesagt, getan, Internet fürs Handy beim Café (ging noch) und schon war ich bei den Flügen und habe sofort für den nächsten Tag gebucht, nur die Fahrradmitnahme ging nicht über das Internet zu buchen. Das musste ich dann am Morgen telefonisch klären. Nach den vielen Tiefschlägen vom Vortag, weil in keinem der riesigen Wohnmobil Platz war oder kein LKW fuhr, nun die Hiobsbotschaft, das Flugzeug sei klein und ausgebucht und daher Fahrrad oder Gepäck bis 20 kg möglich, der Rest käme am nächsten Tag. Mist. Dann war auch noch die Kette noch kaputt gegangen und ich durfte eine neue aufziehen. So kam ich zwar sicher, aber später, am Flughafen an. Der erste Sprint des Tages über die 12 km zum Flughafen. Noch viel Zeit. Und dann war es auf einmal kein Problem mit Gepäck und Fahrrad nach Dawson zu fliegen, nur das Fahrrad mußte ich ordentlich verpacken, dauerte eine halbe Stunde. 60 kg Gepäck. Abzüglich Freimenge musste ich noch 44 CDN  nachzahlen, insgesamt dann ca. 150€. Und schon war ich um 13.30 Uhr in Dawson, leider 20 min zu spät. So hatte ich 45 Minuten für auspacken, zusammen bauen, aufpumpen, beladen und die fast 20 km in die Innenstadt. Mit einem Schnitt von 35 km/h war ich dennoch erst nach der Abfahrt des Kleinbusses beim Infocenter.. Buchen hatte ich vorher auch nicht können, da unklar war, was mit dem Gepäck ist, kein Telefon funktionierte etc. Doch im Infocenter haben die dann die Buszentrale in Fairbanks angerufen und die Mitarbeiter haben den Bus zurück geschickt (war noch vor der Fähre über den Yukon)! 5 Minuten später konnte ich in den Kleinbus einladen. Genervt war der Fahrer schon wegen des Fahrrades und der Menge Gepäck. Zum Fahrpreis von 285 US-Dollar KAMEN noch 50 US-Dollar fürs Rad, sofort zu bezahlen. Also Fahrrad auseinander bauen, Plane ins Auto, alles drauf. Schon ging es los. Zwischendrin sprach ich noch mit einem Radfahrer, dem ich vom Dampster berichtete. US-Dollar und CAN-Dollar reichten dann während der Fahrt gerade aus.
Die Strecke war wirklich phantastisch auf einer der schönsten Highways der Welt, top of the World. Immer oben, nie im Tal und Schotter. Auf dem Alcan ging es schneller voran, an der Alaska Range entlang. Nach Felta Junktion tauchte auf einmal der Denali in der Ferne auf. Um 23 Uhr waren wir dann in Fairbanks, direkt an einem Zeltplatz. Im Bus waren noch ein kanadisches Paar, die nur französisch sprachen, eine Australierin mit ihrer österreichischen Mutter (die sprachen nur deutsch) und eine Frau aus Alaska.
Zum Ende des Tages gab es noch Spaghetti für mich. Ein richtig erfolgreicher Tag, 600 km mit Flugzeug. 700 km mit Bus, und Anchorage in Reichweite.

Und noch einmal: Anruf aus China

Heute um 3.44 Uhr hat Jürgen angerufen und mir auf Band gesprochen, nachdem ich das Telefon nicht gehört habe. Es geht ihm sehr gut – sagt er – und er ist in Macpherson (hoffentlich habe ich das richtig verstanden, es rauschte sehr stark im Hintergrund…).

Im Moment gibt es wieder kein Netz. Also kommen dann die Berichte wieder alle auf einmal. Vielleicht schon morgen, denn irgendwie muß er sich ja langsam in Richtung einer Stadt bewegen, um am Mittwoch/Donnerstag unserer Zeit den Rückflug zu erreichen. Es sei denn, die Einsamkeit läßt ihn nicht so schnell wieder los und er hat verlängert. Aber davon hat er mir bisher noch nichts gesagt.

Angekommen in Inuvik

Hier bin ich also gelandet, da wo ich seit über 20 Jahren mal hinwollte. Eigentlich mit Kajak den Mackenzie runter und mit Fahrrad zurück. Naja, so ist es auch faszinierend.
Gegen 14 Uhr radelte ich hier ein. Eine verlorene Stadt am Ende der Welt. Heute war es ziemlich warm mit 21 Grad. Bauernmarkt auf der Wiese. Nach Kaffee, Kuchen, Telefonat mit Rita zum Zeltplatz und zur Tanke, um das Fahrrad zu reinigen. Viel Dreck und Schmier. Dann Zelt aufbauen und Gespräche mit den Nachbarn. Die heiße Dusche nach drei Tagen Wildnis war ein Erlebnis. Suche nach einem Lift für Morgen, Abendessen im ersten Haus des Ortes (alles andere war schon zu). Als ich rausging dann sah ich auf einmal zwei Fahrräder wie meins. Seit Whitehorse waren sie immer 40 km vor mir. Nachher werden wir quatschen. Jetzt erst noch einen Kaffee und diese E-Mail.

Am größten Fluß Kanadas, dem Mackenzie, angekommen

Keine Angabe stimmt. Die Betriebszeiten der  Fähre über den Mackenzie werden offensichtlich von den Beschäftigten bestimmt. So war also nach 23.30 Uhr kein Betrieb mehr. Also musste ich mein Zelt aufbauen, neben einigen Wohnmobilen und bis um 8.30 warten. Einem LKW ging es nicht anders.
Mit meinem vollen Mückenequipment kann ich das Zelt überall aufbauen. Ein paar Menschen in der Nähe ist nicht schlecht.

Früh am Morgen war ich losgefahren, da der Tag lang werden würde. Zum Glück war es trocken geblieben, dadurch sind die Straßen wieder passierbar. Über den Pass in den Richardson Mountains, die Landesgrenze nach NWT sollte es gehen und weiter zum Peel und zum Mackenzie River. Die Landschaft wurde karger, der Schnee nahm zu. Wilde Schluchten tauchten auf. Der Pass war mit 984 m nicht zu hoch. Mit dem üblichen auf und ab erreichte ich bald das Ende des Gebirges und den ersten Blick auf den arktischen Norden. Es sind zwar noch 200 km bis zur Beaufort Sea, der Norden ist aber da. Endlich. „Beaufort Sea ich komme“.

Peel River. Fähre. Noch ein paar Kilometer bis Fort McPerson. Neue Zeit in NWT. Eine Stunde vor. Gerade noch rechtzeitig zum Einkauf, aber nicht mehr zum Restaurant. Um 8 werden die Bürgersteige hoch geklappt. Also Abendessen vom Einkauf auf einer Parkbank.
Das Delta ist aber keineswegs flach, Felsen, Endmoränen, bedeckt mit Sträuchern und einigen Krüppelbäumen. Weit nördlich vom Polarkreis. Prudhoe Bay und Hammerfest sind noch weiter nördlich. Im Winter wird es aber richtig kalt, wie ich heute erfuhr, auch mal -58 Grad.

Am Machenzie war dann für heute Schluss. Nur hatte ich ihn mir sehr viel größer vorgestellt als zweitgrößten Fluss von Nordamerika.

Zwangspause wegen Mistwetter

Abenteuer pur. Hätte ich aber nicht so gerne gehabt. Ab dem frühen morgen hat es aus Eimern gegossen. An Weiterfahrt nicht zu denken, die Straßen reiner Schlamm 10 cm hoch. Nur die schwersten LKW kommen da durch. Tolle Aussicht, den ganzen Tag im kleinen Zelt zu sein, schwer mit kochen wegen der Quälgeister und aufpassen wegen der Großen. Und alles klamm und kalt. Tolles Abenteuer.

Nach ein paar Sudokus kam mir die Idee, nach dem Küchenhaus zu suchen. Und tatsächlich, es gab eins. Feine Angelegenheit, 4 x 7 m mit Dach, Eisenofen und hier mit Mosquito-Gitter. Also gleich mit allem ungezogen, dann das Zelt. Von ein paar trockenen Bäumen die Rinde ab zum Anheizen, zwei kleinere Stücke Holz und schon brannte es richtig. Ok.
Und jetzt kam das Frühstück, war auch schon 11 Uhr geworden. Den Tee noch auf meinem Kocher und ordentlich Müsli. Da schien die Welt fast in Ordnung, bis auf Straße und Regen. Der hörte dann auch bald auf, aber kein Wind und dicke Wolken. Das könnte ja was werden. Zu essen habe ich für ein paar Tage, Wasser auch, den Fluss nebenan und eine Wasseranlage mit dabei. Nur so spannend ist es hier auf dem Campingplatz im Wald auch wieder nicht. Mit Wäsche waschen, Sachen trocknen, Rad abspülen, lesen, nach Wind, Wetter und Straße schauen, verging dann der Tag. Zwischendurch Mittag, heute aus dem Leipziger Küchenschrank mitgebrachte Madraspfanne für zwei Personen. Und immer wieder Holz holen und nachschieben. Dampft und qualmt ordentlich im Wald. Ab 16 Uhr wurde es heller, Lufthauch, Sonne erkennbar. Nach 21 Uhr kaum noch Wolken und Sonne zu erahnen. Ab 19 Uhr kamen Leute auf den Campingplatz, es füllt sich. Also geht die Straße wieder. Dann kann es morgen weiter gehen. Zum Abendbrot gab es Käsenudeln.
Gerade war ein kanadisches Paar mit Kindern angekommen. Da konnten die in Ruhe in der warmen Stube ohne die lästigen Mücken Essen machen. Gequatscht haben wir auch. So schlimm wie hier war es die ganze Strecke nicht mit Regen. In Tombstone schien die Sonne und die Straßen waren gut.

Mittsommer am Polarkreis

Das GPS spielt verrückt. Zuerst änderte sich die Zeit bis zum Sonnenuntergang sehr, je weiter ich nach Norden fuhr. Schließlich war es klar: Sonnenuntergang um 1.53 Uhr. Kurz darauf, die Sonne stand noch ziemlich hoch, kam die Meldung: Sonnenaufgang in 1h 54min.
Ziemlich genau am Polarkreis liegt dies Eagle Plains, Tanke, Hotel, Zeltplatz, Werkstätten für alles, Flugplatz, Strassenmeisterei. Ziemlich frei von Mosquitos auf 700m.
Der Tag war wirklich anstrengend, da der nächste Platz 180 km weiter war und die Straßenbauer versucht haben, alle Berge an der Spitze zu treffen mit steilen Anstiegen von 8 bis 10%. Die Schotterstraße nach Inuvik an der Mündung des Mackensie (Dempster Highway) ist grossenteils erstaunlich gut. Bei Regen schlammig, häufig Schlaglöcher. Meine vordere Satteltasche hab ich bei voller Fahrt verloren. Die Dose Bier hat es zerrissen. Schade. Und die Tasche voll Bier. So haben die Ersatzteile mal was gutes bekommen. Mitten bei der Trockenaktion kam der Regen. Wann sonst?
Die Ursache war dann schwieriger zu finden. Dann die Überraschung: Die guten teuren Ortliebtaschen sind nicht für tauge Straßen geeignet. Der Verschluss war völlig abgeschliffen, so dass die Klauen nicht greifen. Mit einer starken Leine ist die Tasche fest, aber dauerhaft. Kurz darauf ging die Kette ab. Bei dem Schlamm, Staub und Wasser auch kein Wunder. Also reinigen und etwas Kettenöl.
Die Landschaft ist meistens überwältigend. Seit den Tombstone Mountains habe ich das Gefühl durch Werkstatt und Labor der Erschaffung der Erde zu fahren. Überall Mineralien, verschiedenste Gesteine, schwarze, rote, gelbe Flüsse. Manchmal der Geruch von Schwefel, dicke Kohleschichten, Schotter zu riesigen Berge aufgetürmt, riesige Kalkwände, Unmengen an Bäumen in den Flüssen und an den Hängen.
Hätte ich nicht gedacht, dass der Norden hier so gebirgig ist. Sah auf Karte und Atlas eher flach aus. Vielleicht komme ich ja da noch hin. Heute über den Polarkreis und die Grenze nach NWT. Morgen dann Fort Macpherson am Peel und Mackensie, beide mit Fähre. Sind erst seit drei Wochen offen, wegen Eisaufbruch und Schollen. Seit Tagen bin ich im Bereich von Permafrost, eigentlich seit Dawson.

 

Rock River am Polarkreis

Soeben habe ich den Polarkreis überschritten. Die Sonne scheint ohne Unterlass, wenn denn keine Wolken da sind. Auch das GPS-Navi hat begriffen, wo wir sind, zeigt jetzt weder Sonnenaufgang noch Sonnenuntergang an.
Heute Morgen regnete es leicht und schwere Regenwolken lagen tief über den Hügeln und Bergen. Die Nachbarn, ein paar kanadische Biker mit Begleitfahrzeug, räumten früh umher. So verbrachte ich die nächste Zeit unter der Dusche. Ein tolles Gefühl, das warme Wasser und ein warmer Raum. Dabei lernte ich einige Wohnwagen-Camper und deren Probleme kennen.
Schnell änderte ich meine Planungen und brach das Zelt in den trockenen 10 Minuten ab. Tatsächlich dauert es mehr als eine halbe Stunde, samt Nebenarbeiten, bis alles verstaut ist. Danach hatte ich viel Zeit für ein riesiges Frühstück, da es sowieso regnete und ich am Vortag genug gemacht hatte.
Zufällig fragte ich nach WLAN. Es gab tatsächlich mehrere, die jedoch wegen schlechten Wetters ausgefallen waren und repariert wurden. Nach Eingabe vom PW (gegen 5 CDN), funktionierte es schon. Nach drei Tagen endlich wieder Internet, mails etc. . Wahrscheinlich gibt es hier ein Netz wegen des Landeplatzes mit Hubschrauber und Notrettung. Rita hatte ich schon in der Nacht (für mich) angerufen, vom Münztelefon mit Kreditkarte. Nach drei Tagen ein Lebenszeichen und Ritas Stimme!
Draußen regnete es in kräftigen Schauern. So konnte ich alles in Ruhe machen. Bestimmt 6 Becher Kaffee und 3 Glas Wasser habe ich dabei geleert. Und Wetterberichte studiert. So wurde es langsam 13 Uhr. Wenn das alles so stimmte, müsste es bald trocken sein und die Sonne scheinen. Während ich mich draußen langsam fertig machte, kam ein Biker an und stieg ab: „I had thought to be tough, but than I saw you“ (Ich hatte gedacht, stark zu sein, dann sah ich dich. R.S.) und verschwand im Restaurant.

Dass so wenig Regen den Straßen so zusetzen kann, hatte ich nicht gedacht. Die Straße war offen, mit ein paar Hinweisen. Erst ging es 400m zum Fluss runter und dann 400m hoch. Und unten war Schlamm. So ging es nur langsam voran, ich hatte ja auch nur 78km vor den Pedalen. Und es klarte tatsächlich auf, die Sonne kam. Mein Fahrrad sah inzwischen gewürzt aus. Die Autos aber auch. Dann kam der Polarkreis. Ein paar Hinweistafeln, gestützt wegen des Wetters. Das war alles. Gleichzeitig kamen drei Wohnmobile, Leute aus Dietz, die mich für verrückt hielten, mit dem Fahrrad dahin zu fahren, wo sie mit ihren dicken Autos Probleme hatten. Nur mit Mühe waren sie einige Berge hoch gekommen, vor 10 km und vor 40 km. Das konnte ja was werden. Doch durch den Wind und die Sonne wurde alles schnell besser und wieder befahrbar. Nur mein Fahrrad muss ich morgen bei der nächsten Tanke ordentlich abstrahlen. Dass Kette und Gangschaltung das alles so mitmachen, ist schon erstaunlich.
Neben meinem Schlafsack hab ich jetzt immer zwei Sprays, eins gegen die kleiner Quälgeister, seit drei Tagen im Einsatz, sehr wirksam. Das andere gegen Bären. Die sind immer so schnell weg durch Klingel und Glocke. Kann aber wichtig werden, zumindest schlafe ich ruhiger.

Anruf aus China

Es ist kaum zu glauben, vorhin kam ein Anruf von einer mir völlig unbekannten Nummer mit der angezeigten Landeszuordnung China. Als ich abnahm, war Jürgen dran. Ich habe mich richtig gefreut, na klar, nach 3 Tagen ohne Nachricht. Er stand genau auf der Markierung des Nordpolarkreises und war sehr glücklich. Heute ist Tag-/Nachtgleiche; klasse getimt! Offenbar haben die Kanadier dort ein Festnetztelefon oder so etwas ähnliches hingestellt und die Anrufe nach Europa werden eben über China abgewickelt…

2 bis 3 Tage will er noch an dieser Grenze lang fahren und dann nach einem Bus oder einem kleinen Flugzeug Ausschau halten, um zur nächst größeren Stadt zu kommen. Denn in einer Woche ist ja der Rückflug von Anchorage nach Leipzig gebucht. Ich denke, er hätte ziemliche Lust noch länger zu bleiben und weiter zu radeln. Mal sehen, wie seine Ankunft im realen Leben abläuft. Das wird sicher nicht ganz einfach für ihn nach diesen großartigen Erlebnissen.

Engineer Creek

Als führe ich in der Werkstatt oder dem Labor des Erbauers der Erde entlang. Unfertige Hügel und Berge zu Hauf. Gelbe Flüsse mit den Rohstoffen. Grabenverwerfungen. Kontinentenkollisionen. Hier ist was los. Und der kleine Wastl mittendrin. So hatte ich mir den Norden Kanadas nicht vorgestellt. Eher flach und Tundra. Aber die Bäche (Creeks) und Flüsse (River) sind entweder schwarz, rot oder gelb. Je nach dem, was im Oberlauf so liegt: Kohle, Eisen, Schwefel. Mein alter Freund Thomas, der Geologe, hätte seine Freude daran, zumal er seine letzten Jahre für eine kanadische Firma gearbeitet hatte…
Ansonsten habe ich heute alle Freuden des Radelns erlebt: Regen, Gegenwind, Berge. Häufig in voller Kombination. Dazu kommen seit heute Mosquitos in Schwärmen. Für alles gibt es eine Lösung: Lange Hose, langes Hemd, Bienenschleier. Und natürlich Spray. Da fallen die vom Himmel, bevor sie ahnen, das es sowas gibt. Mit der richtigen Ausrüstung alles kein Problem. Für die Berge ein paar mehr Muskeln und Übung, gegen den Regen den Poncho. Nur mit dem Wind. Beim Segeln immer hart dran. Doch ist die Strasse nicht breit genug, häufig steil. Trotzdem bin ich vorangekommen. Auch ohne Asphalt, oder gerade deswegen, ist die Straße hervorragend, so wie ich sie vor 46 Jahren in Nordskandinavien erlebt habe.
Anstrengend und faszinierend. Einfach genial.

Vorher habe ich zwei Kanadier getroffen, die ersten, sonst nur Europäer. Seit Inuvik unterwegs. Die Strasse ist übrigens wirklich sehr gut.
Mein Zeltplatz hat richtig viele Mücken. Mit Hut und Schleier geht es ganz gut. Der Topf mit Spaghetti war sehr voll, und dann noch ordentlich Käse. Hungern muss ich nicht.
Beafort See und Mackenzie sind jetzt die nächsten  Ziele.

 

Bierpreise wie in Schweden

Die Spargelcremesuppe dampft vor mir im Topf. Zu heiß. So kann ich die Landschaft genießen, die Berge sind über 2500 m und haben noch viel Schnee, trotz der fast 30 Grad Hitze. Auf 1000 m ist noch eine üppige Vegetation. Darüber eher spärlich. Die Ogilvie Mountains, zu denen auch die Tombstone gehören, bilden die Grenze zum Norden. Langsam fängt dann das Tundra-Gebiet an. Bis zum Mackenzie sind es noch 500 km. Die Landschaft ist großartig, wie Gebirge in Nordschweden (z.B. Kongensvai oder Kiruna).
Heute war es sehr heiß um 28 Grad und sonnig. Sonnig heißt 21 h am Tag. Mücken gibt es inzwischen, aber gemäßigt. Mein Zelt steht frei, da kommen sie selten. Gegen die Bären gibt es hier überall Stahlcontainer. Die Wohnmobile, sehr viele, brauchen die nicht.
Heute Morgen habe ich dann meine Einkäufe in Dawson getätigt. Die Stadt (eher Dorf) ist erhalten wie vor hundert Jahren. Kein Bordell, keine Spielhölle, wenig Alkohol, nur biedere Hotels für wenige, aber biedere, Gäste. Der General Store war sehr gut sortiert und sogar am Sonntag offen. Der Liquerstore hat nur von Dienstag bis Samstag von 12 bis 19 geöffnet. Geheimtipp, aber nicht weitersagen, im Hotel Eldorado gegenüber wird in der Lounge ab 11 Uhr eine geringe Auswahl angeboten. Waren es die russischen Missionare oder war es die Prohibition? Gestern hatte ich sehr gut und üppig im Restaurant Jack London gespeist. Bierpreise wie in Schweden. Für die Portion Schweinebraten mussten wohl zwei Tiere dran glauben.
Gut versorgt mit Brot, Wurst, Obst, Keksen ging es dann 120 km in die Berge nördlich von Dawson auf dem Dampster Highway, immer nach Norden und dann gerade aus (so war doch früher die Werbung für Bommerlunder?).

 

Jürgen in der Wildnis

Seit 3 Tagen hatte ich nur kurze sms erhalten; es gibt kein Netz in der kanadischen Weite. Das nächste Ziel ist Dawson City, danach soll es über die Grenze nach Fairbanks in die USA gehen. Ich hoffe heute mal wieder Bilder zu sehen und vor allem zu hören, daß es ihm gut geht. Manchmal hadere ich schon mit den Radabenteuern. Aber er paßt wohl gut auf sich auf.

Nun kam alles auf einmal, viele Bilder und etwas Text. Ich habe es den jeweiligen Reisetagen versucht zuzuordnen. Deshalb müßt ihr nun rückwärts gucken. Viel Spaß dabei.

 

Wassernot

Dass die Versorgungslage so schlecht sein könnte, hat mich überrascht. 500 km zwischen Liquorstores und Bargeld, 300 km zum Brot, 200 km zum Mineralwasser. Und das noch in bewohnten Gegenden. Telefonieren über Festnetz, sofern vorhanden, CB-Funk ist modern. WIFI manchmal, aber nur in Städten.
Unterwegs heute sprach ich mit einem kanadischen Biker aus dem Süden. Nicht 19. sondern 18. Jahrhundert sei hier aktuell. Da gehörte der Norden noch zu Russland. Also sind die Russen Schuld am Rückstand.
Dann traf ich noch Uli aus Deutschland, der im äußersten Norden angefangen hat, als noch Eis auf den Flüssen war und die Fähren nicht fuhren. Damit hätte er natürlich das große Los gezogen, mit verschneiten Straßen und Jahreszeitwechsel auf Permafrostboden. Manchmal nur 35 km am Tag im Schlamm. 18 Monate will er durch Amerika radeln mit Ziel Ushaia.
Richtig heiß war es heute mit 28 Grad und warmem Wind gegenan. Da war mir glatt das Wasser ausgegangen. Den beiden Tankstellen zwischendurch gab es nur Benzin mit Kreditkarte. Das Wasser auf dem Zeltplatz musste abgekocht werden. Für 3 Becher Tee reichte es. Darauf war ich nicht vorbereitet.

 

ziemlich steil geht es immer wieder hoch und runter

ziemlich steil geht es immer wieder hoch und runter

Nicht mal eine Trommel kann ich hier kaufen

Dass ich in einem solch rückständigen Land bin, hätte ich nicht gedacht. Überall in Zentralasien und auch den abgelegenen Regionen Chinas hatte ich immer ein Mobilnetz. Ab Skagway in Alaska gab es kein mobiles Netz mehr. Noch nicht einmal in der Hauptstadt vom Yukon. In Carmacks gab es das letze WLAN. Jetzt gibt es gar nichts mehr. Wahrscheinlich muss ich mir eine Trommel kaufen. Aber auch das gibt es nicht. In der letzten Tanke in Steward Crossing gab es Kaffee und Chips, keine Teebeutel und kein Brot. Bier sowieso nicht. Zwischen Whitehorse und Dawson kein Liquerstore, fast 500 km.
Nur mit der Kommunikation habe ich ein Problem, da Rita grosse Angst hat, mir sei was passiert. Werde morgen wohl mal trampen müssen, um ein WLAN zu erreichen. Ansonsten habe ich hier keine Probleme, weder mit dem Körper noch mit dem Rad. Alles bestens.
Heute war ein ziemlich heißer Tag mit 21 h Sonne. Viel Creme auf die Nase. Den Yukon habe ich heute nicht gesehen, aber die großen Nebenflüsse Pelly und Steward. Es ist immer lästig, zum Fluss runter und dann steil wieder hoch. Da merkt man die 40 kg Gepäck sehr deutlich. Im Gebirge zum Pass hoch sind die Steigungen meist angenehmer. Jetzt am Abend kommen das erste Mal Mücken. Nicht mehr als bei uns.
Ich bin gespannt, wo ich morgen Abend landen werde.

eine hinreißende Landschaft wie in Sibirien

Tiefer Frieden liegt über der Landschaft am Pelly River, der gemächlich zum Yukon fließt. Kein Lufthauch, keine Mücken. Die Sonne versucht unterzugehen, es dauert noch lange und vier Stunden später ist sie schon wieder oben. Die Nächte werden schnell kürzer, je weiter ich in den Norden komme. Spät bin ich erst losgekommen, da mir der Tag gestern noch in den Knochen war.
Lange ging es Am Yukon lang mit ein paar Stromschnellen, an denen mancher Goldsucher gescheitert ist. Überall sind hier im Yukongebiet die Überreste vom Goldrausch zu finden. Ein kurzes Stück durch die Berge und jetzt bin ich am Pelly River. Orte gibt es hier vielleicht alle 100 km. Auch Tankstellen. Ein paar Häuser, fertig ist der Ort. Aber eine hinreißende Landschaft. Häufig hohe Berge in der Ferne, Hügel, alles bewaldet, soweit das Auge reicht, Bäche, Seen. Der Yukon und die Nebenflüsse tief eingeschnittenen. Mit Fahrrad blöde, weil nach tief runter immer steil hoch kommt. Die Flusslandschaften erinnern mich an Bilder aus Sibirien, Lena, Ob, Jenessei.

 

die grösste Zimtschnecke der Welt

Ein Tag mit Höhen und Tiefen, nicht nur auf der Landstraße. Viele Höhenmeter. Erst Regen, dann Wind, dann Wind und Regen, manchmal Sonne mit Wind, aber immer gegenan. So zog sich der Weg bis zum Zwischenhalt in Braeburn. Und noch meine Jacke verloren. 20 km zurück, aber vergebens. Vielleicht gibt es jetzt einen neuen Nutzer. Geht aber auch ohne. Die Ursache des Verlustes war wohl eine fehlende Schraube an der Satteltasche, so dass keine Spannung da war. Inzwischen ist die Schraube ersetzt aus meinem Lager.
Das Highlight war dann in Braeburn der Kuchen, das größte Zimtküchelchen (Cinnamon Bun) der Welt. Beeindruckend. 30 cm Durchmesser, 12 cm hoch, mehr als ein Pfund. 10 CDN, könnte ich nicht nein sagen. 1/3 habe ich geschafft, den Rest für die nächsten Tage. Kaffee einmal zahlen, mehrmals nachgießen.
Die restlichen 80 km zum Quartier gingen ganz gut, weil meistens eben und ohne Wind (schläft ja manchmal abends ein). Die Sonne war noch am Himmel. Erst kurz vor Carmacks am Yukon war sie weg. Zwischendurch hatte ich noch zwei Mädels mit ihrem defekten Auto geholfen. Der Auspuff war gebrochen, daher der Lärm.
Der Zeltplatz, eigentlich nur für RVs, war hinter dem Hotel. Gegen Entgelt über Internet hatte ich dann endlich mal wieder WLAN. Seit Whitehorse nichts mehr. Auch nicht in Braeburn. Da ist nur Zwischenstation beim Yukon-Quest, 1000 Meilen mit Hundeschlitten von Whitehorse nach Fairbanks. Am 16.2.2016 waren die Teilnehmer und Hunde dort über Nacht. Die Einlauf- und  Auslauflisten hingen immer noch aus.
Das WLAN vom Hotel habe ich dann gut genutzt und auch noch mit Rita am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Hotel „gefacetimet“ (skypen nach apple-Art). Kalle war auch zufällig kurz dabei.

 

Goldrausch und Erzabbau

Es gießt aus Eimern.  Zum Glück hat der Campingplatz einen riesigen überdachten Grillplatz, auf dem ich mich häuslich niederlasse. Toller Blick über den See, kaum Mücken. Nach einem langen Tag noch ein Süppchen, dann ist finito.
In der Nacht hatte der Regen begonnen, zum Frühstück und Abbau unterbrochen. Im Laufe des Tages wurde es besser. Zwei Radler aus Frankreich kamen mir entgegen, auf dem Weg von Fairbanks nach Südamerika für ein Jahr. Nicht schlecht. Kurz vor Whitehorse, der Hauptstadt des  Yukon-Territory, kam „mein“ Klondike Highway auf den Alaska Highway, für 30 km.
Hauptstadt ja, aber sehr klein und am Ende der Welt. Funktelefon kennt man noch nicht, WLAN gelegentlich schon. Bei Starbucks hatte ich dann Kaffee und Internet, für kurze Zeit. Whitehorse liegt am Yukon und zeigt ein altes Schaufelradschiff. Die sind doch früher, bis 1955, mit solchen Schiffen von Fairbanks bis Whitehorse gefahren. Früher ein Zentrum beim Goldrausch und Erzabbau.

Drei drollige Bären und ihr Chef

Was für ein Kontrast. Heute morgen üppiges Frühstück an Bord, bequeme Stühle, Ober mit Kaffeekanne. Jetzt eisiger Wind auf 1000 m, unbequeme Steine zum Sitzen, Wurst Käse Brot aus der Satteltasche. Aber ein Panorama ohne gleichen; Sonne auf dem Pelz, selber erarbeitet in 3 Stunden. Die Grenzer waren sehr unfreundlich, obwohl sie sicherlich den schönsten Ort der Welt als Arbeitsplatz haben.
Das Schiff war verspätet eingelaufen und die historische Bahn wollte mich als Radreisenden mit Rad nicht mitnehmen. Der Zug sei immer ausgebucht. Kein Wunder, liegen doch immer drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen.
So bin ich halt die 1000 m zum Pass geradelt. Geht doch! Entgegen kamen mir jede Menge johlender Radfahrer. Mit Bus und Anhänger werden die Touris und die Räder zum Pass gekarrt, damit sie ins Tal rollen können. Mein Tag endete dann ziemlich spät im Weltstädtchen Carcross. Den ganzen Tag hatte ich beste Sicht. „Machen Sie schnell Fotos, denn die Berge sind selten zu sehen.“
An Bord hatte ich mich von den zwei deutschen Paaren aus der Heide verabschiedet. Auch Abenteurer, aber etwas ruhiger und älter: Schiff bis Skagway, Bahn bis Whitehorse und dann mit RV weiter. Auch toll.
Am Pass und danach habe ich viele Tiere gesehen. Die großen Steinböcke waren schnell und liefen vor mir in Panik davon, auch die Bären sind erschrocken, wenn der Chef kommt und bimmelt. Kurz gucken, dann aber weg. Drollig. Wirken sehr possierlich. Drei Bären waren es.

Auf dem Schiff nach Skagway

Vor mir das opulente Frühstück. Am Fenster zieht das Küstengebirge von Alaska vorbei. Leicht schaukelt das Schiff über den Chilikat Lynn Canal. Mehr Luxus geht kaum. Und ständig kommt der Ober und schenkt Kaffee nach.
Am Oberdeck im Windschatten. Das Boot liegt in Haines, dem letzten Hafen vor Skagway. Die schneebedeckten Berge am Ende des Fjordes vor mir, das Wasser in Blau, Grün und Türkis in allen Abstufungen. Ein Raabe hat sich auf der Reling niedergelassen und ist sehr interessiert. Der Raabe spielt für die First Nation eine große Rolle, weil er das Licht zu den Menschen auf die Erde gebracht hat. Die häufigsten Vögel hier oben im Norden (genannt der Südosten von Alaska) sind jedoch die Weisskopfadler, Wappentier der USA und Symboltier von Alaska. Die Adler sind häufiger als Möwen und Raaben. Am Hafen sitzen sie häufig auf hohen Masten und unterwegs am Ufer ist manchmal jede zweite Tannenspitze von einem Adler besetzt.
Am Sonntag den 12.6. ging es früh bei Regen in Ketchikan los (die meisten Orte kennt das Programm inzwischen). Ging dann gleich mit Frühstück weiter und einem faszinierenden Panorama. Grüne Gebirge, weiße Gletscher, grünblaues Wasser. Immer neue Kombinationen. Das Fahrwasser manchmal so eng, dass das Schiff gerade durchpasste. Sirene vor der Einfahrt. Viele kleine Fischerboote. Einsame Häuser und manchmal Dörfer am Ufer. Viele Inselchen mit russischen Namen, Aufenthalte in Wrangel, Petersburg, Juneau und jetzt Haines. Gleich dann Skagway. On the road again, oder mit dem Zug zum White Pass. Mal sehen. Das nächste große Ziel ist Dawson City am Klondike auf dem Klondike Highway über Whitehorse.